Ernst Knopp ist gut gelaunt. Als Alexander Saftig auf dem Hof vor dem ehemaligen Bundesbahndepot in Lützel eintrifft, begrüßen sich die beiden Christdemokraten herzlich. „Der ehemalige Landrat! Ist das nicht besser als ein Ministerpräsident?“, frotzelt Knopp. Er bezieht sich damit auf den kürzlichen hohen Besuch im Café Hahn in Güls: Alexander Schweitzer war gekommen, um dem amtierenden Oberbürgermeister David Langner (SPD) bei dessen Wahlkampfauftakt zu unterstützen.
Saftig und Knopp plauschen ein paar Minuten, dann zieht der Landrat a.D. zu anderen Parteifreunden weiter. Knopp muss ohnehin die nächsten Hände schütteln, teils geht es im Minutentakt.
Andere Atmosphäre bei der CDU
Die Atmosphäre bei der Wahlkampfauftakt-Veranstaltung des Christdemokraten Knopp – der stellvertretende CDU-Fraktionschef im Stadtrat will Langner nach der Wahl im Herbst ablösen – ist eine andere als im Café Hahn. Dort ging es schicker zu, mit dem smoothen Sound der Band „Heyer Vibes“ und den feinen Vibrationen der Machtmaschine rheinland-pfälzische SPD, die einmal mehr anlief, um einen ihrer Kandidaten zu unterstützen.
Bei Knopp gibt es Würstchen vom Grill, Königsbacher vom Fass und orangefarbene Bierbänke. Die abendliche Sonne scheint milde auf Oldtimer, die der Kandidat und einige Bekannte als kleines Highlight neben den Hallen aufgereiht haben. Ein Banner wirbt mit seinem Slogan, das die alte Journalistenweisheit „Keine Witze mit Namen“ ignoriert: „Ernst nehmen, Knopp wählen“. Es geht rustikal zu bei der CDU zu, weniger durchgeplant. Knopp hält eine Stegreif-Rede, mehr Programm ist nicht. Der Unterschied zwischen Amtsinhaber und dem Herausforderer, der sich als volksnah, als Macher, als Gegenentwurf präsentieren will, ist in der Art der Auftaktveranstaltung spürbar.

Exklusiv: Ernst Knopp will Oberbürgermeister werden
Der stellvertretende Koblenzer CDU-Fraktionsvorsitzende Ernst Knopp stellt sich der Herausforderung: Er kandidiert im September um das Amt des Oberbürgermeisters. Wer ist der Mann, der gegen den SPD-Platzhirsch David Langner antritt?
Natürlich sind auch bei Knopp politische Schwergewichte vertreten, neben Saftig ist der Bundestagsabgeordnete Josef Oster gekommen, der zugleich den Koblenzer Kreisverband führt. Fraktionschef Stephan Otto sowie zahlreiche Stadträte sind natürlich dabei. Bürgermeisterin Ulrike Mohrs, ebenfalls CDU-lerin, ist vor Ort und auch Vertreter anderer Parteien und Gruppierungen wie Sven Schillings (FDP) und Anna Maria Plato (WGS), obgleich sich diese Fraktionen bisher auf keine Seite gestellt haben. Generell sind es aber vor allem Christdemokraten und Freunde, die sich an diesem Tag um Knopp scharen.
„Ernst nehmen, Knopp wählen“
Der Wahlkampfslogan von Ernst Knopp.
Dass er nicht antritt, um Zweiter zu werden, betont er an diesem Abend oft. Er sagt, er bekomme in Gesprächen mit, dass viele Koblenzer offen wären für einen Wechsel an der Rathausspitze. Dann zählt er Kritikpunkte auf, Punkte, in denen der amtierende Oberbürgermeister nach seiner Meinung nicht so geliefert habe wie versprochen. Etwa sei in Sachen Wohnungsbau viel zu wenig in der Rhein-Mosel-Stadt passiert, wie auch bei der Digitalisierung. Knopp kritisiert Langners Umgang mit dem Reizthema Gemeinschaftsklinikum und sagt halb im Scherz, die große Stärke des amtierenden Oberbürgermeisters sei es, „nett“ zu sein, aber nicht, die Dinge in die Hand zu nehmen.

Heimspiel im Café Hahn: Langner startet in Wahlkampf
Mit seiner Auftaktveranstaltung hat David Langner (SPD) ein Ausrufezeichen im Wahlkampf gesetzt und sein Programm vorgestellt. Für viele Unterstützer gilt seine Wiederwahl als Koblenzer OB als gesetzt.
Dennoch: Der CDU-Kandidat weiß natürlich, dass die kommenden Wahlkampfwochen anstrengend werden, wenn er eine Chance gegen Langner haben will. Der gilt für viele in der Stadt eben doch nicht nur als „nett“, sondern auch als ansprechbar und beliebt, gut vernetzt, die Verwaltung sauber führend, und natürlich hat er ebenfalls schon angekündigt, manches neue Projekt aufzugleisen und manches besser zu machen, was in der Vergangenheit nicht ideal lief.
Kandidat will sich viel sehen lassen in der Stadt
Die Christdemokraten müssen ihre Truppen sammeln, auch dafür dient dieser Abend. „Ich will hier Freunde, Parteifreunde, meine Unterstützer miteinander vernetzen“, sagt Knopp. In den kommenden Wochen wolle er „viel bei den Menschen sein“, ergänzt der 56-Jährige, „mich viel in den Stadtteilen sehen lassen“. So manche Veranstaltung steht schon in seinem Terminkalender, von Wanderungen bis zu Bürgerinformationen. Er freue sich, sagt der CDU-Kandidat, „auf viele Gespräche mit vielen Koblenzern.“ Dann eilt er zum nächsten Biertisch.