Täter sind immer Schritt voraus
Die Koordinatorin spricht mit betroffenen Hauseigentümern, koordiniert die Entfernung der Schmierereien, nimmt neue Fälle entgegen, geht selbst Hinweisen nach. Die Gesamtsituation zusammengefasst? „Schwierig“, sagt sie. Immer häufiger sind auch private Hauseigentümer Opfer. Täglich werde die Koordinatorin wegen neuer Graffitis kontaktiert, schreibt die Stadt. Das Problem an der ganzen Sache: Die Täter sind immer einen Schritt voraus. Die Stadt muss „aufräumen“, was andere hinterlassen haben.
Das wiederum tut sie konsequent. Dass die Arbeit der Graffitikoordinatorin fruchtet, fällt aufmerksamen Beobachtern schnell auf. Ein Beispiel gefällig? Schmierereien auf den Sitzbänken im Schlossgarten wurden fast so schnell wieder entfernt, wie sie angebracht wurden. Großflächig besprüht hatten Unbekannte auch einige Wände im Blumenhof an der Basilika St. Kastor. Auch dort hat die Stadt schnell reagiert und die Wände überstreichen lassen.
Hauseigentümer bleiben auf Kosten sitzen
Auf den Reinigungskosten bleiben in der Regel aber die Betroffenen sitzen. Auch wenn die Fälle und nach Einschätzung der Graffitikoordinatorin auch die Täter mehr geworden sind, kommen diese meist ungeschoren davon. „Die Aufklärungsquote bewegt sich dauerhaft im unteren einstelligen Bereich“, berichtet die Polizei. Die Gründe dafür sind vielschichtig. „Täter und Geschädigte stehen in keiner Beziehung, und zumeist findet die Tatausführung im Verborgenen statt.“ Hinweise sind Mangelware.
Was aber droht den Tätern, wenn sie erwischt werden? „Je nach Delikt kann eine Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder eine Geldstrafe verhängt werden“, sagt die Polizei. Gerichtsverwertbar ist ein Tatnachweis aber nur, wenn der Täter auf frischer Tat ertappt wird, er die Tat gesteht oder die Tatmittel zweifelsfrei zugeordnet werden können. Keine einfachen Voraussetzungen für die Ermittlungen in Fällen wie diesen.
Hin und wieder gibt es aber auch aus Sicht der Polizei Erfolgserlebnisse zu vermelden. Glückt die Suche nach Schuldigen, seien diese meist Mehrfachtäter, „die das Sprayen als eine Art Ventilfunktion für aufgestauten Frust und Aggressionen nutzen“, so die Erfahrung der Polizei.
Graffitis als Kunstform
In Koblenz gibt es aber auch viele Beispiele dafür, dass Graffitis nicht nur Schmutz und eine Form der Frustbewältigung sind. Mit Projekten urbaner Kunst fördert die Stadt ein Verständnis von Graffitis als Kunstform. Ende 2022 hatte sie zum Beispiel fünf Stromkästen in der Innenstadt von dem lokal ansässigen Künstler Steffen Tschuk besprühen lassen. Unter der Europabrücke in Lützel gibt es seit einigen Jahren legale Graffitiwände, auf denen Sprayartists ihr Können zeigen. Graffiti in Koblenz bleibt ein Thema mit zwei Seiten.