Vor rund zwölf Monaten titelte unsere Zeitung: „Nach monatelangem Baustopp: Schloss Liebieg in Kobern-Gondorf steht zum Verkauf“. Was folgte, war ein Gespräch mit den Verantwortlichen, Geschäftsführer Andreas Kreuter und dem Ehepaar Inge von Geldern und Bernhard Kirsten vom Weingut Schloss Liebieg, ehemals Weingut Kirsten: Nach einem starken Anlauf im Jahr 2018 – Hangabtragung, Dacheindeckung, Fassadenerneuerung und vieles weitere – folgte mit Corona und dem Ukrainekrieg eine Zäsur, von der man sich nicht mehr erholte.
Den Projektchefs wurde neben dem laufenden Weingutsbetrieb klar: Wir sind keine Projektentwickler, fassten sie noch im Januar diesen Jahres zusammen. Die Entscheidung fiel schließlich für die Marke „Schloss Liebieg“, für ihr Weingut und nicht für das eigentliche Bauwerk. Ein Aushang am Schlosstor wies bereits Ende 2022 darauf hin, dass man einen neuen Käufer suchen wolle.
„Wir haben weder ein Zeit- noch ein Finanzproblem, das Schloss darf erst mal ruhen.“
Andreas Kreuter im Januar 2024
Schön fänden alle drei, wenn ihre Idee von einem Hotel mit gastronomischem Betrieb und einer Vinothek weitergetragen werden würde. Und auf den richtigen Käufer könne man auch warten: „Wir haben weder ein Zeit- noch ein Finanzproblem, das Schloss darf erst mal ruhen“, sagt Kreuter im Januar 2024. Und bisher hat sich niemand gefunden, der dieses Konzept weitertragen oder mit einem eigenen überzeugen konnte.
Gespräche mit drei möglichen Käufern habe es in den vergangenen Monaten gegeben, sagt Kreuter nun gegenüber unserer Zeitung. Alle kamen aus dem Raum Koblenz, die Ideen seien ähnlich gewesen, Hotelbetriebe mit Tagungsräumen standen im Raum und ähnliches. Doch das geeignete Modell habe sich nicht gefunden. Am Preis habe es übrigens nie gelegen, versichert der 36-Jährige. Einen richtig festen Preis habe es nie gegeben, man ist offen gewesen für Kooperationen, immerhin handelt es sich hier um ein spezielles Objekt: „Da ist es schwer, einen Preis festzulegen.“

Im Spätsommer habe man nun angefangen, das Gelände wieder herzurichten, wolle im März frischen Rasen säen, mit einer Tiefbaufirma ein Bauloch verfüllen und den Park wieder zurechtmachen. Unter der Liste „Maßnahmen zur Erhaltung des Kulturgutes“ finden sich viele Punkte, die sie nun einzeln durchgehen wollen, erzählt Kreuter. Ziel sei, dass es im März 2025 wieder so schön ist, dass man auch mal mit Interessenten oder Kunden hinfahren kann.

Bitte kein Lost Place der Region
Unlängst wurde der neue Preis für das Tauris bekannt: 1 Euro. Doch das Spaßbad ist nicht das einzige Projekt auf Investorensuche in der Region. Wer hat ein Konzept in der Schublade, das sich auf die Großbaustelle Schloss Liebieg übertragen lässt?
Von außen wolle man es wieder so herrichten, wie man es 2018 vorgefunden habe, inklusive der Ertüchtigungen, die man bereits vorgenommen habe. Von innen ist das Gebäude ein „sauberer Rohbau“, sagt Prokuristin Inge von Geldern. Der so dingfest gemacht worden ist, dass er geschützt ist, versichert sie.
Sie sind teils selbst erstaunt sein, wie gut der Bau dasteht, sagt von Geldern, wenn man nun hineingeht: „Es ist ein fulminanter Rohbau ohne Wasser innen“, daher sei der Bau trocken. Man sei gerade mit der Weinlese fertig und werde die Wintermonate nun nutzen, um sich Gedanken über weitere Pläne zu machen. In den nächsten Monaten werde ein Hausmeister regelmäßig nach dem Rechten sehen und den Park in Ordnung halten.

Zum Verkauf steht das Anwesen weiterhin, allerdings wolle man das nicht mehr proaktiv vorantreiben. Wenn jemand Interesse äußert, ist man bereit für Gespräche, aber „es ist nicht so einfach, jemanden zu finden, der es in unserem Sinne weiterführt“. Verkaufsnot besteht nicht, über einen Makler sei man bisher nicht gegangen, sonst hätten die Interessentenzahlen wohl auch höher sein können, vermutet Kreuter.
Enttäuscht? Dass die Suche nicht einfach wird, war abzusehen, sagt Kreuter, enttäuscht sei man aber in keinster Weise. Eher freue man sich – auch in Anbetracht des Baus im Nachbargelände – wenn die komplette Ecke wieder schön hergerichtet sei.
In einem nächsten Schritt will man ein Gespräch mit der Gemeinde anstoßen, nun stehe nach der Lese aber erst mal die eigene Neusortierung an.

Fenster kommen zurück ins Schloss
Auch die Fenster sollen zurückkommen ins Schloss: Die 26 Bestandsfenster waren ausgebaut und in Polen zum Teil restauriert worden. Vier konnten fertiggestellt werden, die anderen ließ man ruhen, nachdem klar wurde, dass man das Projekt abbrechen will. Ein „höhere sechsstellige Summe“ hätten die 26 Fenster bei Fertigstellung sonst gekostet, sagt Kreuter. Einfach so könne man die Fenster aber nicht einsetzen, da sie sonst ein zu leichtes Ziel von Vandalismus wären.
Gemeinsam mit der Generaldirektion Kulturelles Erbe arbeite man an einer Lösung, angedacht ist bisher, ein weiteres Fenster vor die historischen Buntglasscheiben zu setzen und diese so zu schützen. Ziel von Vandalismus war das Schloss schon einmal: Ein Regenrohr wurde gestohlen und Wasser lief daraufhin die Fassade hinunter, das Problem müsse man nun lösen, sagt Kreuter.