Neuer Boden und Rückbau
Im Garten vom Schloss Liebieg rollen die Bagger
Am Schloss Liebieg rollen wieder Bagger, allerdings nicht weil sich ein neuer Investor gefunden hat, sondern weil die bisherigen Investoren noch ein paar Arbeiten zu tätigen haben, bevor der Bau wieder ruhen soll.
Stefanie Braun

Kein Rasen, tiefe Löcher und viel Schutt: Im Außenbereich vom Schloss Liebieg ist einiges los. Allerdings nicht weil ein neuer Investor gefunden wurde. Bis Ende des Jahres sollen noch ein paar Arbeiten laufen, dann ist wohl erst mal wieder Schluss.

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Wo einst ein schöner Garten mit gepflegtem Grün war, herrschte einige Monate lang Wildwuchs, nun ist die Erde umgegraben, teils sieht man tiefe Löcher und Schutt: Am Schloss Liebieg rollen seit einigen Wochen die Bagger. Eine wassergeführte Wegedecke soll noch vor dem historischen Gebäude installiert werden, doch hierfür müssen erst mal einige Kubikmeter Erde Platz machen. So hat sich das Gelände seit Anfang des Jahres entwickelt.

Rückblick auf Februar 2025: Große Löcher sind im Garten zu sehen, dort wo eigentlich der Weinkeller installiert werden sollte.
Stefanie Braun

Der Stand im Februar 2025: Armin Lenz, Inhaber einer Firma für Tiefbau und Abbrucharbeiten aus Pommern, steht gemeinsam mit Architekt Adam Golletz im noch winterlichen Gelände des Schlosses Liebieg. Lenz macht den Unterbau für die neue wassergeführte Wegedecke, über die das Regenwasser künftig besser versickern soll. Eine unterirdische Regenkanalisation soll das Wasser dann abführen. Gleichzeitig müssen links und rechts vom Hauptgebäude Aufstellplätze für Feuerwehreinsatzfahrzeuge gesichert werden. Sollte es zum Einsatz kommen, liege sehr viel Gewicht auf einzelnen Punkten, dort wo sich die Fahrzeuge mittels Stelzenbeinen selbst sichern, erklärt Golletz. Das muss der Boden halten können.

In der Kapelle auf dem Schlossgelände – in der auch Sarkophage der Familie Liebieg liegen – wurde mittels Zwischendecke und Wänden eine Wohnung eingezogen.
Stefanie Braun

70 Zentimeter Boden müssen hierfür ausgehoben werden, dann kann mit Kalksteinschotter aufgefüllt werden. Zusätzlich müssen Wasseranschlüsse aus mehreren Jahrzehnten geklärt werden. Aus manchen fließt immerhin noch Wasser, zwischendrin liegen noch Eisenrohre, die komplett durchgerostet und nicht mehr im Betrieb sind, erzählen Golletz und Lenz.

Die Bagger rollten schon im Frühjahr über den ehemaligen Garten: Um eine wassergebundene Wegedecke zu installieren, müssen etwa 70 Zentimeter Boden abgetragen werden.
Stefanie Braun

Der Stand im Mai 2025: Laut Inge von Geldern vom Weingut Kirsten Liebieg wurden folgende Arbeiten am Gelände in den vergangenen Monaten bereits ausgeführt: etwa der Rückbau zweier Bodenplatten im Bereich des ehemaligen Kücheneingangs im Vorderhaus sowie die Zusammenführung der Regenentwässerung mit Einleitung in den Brunnen. Hinzu kamen die Betonage des Brunnenfundaments und die Ausbildung als sogenannte Plombe, das Brunnenfundament wurde auch ausgemauert.

Stand im Mai: Einige der Arbeiten sind bereits durchgeführt, ansonsten wartet man auf bestelltes Material und darauf, dass es weitergehen kann. Laut Architekt wolle man Ende des Jahres mit allen Arbeiten fertig sein.
Stefanie Braun

Rückgebaut wurden ein stillgelegter sogenannter Fettabscheider, der in Gastronomie und Hotellerie Verwendung findet, eine stillgelegte Gasleitung, eine Wasserleitung. Zudem wurde eine Wasseruhr versetzt. Bodeneinlaufrinnen und Naturstein-Lichtschächte wurden eingebaut. Eine defekte Regenwasserleitung an der Kapelle wurde instand gesetzt. Zu den Instandsetzungsarbeiten kommen auch eine Fassade mit Wärmedämmverbundsystem – inklusive Oberputz – und Fenster im hinteren Gebäudeteil. Ein marodes Wellblechdach musste rückgebaut und entsorgt werden, bei einer neuen Dachfläche mussten Statik und Schalung hergestellt und eine Betonage vorbereitet werden.

In wenigen Wochen soll zudem die zweite Fensterlieferung erfolgen, schreibt von Geldern auf Anfrage unserer Zeitung. Auf der Außenanlage fehle es noch an Mutterboden sowie der wassergebundenen Decke, hier sollte es Ende Mai weitergehen. Dazu zählt auch das Verbauen von 35 Standrohren, die für die Decke benötigt werden, bestellt wurden diese bereits.

Eine Wohnung konnte mittels eingezogenen Wänden hergestellt werden, die Wohnung soll nach der Denkmalschutzbehörde nun rückgebaut werden.
Stefanie Braun

Was zusätzlich noch ansteht: Vieles muss in Abstimmung mit der Generaldirektion Kulturelles Erbe stattfinden, auch in Bezug auf Details wie etwa die Beschichtung der zum Teil renovierten Fenster, die etwas zu dick im Farbauftrag ist. „Das sieht zu modern aus“, fasst Golletz noch im Februar zusammen, daher müsse man noch ausdünnen. Ende des Jahres wollen sie nun mit allen angedachten Maßnahmen durch sein.

Dazu zählt auch ein kontrollierter Rückbau im Inneren der Kapelle, die zum Grundstück gehört. Hier hatte sich ein ehemaliger Bewohner des Schlosses eine Wohnung eingezogen. Ebenerdig liegen Steinsarkophage der Familie Liebieg, erklärt Golletz, über eine Außentreppe kommt man dann in die ehemalige Kapelle, die nun eine verlassene Wohnung ist. Möglich machte dies eine eingezogene Holzdecke sowie Wohnungswände. Das muss alles noch rückgebaut werden, fasst Golletz zusammen. Nach wie vor, sagt er, hätte er an dem Projekt gerne weitergearbeitet. Nun hofft er auf einen Investor, der die angefangenen Arbeiten zu Ende bringt.

Es geht stückweise vorwärts am Schloss Liebieg: Im Außenbereich sollen noch mehrere Liter Erde wieder verfüllt werden.
Stefanie Braun

Das sagt der Denkmalschutz: Aus Sicht der Kreisverwaltung Mayen-Koblenz, bei der die zuständige Denkmalschutzbehörde angesiedelt ist, welche sich im Februar ebenfalls einen Eindruck vom Stand des Gebäudes machen konnte, scheinen die Sicherungsmaßnahmen „gewissenhaft und sorgfältig durchgeführt“ worden zu sein, bevor die Bauarbeiten stillgelegt wurden. Demnach waren augenscheinlich keine Wassereintritte oder Verunreinigungen durch Tiere erkennbar.

Zu den bisherigen Arbeiten schreibt die Kreisverwaltung Mayen-Koblenz, dass vor allem Rohbaumaßnahmen ausgeführt wurden, welche der Standsicherheit und statischen Ertüchtigung dienen, einhergehend mit brandschutz- und erschließungstechnischen Eingriffen. Diese seien immer in Abstimmung mit den Behörden erfolgt. Was die Kapelle angeht, hier sei eine nicht denkmalgerechte Decke einst ohne Wissen der Denkmalpflege eingebaut worden. Die Verwaltung bestätigt, dass diese, wie auch die Wohnung selbst, zurückzubauen sind.

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