Pläne sind fertig
Im Koblenzer Rauental werden rund 90 Wohnungen gebaut
Mohnblumen wachsen auf der Wiese im Koblenzer Rauental, auf der in einigen Jahren rund 90 Wohnungen entstanden sein sollen. Im Hintergrund hinter den Büschen ist die Mosel, links sind Häuser der Straße Rauentalshöhe.
Doris Schneider

Der Wohnungsmarkt in Koblenz ist angespannt, vor allem günstige Wohnungen fehlen seit Jahren. Die Neubaupläne im zentrumsnahen Stadtteil Rauental können das Problem nicht allein lösen – aber rund 90 Familien, Paare, Singles können ein Zuhause finden.

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Der Radweg an der Mosel ist nur wenige Meter entfernt, große Einkaufsmärkte und eine Bushaltestelle sind ganz in der Nähe: Das Gelände im Koblenzer Rauental hat eine gute Anbindung und Infrastruktur – und obwohl es nicht besonders groß ist, bietet es Platz für rund 90 Wohnungen. Wie und wann die gebaut werden sollen, erläutern Baudezernent Andreas Lukas (Grüne) und der Geschäftsführer der Koblenzer Wohnbau, Adalbert Fettweiß, an Ort und Stelle. Die wichtigsten Infos.

1Die Lage: Zwischen dem Moselradweg, dem Gebäude der Landwirtschaftskammer, dem Aldi-Markt an der Schlachthofstraße und den Häusern in der Straße Rauentalshöhe liegt das rund 1,2 Hektar große Gelände, das der Stadt Koblenz gehört und auf dem nun die Koblenzer Wohnbau rund 90 Wohnungen errichten (lassen) will. Auch die Bushaltestelle ist nicht weit. Bis zur Altstadt sind es mit dem Rad nur etwa 10 Minuten – das Gelände ist nah an der Innenstadt und sehr nah am Verwaltungszentrum und den Kliniken.

Ein wenig Gras wächst auf dem Feld, vereinzelt strecken Mohnblumen ihre Köpfe hoch. An einigen Stellen liegen Folien, damit sich nicht wieder Eidechsen hier ansiedeln. Denn die Vorbereitung des Geländes ist bereits seit einiger Zeit abgeschlossen. Dazu gehört auch, dass Eidechsen umgesiedelt wurden, die Altlastensanierung erfolgt ist und die Kampfmittelsondierung stattgefunden hat.

2 Die Wohnungen: Rund 90 Wohnungen sollen hier gebaut werden, es können auch ein paar mehr oder weniger werden, je nachdem, wie die Pläne der Baufirma das Gelände aufteilen. Es sollen Wohnungen für Alleinstehende, für Paare und Familien gebaut werden, ein bunter Mix. 30 Prozent der Wohnungen sollen mietpreisgebunden sein. Diese Quote gilt nach Beschluss des Stadtrats für alle größeren Bauprojekte in Koblenz.

Baudezernent Andreas Lukas
Doris Schneider

3 So wird gebaut: Auf dem Gelände wird eine Art Ringstraße gebaut, um die sich die Häuser gruppieren. Auf der Richtung Landwirtschaftskammer gewandten Seite dürfen die Gebäude mit bis zu vier Stockwerken ein Stockwerk höher werden als auf der Richtung des Wohngebiets Rauentalshöhe gelegenen Seite. Ob Einzelhäuser gebaut werden oder mehrere Häuserreihen, ist noch unklar. Dies können die Firmen mitentscheiden, die sich um den Auftrag bewerben. Festgelegt sind lediglich die Baufelder auf dem Gelände, wie die Häuser angeordnet sein sollen. Und festgelegt ist, dass rund 40 Prozent des Grundstücks grün bleiben. Außerdem wird es einen Durchgang zum Mosel-Radweg geben, der umgekehrt auch den Zugang zum an dieser Seite des Grundstücks geplanten Spielplatz ermöglicht.

Die Grafik zeigt, wo die Wohnungen geplant sind. Wie genau die Häuser aussehen werden, ist noch offen.
Mapcreator.io/OSM.org/RZ-Grafik

4 Serielles und modulares Bauen: Die Koblenzer profitieren von einer Rahmenvereinbarung des Bundesverbands Deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen. 20 Unternehmen für serielles und modulares Bauen haben den Zuschlag bekommen, künftig für die Mitgliedsunternehmen des Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft bauen zu können. „Ein großer Vorteil des seriellen und modularen Wohnungsbaus ist die Zeitersparnis“, heißt es in einer Bewertung des Deutschen Städte- und Gemeindebunds. Dies ist unter anderem gegeben, weil Teile des Vergabeverfahrens durch die Rahmenvereinbarung vorweggenommen wurden, zudem werden Bauteile vorgefertigt und anderes mehr. Außerdem ist es billiger, so zu bauen – in heutigen Zeiten mit enormen Baukosten ein überaus wichtiger Aspekt. Gleichförmig ist es indes nicht: Die Firmen bieten von Holz- bis Stahlbetonbau alles an.

Wohnbau-Geschäftsführer Adalbert Fettweiß.
Doris Schneider

5Die Zusammenarbeit zwischen Stadt und Wohnbau: Stadt Koblenz und Wohnbau arbeiten bei diesem Wohnprojekt Hand in Hand, erklären Baudezernent Andreas Lukas und Wohnbau-Geschäftsführer Adalbert Fettweiß. Die Stadt sorgt für Straßenerschließung und Kanalbau, die Wohnbau für den Hochbau. Ein Generalunternehmer hält die Fäden in der Hand.

6 Was schon erledigt ist: Der Bebauungsplan wurde erstellt, das Baufeld freigemacht, der städtebauliche Vertrag entworfen, Straßen- und Entwässerungspläne geschrieben und vieles mehr, zeigt Baudezernent Andreas Lukas auf seiner Liste.

7 So geht es weiter: Geplant ist nun, bis zum Frühjahr 2026 die weitere Planung voranzutreiben und Angebote an Firmen zu stellen, die serielles und modulares Bauen betreiben. Im Sommer 26 soll der Auftrag vergeben, im Winter der Bauantrag durch den Generalunternehmer eingereicht werden. Mitte 2027 sollen Kanäle und Baustraße durch die Stadt abgeschlossen sein, gleichzeitig soll die serielle Produktion im Werk beginnen. 2028 wird gebaut, Anfang 2029 soll alles fertiggestellt sein – so ist der Plan.

8 Was ist mit dem Gemeinschaftswohnprojekt, das sich hier im Moselbogen ansiedeln wollte? Schon lange ist der Verein Gemeinschaftliches Leben am Moselbogen mit der Wohnbau im Gespräch und möchte von den rund 90 geplanten Wohnungen 30 für Mitglieder beanspruchen, die nicht nur in zufälliger Nachbarschaft leben wollen, sondern mit Gemeinschaftsräumen und gemeinsamen Aktivitäten ein echtes Zusammenleben anstreben, um der zunehmenden Vereinsamung entgegenzuwirken. „Wenn die Wohnanlage geplant wird, werden Gemeinschaftsräume mit in die Ausschreibung aufgenommen“, versichert Wohnbau-Geschäftsführer Adalbert Fettweiß. Ob der Verein wirklich 30 Wohnungen in Anspruch nehmen könne, sei indes nicht klar, sagen Fettweiß und Baudezernent Lukas.

Das Gelände liegt zwischen Landwirtschaftskammer und Mosel, die Erschließung erfolgt über die Peter-Klöckner-Straße.
Doris Schneider

9 So wurde das Thema in der Politik diskutiert: Das Wohnbauprojekt „Quartier am Rauentaler Moselbogen“ war auch im Stadtrat Thema. Christoph Schöll (FDP) sagte: „Wir begrüßen die Vergabe der Arbeiten an einen Totalunternehmer. Das führt auch zu Kostensicherheit.“ Schließlich sei es ein großes Bauvorhaben, und man sei so vor unliebsamen Überraschungen bei den Kosten gefeit. Der Vorgang zeige auch, dass Staat und Stadt Koblenz nicht in der Lage seien, das Wohnbauproblem, das es seit längerer Zeit gebe, zu lösen. Vor 2019 habe ein privater Unternehmer angeboten, das Grundstück für 2,5 Millionen Euro zu kaufen und 60 Wohnungen zu bauen plus 30 Sozialwohnungen. Schöll sagte: „Vor zwei Jahren habe ich eine weitere Initiative gestartet mit einem privaten Investor, der mit Fördermitteln des Landes 90 Sozialwohnungen errichten wollte. Das ist hier im Rat alles abgelehnt worden.“

Marion Lipinski-Naumann (SPD) sagte: „Ich bin nach wie vor überzeugt, dass auch eine Kommune solche Projekte bauen kann. Wir müssen mit zwei Säulen arbeiten: mit der Wohnbau und Privaten.“ Mit der Wohnbau müsse man es schaffen, in Koblenz mehr Sozialwohnungen zu bauen. Christian Altmaier (Freie Wähler) befand: „Das Problem für die Wohnbau ist, dass sie auch ein adäquates Grundstück bekommen muss. Es war richtig, dass wir es bei der Wohnbau gelassen haben, damit wir Sozialen Wohnungsbau schaffen können, da wir als Stadt gar nicht so viele Grundstücke haben.“

Bert Flöck (CDU) meinte: „Man kann nicht den Vorwurf an die Wohnbau richten „Ihr baut zu wenig“ und dann das einzige städtische Grundstück, das man hat, veräußern. Wir hoffen, dass das Grundstück bis Sommer 2027 baureif übergeben wird.“ Das hatte Baudezernent Andreas Lukas (Grüne) im Haupt- und Finanzausschuss angekündigt. Dann könnten die Wohnungen gebaut werden, und zwar auch die üblichen Wohnungen zu einem angemessenen Mietpreis, wie Flöck sagte: „Das wird ja oft vergessen, dass bei privaten Investoren Sozialwohnungen über Eigentumswohnungen oder sehr teure Mieten querfinanziert werden.“

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