Die Wagen sind geschmückt, die Kostüme warten darauf, angezogen zu werden, Koblenz ist bereit für ein Spektakel. Nichts anderes erwarten Zehntausende Karnevalisten beim Rosenmontagszug durch die Stadt. In wenigen Stunden hallt es durch die Straßen: Kowelenz, Olau!
1 Der Startschuss fällt um 12.11 Uhr am Kreisel Karmeliterstraße/Kastorpfaffenstraße. Nach seiner Route durch die Innen-, Alt- und Südstadt endet der „Zuch“ an der Ecke Löhrstraße/Friedrich-Ebert-Ring. Wer den Umzug durch die Stadt sehen will, aber nicht weiß, wo: einfach den Narren nach.

2 Gibt es einen Geheimtipp, wo man stehen kann? Ein echter Geheimtipp würde ja nicht lang geheim bleiben, sagt Andreas Münch von der Arbeitsgemeinschaft Koblenzer Karneval (AKK) und lacht. Der Zug ist überall schön, aber jeder könne einen Platz finden, der genau zu einem selbst passt. Im Entenpfuhl ist es eng, die Stimmung ist gut. Aber auch in der Viktoriastraße sei traditionell gute Stimmung, und es sei nicht ganz so voll, sagt Münch. Viele Familien gucken in der Vorstadt, hier ist es luftiger und gemütlicher. „Wenn ich gucken würde, würde ich wahrscheinlich in die Obere Löhr gehen“, sagt der AKK-Präsident. Das Glasflaschenverbot, das es viele Jahre lang gab, weil sich der Straßenzug an Rosenmontag zu einem gefährlichen Pflaster entwickelt hatte, ist aufgehoben, weil hier wieder Normalität eingekehrt ist.
3 Während des Zugs sind weite Teile der Innenstadt autofreie Zone. Spätestens ab 11 Uhr werden Zugstrecke und Zufahrten abgesperrt. Karnevalisten kommen am besten zu Fuß, mit dem Rad oder mit dem Bus. Wer auf der Zugstrecke noch im Halteverbot steht, sollte sich sputen – oder findet sein Auto womöglich beim Abschleppdienst.
4 Wie schaffen es Karnevalisten, fit zu bleiben? Die lange Session fordert ihren Tribut, die überall spürbare Erkältungswelle hat auch einige der Aktiven getroffen, trotz bester ärztlicher Unterstützung, sagt AKK-Präsident Andreas Münch. Denn so wie ein König einen Leibarzt hat, so gibt es eine AKK-Ärztin. Aber auch die kann nicht zaubern bei all den Viren, die in den vergangenen Wochen unterwegs waren. Erst fiel Prinz Lars für zwei Tage aus, und nun auch die Confluentia. „Ausgerechnet an ihrem höchsten Feiertag, an Weiberfastnacht“, berichtet Andreas Münch. Das war natürlich fürchterlich ärgerlich, hatte sie sich doch auf diesen Tag besonders gefreut. „Aber es hilft nichts, es ging einfach nicht.“ Ausnahmsweise durfte also an Schwerdonnerstag der Prinz sprechen – normalerweise muss er an diesem Tag schweigen. Am heutigen Rosenmontag will Confluentia Kim aber unbedingt an Bord ihres Wagens sein.
5 Dann könnte die Confluentia nämlich auch jede Menge Köstlichkeiten in die Menge werfen. Schon seit ein paar Jahren gibt es eine Tendenz zu hochwertigerem Wurfmaterial, sagt AKK-Präsident Andreas Münch. Den Vereinen wird es angeraten, aber entscheiden kann jeder natürlich für sich selbst. „Aber nach den früheren Plombenziehern bückt sich heute wirklich keiner mehr.“ Angst, dass gegen Ende des Zuges weniger geworfen würde, brauche im Übrigen niemand zu haben, sagt Münch. „Im vergangenen Jahr waren die Wagen so vollgepackt, dass manche gar nicht alles abgeladen haben.“

6 Im bunten Treiben brauchen bunt kostümierte Jecken auch eine bunte Anlaufstelle: Wer während des „Zuchs“ Hilfe benötigt, findet man Ansprechpartner in der DRK-Begegnungsstätte an der Liebfrauenkirche. Polizei, Ordnungsamt, Sanitätsdienst oder auch das Jugendamt helfen gern und unterstützen, wo sie können. Erreichbar ist die bunte Anlaufstelle ab 12 Uhr auch unter der Telefonnummer 0261/1297777.
7 Nach dem „Zuch“ ist vor der Party: Am Münzplatz steigt die große After-Zuch-Party der AKK mit Livemusik und Kaltgetränken. Jecken zahlen keinen Eintritt. Kostenlos ist auch die alkoholfreie Jugendparty im Zenit am Görresplatz. Von 12 bis 17 Uhr können alle Narren im Alter von 10 bis 15 Jahren ihre eigene Rosenmontagsparty feiern.
Alkoholverbot für die Hauptdarsteller
8 Alkoholverbot gibt es im Übrigen nicht nur für die Jugend, sondern auch – nicht ganz so streng – für die Tollitäten und ihr Gefolge. Vielleicht gibt es kaum jemanden, der in der Karnevalszeit so wenig Alkohol trinkt wie die aktiven Karnevalisten. „Natürlich mal ein Bier oder zwei“, sagt AKK-Präsident Andreas Münch. „Aber auch dann immer Zwischenwasser.“ Es gebe anfangs manchmal lange Gesichter bei dem Tollitäten stellenden Verein, wenn die AKK-Leute sie auf das Alkoholverbot in der Session hinweisen. „Ganz strikt ist es auch nicht, aber man muss ja ordentlich auf eine Bühne rauf- und wieder runterkommen“, und „die Tollitäten stehen nun mal als Repräsentanten für die Stadt Koblenz“, sagt Münch. Und auch für die Aktiven im Zug gilt (eigentlich) Alkoholverbot. „Für uns gehören Feiern und Alkohol eben nicht zwangsläufig zusammen“, sagt der AKK-Präsident. Das Bier danach schmeckt dann vermutlich umso besser.
9 Wenn es so wird, wie seit ein paar Tagen vorausgesagt, dann lachen die Narren mit der Sonne um die Wette. „Natürlich macht es was aus“, sagt Andreas Münch. Die Hartgesottenen gehen bei jedem Wetter, die Aktiven ohnehin – aber viele Unentschlossene bleiben bei 4 Grad und Regen weg. Das ist aber in diesem Jahr nicht zu erwarten: Sonne und bis zu 10 Grad sind gemeldet, beste Voraussetzungen also für einen wunderschönen Rosenmontagszug mit vielen Besuchern. Schätzungen nennen die Zahl von 120.000 bis 150.000 Menschen, die traditionell den Koblenzer „Zuch“ erleben.
10 Der Verkehrsverbund Rhein-Mosel will an den närrischen Tagen noch mehr Grund zur Freude geben: Mit dem Happy-Days-Tarif können an Rosenmontag fünf Personen mit einer Tageskarte den ganzen Tag fahren. Die kostet für das Netz Koblenz 5,50 Euro, fürs gesamte VRM-Gebiet kostet die Tageskarte 26,60 Euro.

11 200 Polizistinnen und Polizisten werden beim Rosenmontagszug für Sicherheit sorgen. Dazu sind Kräfte vom Ordnungsamt, der Feuerwehr, Sicherheitspersonal und Sanitätsdienst im Einsatz – nicht zu vergessen die Wagenengel und die Putzkolonne der Straßenreinigung und Müllabfuhr. Sie wird mal wieder in Rekordzeit dafür sorgen, dass schon am Abend von Konfetti und Co. nicht mehr viel zu sehen sein wird. Und dann können auch diese Mitarbeiter ein bisschen feiern.