Im Winter geschlossen: In der katholischen Pfarrkirche auf dem Asterstein bleibt in den kommenden Monaten die Heizung kalt. Die hoch verschuldete Gemeinde kann und will sich die Energiekosten nicht mehr leisten. Gläubige müssen bis zum Frühjahr auf eine Nachbargemeinde ausweichen.
Das Schicksal kalter Kirchen könnte noch mehr Pfarreien drohen. Denn: Das Bistum Trier will mit einem 40 Millionen Euro schweren Sparpaket aus den roten Zahlen kommen. Zuschüsse in Höhe von rund 11 Millionen Euro werden den Pfarrgemeinden in zwei Stufen bis Ende 2016 gekürzt. Der Grund sind die sinkenden Kirchensteuereinnahmen, die 70 Prozent des Bistumshaushaltes ausmachen. Eine Trendwende ist hier nicht in Sicht. Im Gegenteil. Das spiegeln auch die Zahlen aus Koblenz wider. Allein im Stadtgebiet kehrten hier bereits in diesem Jahr 280 Katholiken der Kirche den Rücken. 2009 waren es dagegen „nur“ 192 Austritte. Noch gibt es in Koblenz allerdings 58 000 Mitglieder. Im Visitationsbezirk Koblenz, der von Oberwinter (Remagen-Brohltal) im Norden, Rückweiler (Birkenfeld) im Süden, Bad Kreuznach im Osten und Dorsel (Ahr-Eifel) im Westen reicht, gab es 2009 1848 Austritte, im laufenden Jahr dagegen bereits 2467. Hier liegt die Mitgliederzahl jetzt bei 550 000.
Das Bistum ist zum Handeln gezwungen. „Es wird weniger pastorales Personal geben, die Baukostenzuschüsse werden reduziert, und generell werden auch die Zuweisungen an die Kirchengemeinden gesenkt werden“, erklärt Stephan Kronenburg von der bischöflichen Pressestelle in Trier. An komplette Schließungen ist derzeit noch nicht gedacht, heißt es aus Trier. Kronenburg räumt aber ein: „Natürlich lassen sich Kosten sparen, wenn weniger geheizt wird.“ „Für die Kirchen im Bereich der Rendantur Koblenz entstehen jährlich zwischen 8000 und 12 000 Euro an Heizkosten“, ergänzt Judith Rupp von der Bischöflichen Pressestelle in Koblenz.
Auch die evangelischen Gemeinden müssen sparen. So wird in der Florinskirche die Heizung gedrosselt. Warm wird es nur in der Winterkirche in einem Nebenraum zum Hof hin, wo auch der Gottesdienst abgehalten wird. „Damit tragen wir allerdings auch dem Umweltgedanken Rechnung. Es sind nicht nur finanzielle Gesichtspunkte, die uns zu diesem Schritt bewegt haben“, erklärt Susanne Eitelbach. Die Ingenieurin ist im Evangelischen Gemeindeverband Koblenz, dem Lützel, die Karthause, Pfaffendorf und die Innenstadt angehören, für die Bauverwaltung und Bauunterhaltung zuständig. In der energetischen Optimierung sieht auch Eitelbach nichtsdestotrotz ein hohes Sparpotenzial. So wurden in den Gemeindezentren Isoliermaßnahmen durchgeführt. Über weitere Möglichkeiten denkt zudem das „Umweltnetzwerk Kirche Rhein-Mosel“ nach, das im Frühjahr 2004 aus der Taufe gehoben wurde.
In einer Kirche in den Wintermonaten die Heizung ganz abzudrehen, davor warnt Susanne Eitelbach unterdessen. Der Gebäudesubstanz sei das wenig zuträglich. Und: Die Kirchenorgeln vertragen solch arge Temperaturschwankungen nicht. Doch ob in Koblenz jede evangelische Kirche voll beheizt werden kann, könnte gerade mit Blick auf die Kirchenaustritte bald fraglich sein.
In den vier evangelischen Gemeinden in Koblenz gab es 2009 128 Austritte, 2010 bislang 121. Das entspricht einer Quote von 7 Prozent. Bei den Katholiken sind es 13 Prozent. Wegen schrumpfender Gemeinden Kirchenhäuser dichtzumachen, ist für viele Pfarrer beider Konfessionen das falsche Signal. Stephan Feldhausen, zuständig für die Pfarreiengemeinschaft Rhens, Brey, Spay und Waldesch, etwa hält diese Option im ländlichen Raum auch für gar nicht umsetzbar – und überhaupt nicht umweltfreundlich: „Wenn dann Gottesdienstbesucher am Sonntag mit dem Auto von Waldesch nach Rhens fahren, ist das nicht sehr sinnvoll.“ Offenbar warten die meisten Gemeinden auf weitere Vorgaben des Bistums. „Was genau auf uns zukommt, wissen wir ja noch nicht“, sagt Feldhausen.
Fest steht derweil nur: Die Gemeinden werden mit rund 11 Millionen Euro den größten Teil des Sparpaktes schultern müssen. Im Bereich Verwaltung dagegen plant das Bistum dagegen „nur“ Einsparungen in Höhe von rund 1,3 Millionen Euro.