Martin Dötsch, Besitzer des Weinguts Dötsch-Haupt, gehört zu den Winzern, die sich für die Testflüge über ihren Reben entschieden haben. Für ihn eine zukunftsweisende Idee – auch wenn die Drohne in manchen Punkten hinter dem Hubschraubereinsatz zurückfällt.
So läuft ein Drohnenflug ab: Einfach starten und durch die Reben brausen – das ist weit an der Realität vorbei. Zunächst fliegt eine kleine Drohne über das Gelände, erstellt dabei ein 3-D-Modell als Flugroute, das in die eigentliche Drohne eingespeist wird. Die Drohne folgt dieser Route mittels Real-Time Kinematic (RTK) – ein System ähnlich dem GPS, nur noch etwas genauer, erklärt Meinert. Allerdings fliegt die Drohne niemals „allein“. Über eine Fernbedienung ist ein Pilot immer verbunden, er kann eingreifen, sofern dies nötig wird. „Out of Sight“, also außerhalb der Sicht des Piloten darf sich die Drohne gar nicht bewegen. Prinzipiell könne die Drohne einen Weinbergshang aber selbstständig abarbeiten. Dabei könne aber nicht jeder einfach die Fernbedienung in die Hand nehmen. Drohnenpiloten brauchen einen entsprechenden Führerschein mit Sachkundehinweisen, auch was den Pflanzenschutz anbelangt. Die Hürde wäre für Winzer etwas zu aufwendig, genauso die Anschaffung einer eigenen Drohne – zu der es auch immer eine Ersatzdrohne braucht. Die Kosten lassen sich erst ab einer gewissen Hektarzahl gegenrechnen, hinzukommen rechtliche Hürden.
So lief es bisher in Kobern-Gondorf: Am 13. Mai hat ein weiterer Flug über den Steillagen mehrerer Weingüter, darunter solche des Weinguts Dötsch-Haupt, stattgefunden, heißt es von Weingutsbesitzer Martin Dötsch. Die Strecke umfasste dabei das Areal vom Belltal entlang des Wirtschaftsweges bis fast zum Sportplatz in Kobern-Gondorf. Die Genehmigung von der Aufsichtsbehörde ADD für diesen Flug kam erst wenige Tage zuvor. Dötsch sieht in den Drohnen die Zukunft, auch wenn es Faktoren gibt, in denen die Drohne hinter einem Hubschraubereinsatz landen könnte. Positiv sei zum einen, dass die akustische Belastung für Anwohner bei der Drohne geringer sei, sagt er, allerdings brauche sie wesentlich länger für dieselbe Arbeit. Wo der Hubschrauber eine Strecke binnen ein bis zwei Stunden abgeflogen habe, brauche die Drohne einen kompletten Tag. Positiv sei auch die verringerte Abdrift – also der Verlust von Spritzmitteln durch Windverwehungen. Insgesamt sei die Drohne ressourcenschonender, hinzukommen Naturschutzgesichtspunkte, wie etwa eine Schonung des Mosel-Apollofalters.

Feststeht für Dötsch aber: „ Ohne Pflanzenschutzmittel geht es einfach nicht.“ Man könne nichts heilend in den Weinberg einbringen, „nur vorbeugend“. Derzeit laufen Untersuchungen in Zusammenarbeit mit der Uni Koblenz und dem Umweltbundesamt zu Schwefelpräparaten. Kein neuer Hut, Dötsch kennt Arbeiten mit Schwefelspritzungen noch von früher. „Da hatte man rote Augen wie ein Kaninchen, wenn man nach Hause kam“, erinnert er sich. Damals zogen die Winzer mit Handspritzgeräten durch die Reben, schoben eine Wand aus Schwefel vor sich her, da war die Abdrift deutlich höher. Heute sei alles zu 100 Prozent nachvollziehbar, besonders im Hubschrauber. Mittels GPS und Aufzeichnungen könne genau gesagt werden, wann und wo gespritzt wurde.

Experten: Weinbau ohne Pflanzenschutz nicht möglich
Nach erfolgreichem Testflug in der Region erklären zwei Experten für Weinbau und Drohnen im Gespräch mit unserer Zeitung, was Drohnen alles können und wo sie wohl nie einen Platz finden werden.
So erlebt Dötsch die Winzerschaft: Offenheit sei da, sagt Dötsch, doch einfach einen Schalter umlegen könne man nicht. Auch weil mit der Veränderung ein Risiko einhergeht. Als Beispiel: Im vergangenen Jahr wurden ihnen acht Flüge genehmigt, dank stabiler Wetterlage reichte das. Wäre das Wetter anders gewesen, hätte der fehlende Flug Auswirkungen auf die Lese haben können. Man müsse beides schützen: das Biotop Weinberg und den Weinbau. Denn eine Stilllegung der Steillagen wäre auch fatal für die seit Jahrhunderten darauf geprägte Landschaft, es gebe bereits einige stillgelegte Weinberge, deren Mauern rutschen, weil die Pflege fehlt. Man habe eine Verantwortung für die Landschaft, aber auch für nachfolgende Generationen, das Land mindestens im gleich guten Zustand zu übergeben. Nachhaltigkeit sei daher – naturgemäß – ein großes Thema für die Winzer.