Lidl, Seniorenwohnen und Sportstätte werden geplant
In Koblenz-Rübenach entsteht neues Quartier: Lidl, Seniorenwohnen und Sportanlage geplant
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Hier am Ortseingang von Rübenach soll zwischen Tennisheim (links zu sehen) und ehemaliger Bahntrasse (rechts) das neue Quartier entstehen.
Steinert Katrin. Katrin Steinert

In Rübenach fehlt manches, das den Menschen wichtig ist: ein Supermarkt etwa und eine Pflegeeinrichtung, in der Alte betreut werden können. Nun will der örtliche Fußballverein genau das für seinen Heimatort voranbringen. Und offenbar kommt die Idee bei vielen gut an.

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Hier am Ortseingang von Rübenach soll zwischen Tennisheim (links zu sehen) und ehemaliger Bahntrasse (rechts) das neue Quartier entstehen.
Steinert Katrin. Katrin Steinert

In Rübenach soll am Ortseingang rund um das Tennisheim ein neues Stadtteilquartier samt Discounter entstehen – so die Vision der Ideengeber. Federführend ist der Fußballverein Rheingold Rübenach, dessen Motto lautet „Mehr als nur ein Fußballverein“. Der Vorstand verfolgt die Idee, im Ort etwas für alle Generationen, vor allem jetzt auch mal für die Alten zu schaffen. Noch sind die Pläne ganz am Anfang, aber sie nehmen Form an.

Wir haben im Ort nichts, wo man feiern kann, weshalb es so eine Möglichkeit auch in dem neuen Quartier geben muss.

Ortschef Thomas Roos

Über das Vorhaben haben wir mit Ortsvorsteher Thomas Roos und zwei Männern gesprochen, die im Vorstand des Fußballvereins aktiv sind und das Projekt vorantreiben: Michael Fröhlich (Finanzen), Vorsitzender des Personalrats der Sparkasse Koblenz, und Peter Schmitz (Immobilien), der auch als Architekt seine Expertise einbringen kann.

1 Was ist geplant? Das Gelände, das entwickelt werden soll, umfasst das heutige Vereinsgrundstück sowie alle weiteren Flächen bis zur Bahnlinie – ein Areal von etwa dreieinhalb Fußballfeldern (etwa 25.000 Quadratmeter). Das Grundstück neben dem Verein hat sich der Konzern Lidl bereits gesichert, der hier einen Discounter errichten will. Die benachbarten Eigentümer können entscheiden, ob sie bei dem Gesamtprojekt ihre Flächen mit einbringen möchten. Auf dem Vereinsgelände befinden sich heute ein Tennisheim samt Tennisfeldern, Beachvolleyball- und Boulefeld, nach hinten raus Grünfläche.

Einkaufen: Im neuen Entwurf für den Flächennutzungsplan, der nach der Offenlage aktuell final überarbeitet wird, ist das Gelände als Sonderbaufläche für Einzelhandel bereits ausgewiesen. Auf Anfrage, was genau geplant ist, teilt Lidl mit: „Nach ersten positiven Gesprächen mit der Stadt Koblenz und der Ortsgemeinde Rübenach sind wir derzeit in der Planungsphase für das Bauvorhaben an der Aachener Straße.“

Betreutes und inklusives Wohnen: Auf dem geplanten Gesamtgelände sollen neben dem Lidl auch zwei Gruppen einer Pflegeeinrichtung mit selbstbestimmtem betreutem Wohnen für Senioren entstehen. Die Gruppen nutzen einen gemeinsamen Aufenthaltsraum.

Auch an die Möglichkeit inklusiven Wohnens für junge Menschen soll gedacht werden. Fröhlich meint, eine Idee sei, dass die beeinträchtigten Jugendlichen dann vielleicht im Café oder Lidl mitarbeiten könnten. Hintergrund des inklusiven Wohngedankens ist, dass der FV Rheingold eine Kooperation mit dem Team Bananenflanke hat: Das Team ist ein Fußballverein speziell für Kinder und Jugendliche mit geistiger Beeinträchtigung. Die jungen Kicker trainieren immer freitags auf der Mehrgenerationenanlage in Rübenach.

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Tennisfelder und ein Beachvolleyballfeld (im Hintergrund) soll es auch im neuen Quartier geben.
Steinert Katrin. Katrin Steinert

Sport: In dem neuen Stadtteilquartier müssen Sportanlagen gebaut werden. Das ist eine der Bedingungen des FV Rheingold: mindestens für Tennis, Beachvolleyball und Boule, was es heut auch schon gibt. Das fachliche Institut für Sportstättenentwicklung (ISE) aus Trier, von dem sich der FV beraten lässt, rät zu folgenden Elementen: Tennissportanlage für den Verein und weitere Nutzergruppen (Zweiplatzanlage), Outdoorsportanlage ergänzend zu der vorhandenen Mehrgenerationensportanlage am Fußballplatz, ein Multifunktionsfeld für verschiedene Sportarten, Beachvolleyball und Boule.

Bürgercafé/Treff: Das in die Jahre gekommene Tennisheim in Rübenach bietet seit jeher einen Ort, wo sich nicht nur Tennisspieler treffen, sondern wo man auch Feiern ausrichten kann. Dadurch übernimmt es eine wichtige Aufgabe als Treffpunkt für ganz Rübenach. Ortschef Thomas Roos betont: „Wir haben im Ort nichts, wo man feiern kann, weshalb es so eine Möglichkeit auch in dem neuen Quartier geben muss.“

Das ist auch dem FV wichtig. Peter Schmitz sagt: „Es muss hier weiterhin eine Stätte geben, wo man Familienfeiern machen kann.“ Das Fachinstitut nennt beispielsweise als eine mögliche Option ein Bürgercafé oder ähnliches.

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Das Tennisheim ist ein beliebter Treffpunkt für Vereinsmitglieder und Familienfeste.
Steinert Katrin

2 Wie kam es zu der Idee? Das offizielle Vereinsmotto lautet: „FV Rheingold – mehr als nur ein Fußballverein.“ Vereinsvorstand Michael Fröhlich erklärt, dass der Verein sich seit jeher im Ort engagiert und viel für Kinder und Jugendliche tut – über den Vereinssport hinaus. Die beiden Männer kamen vor drei Jahren neu in den Vorstand, nachdem sie schon vorher im Verein aktiv waren als Vorsitzende der Jugendstiftung (Fröhlich) und der Fördergemeinschaft, die den Seniorenspielbetrieb unterstützen (Schmitz). Sie überlegten, was man für den Ort tun kann, und wollten dabei auch an die Alten denken. Mehrere Dinge kamen dabei zusammen.

Zum einen hat der Verein vor einigen Jahren den bis dato selbstständigen Tennisverein als Abteilung aufgenommen, Gelände samt Anlagen und Vereinsheim übernommen. Damit hat der Verein seitdem zwei Klubhäuser plus die Sportanlagen (Tennis und Co) an der Aachener Straße und Am Mühlenteich (Fußball und Schulsport).

Michael Fröhlich (Finanzen) erklärt: „Hier im Tennisheim würden in 10 bis 15 Jahren enorme Kosten auf uns zukommen: Die Bäder und Umkleiden müssen dann neu gemacht werden.“ Die Männer überlegten, was sie hier auf dem Gelände entwickeln könnten. „Klar war, dass hier eine Sportstätte bleiben sollte“, betont Fröhlich dabei.

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Freuen sich auf das, was hier entstehen könnte (von links): Michael Fröhlich, Thomas Roos und Peter Schmitz.
Steinert Katrin. Katrin Steinert

Peter Schmitz ergänzt: „Gleichzeitig kennt man immer mehr Alte, die wegziehen müssen, was wirklich traurig ist.“ Denn: Es gibt keine Pflegeeinrichtung mit betreutem Wohnen im Ort, in der Ältere selbstbestimmt leben können, wenn sie nicht mehr allein zurechtkommen.

Die Vision von Schmitz und Fröhlich: dass die Alten eingebunden bleiben ins Ortsleben, soweit das eben geht, und der Kontakt zu Freunden und Familie bestehen bleibt. Schmitz sagt: „Man kann sich auch Kooperationen mit Mannschaften, Grundschule oder Kindergärten überlegen, die die Alten besuchen oder gemeinsam etwas unternehmen.“

Ortschef Roos ergänzt, dass vielen ein Supermarkt fehlt, seit der Edeka vor rund 15 Jahren im Ortskern schloss. Auch wenn es nach wie vor einen Bäcker, zwei Hofläden und Direktvermarkter von Kartoffeln und Obst gibt, ist ein Nahversorger wichtig, meint Roos. Auch ein Café oder Bürgertreff, ein Ort für Familienfeiern und Vereinstreffen sei wichtig.

3 Wie weit sind die Pläne? Die Idee, das Gelände zu entwickeln, entstand vor zwei Jahren. Dann kam Lidl auf den Verein zu, berichten die Vorstände. Dadurch konnten sie größer denken und planen. Michael Fröhlich betont heute: „Unsere Vision wird nun konkreter.“ Zeichnungen oder genau Pläne gibt es noch nicht. Aber ein Ziel: „Es wäre toll, wenn wir das in einer Zeitachse von fünf Jahren realisieren.“

Gesucht werden nun noch ein Investor und Projektentwickler. Der Verein wäre als Gesellschafter in einer zu gründenden Gesellschaft mit im Boot. Mit dem 13 m² großen Schlüsselgrundstück, das der FV Rheingold in das Projekt einbringt, sichert sich der Verein eine entsprechend große Mitsprache bei den Planungen. Lidl wäre ebenfalls für etliche Jahre als Ankermieter vertreten, erklären sie.

Der Ausschuss für Stadtentwicklung und Mobilität der Stadt Koblenz wurde in seiner Oktobersitzung über das Gesamtprojekt informiert. Weil die Ausdehnung der Fläche über das Tennisheim hinweg bis an die Schienen reichen soll, muss das im Flächennutzungsplan ausgezeichnete Areal vergrößert werden, was offenbar geschehen soll.

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