Aktion: Entsiegeln von Flächen
Im Garten Herlet startet bundesweiter Wettbewerb
Der Garten Herlet ist eine kleine Oase in der Koblenzer Altstadt. Nun beginnt hier mit einer Entsiegelungsaktion ein bundesweiter Wettbewerb.
Sascha Ditscher (Archiv). Sascha Ditscher

Der Garten Herlet ist eine grüne Oase im Herzen der Koblenzer Altstadt, der irgendwann teils einem Hotel weichen muss. Nun startet dort der Wettbewerb „abpflastern“ zur Entsiegelung von Flächen. Im Gespräch dazu: Lisbeth Scholz (24) vom Projektteam.

Die Koblenzer Hochschule für Gesellschaftsgestaltung ruft zu einem bundesweiten Wettbewerb zur Entsiegelung von Flächen auf. Unter dem Titel „abpflastern“ läuft dieser ab Freitag bis Ende Oktober – im Sommersemester. Den Auftakt macht eine Buddel- und Baumpflanzaktion am Freitag, 21. März, von 15 bis 18 Uhr im Garten Herlet in Koblenz. Unsere Redaktion hat vorab drei Fragen an die Koblenzer Masterstudentin Lisbeth Scholz (24) gestellt, die dem Projektteam des Wettbewerbs angehört.

Lisbeth Scholz ist Masterstudentin der Hochschule für Gesellschaftsgestaltung in Koblenz. Die 24-Jährige gehört zum Projektteam von "abpflastern".
Lisbeth Scholz

Warum startet die bundesweite Aktion im Garten der Witwe Herlet? Können die Arbeiten als Hilfe für den bevorstehenden Teilabriss des Gartens verstanden werden, der für den Hotelbau von Kenan Tayhus geplant ist?

Der Garten Herlet liegt zentral in Koblenz und unweit unserer Hochschule am Dreikönigshaus. Als Gemeinschaftsgarten eignet er sich ideal, um zum Auftakt des Wettbewerbs „abpflastern“ Menschen zusammenzubringen. Wir zielen mit diesem Wettbewerb darauf ab, einen spielerischen Anstoß zur Bodenentsiegelung zu geben. Außerdem wird am Beispiel des Gartens Herlet deutlich, dass aktives Entsiegeln ebenso wichtig ist wie Neuversiegelung zu vermeiden. Dass wir uns starke Flächenversiegelung von Innenstädten angesichts des Klimawandels nicht mehr leisten können, merken wir an heißen Tagen und bei jedem Starkregen.

Anmerkung der Redaktion: Wann der Garten Herlet in Teilen beseitigt wird, steht offenbar noch nicht fest. Auf Anfrage unserer Redaktion, ob mittlerweile klar ist, wann der Bunker im Herletweg und das Wohnhaus in der Firmungsstraße abgerissen werden, die dem Hotelneubau weichen müssen, erklärt Ruben Schäfer, Pressesprecher von Kenan Tayhus: „Zu Bunker und Hotelbau gibt es leider noch nichts Neues, da ist einiges an Orga noch abzuklären.“

Die Steine aus dem Garten Herlet werden wir nutzen, um eine Skulptur zu bauen.“
Lisbeth Scholz

Welche Orte in Koblenz wollen Sie nach dem Garten Herlet noch entsiegeln und warum?

Wir als Hochschule richten den Wettbewerb aus und möchten möglichst viele Privatleute, Unternehmen, Kommunen, Vereine oder Schulen dazu motivieren, mitzumachen. Als Wettbewerbsleitung sind wir neutral, aber natürlich sind wir auch gespannt, auf welchem Tabellenplatz Koblenz am Ende der Saison landet.

Wohin werden die Steine oder Beläge gebracht, die die Menschen aus ihren Gärten entfernen?

Das liegt in der Hand der Aktiven. Beim niederländischen Vorbildwettbewerb „NK Tegelwippen“ lassen einige Kommunen entfernte Ziegelsteine durch „Tegeltaxis“ abholen und unterstützen damit die Entsiegelung. Wir sind gespannt, ob es auch in Koblenz und anderen deutschen Städten solche Pflasterlaster geben wird.

Auch Baumärkte nehmen in den Niederlanden Steine an und tauschen sie gegen Gartenwerkzeug oder Pflanzen. Wir freuen uns für Deutschland auf solche Kooperationsangebote, für Koblenz ist aber noch nichts in dieser Form vereinbart. Klar ist, dass die Steine nicht auf den Müll, sondern idealerweise kreativ und sinnvoll wiederverwendet werden sollen. Die Steine aus dem Garten Herlet werden wir übrigens nutzen, um eine Skulptur zu bauen.

Die Fragen stellte Katrin Steinert.

Wer steckt hinter dem Projekt „abpflastern“?

„abpflastern“ ist als Praxisprojekt an der Hochschule für Gesellschaftsgestaltung in Koblenz angesiedelt und findet unter der Leitung von Prof. Daniela Gottschlich und Prof. Lars Hochmann statt. Für die Organisation des Wettbewerbs sind vorrangig elf Studierende des Masters „Ökonomie – Verantwortung – Institutionsgestaltung“ zuständig.

Der deutschlandweite Wettbewerb soll Städte und Gemeinden dazu animieren, in einem freundschaftlichen Wettstreit Flächen zu entsiegeln. Anwohner und Kommunen nehmen gemeinsam die Schippe in die Hand. Wer mitmachen will, macht jeweils ein Foto von der Fläche vor und nach der Entsiegelung und gibt dies auf der Internetseite ein. Gekürt werden jeweils die ersten drei Kommunen in drei Ligen, die nach Einwohnerzahl gestaffelt sind. Weitere Informationen zu dem Hochschulprojekt auf www.abpflastern.de. kts

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