Zu einer Demonstration gegen Rechtsextremismus kamen am Freitagabend rund 500 Menschen in das Industriegebiet Kesselheim. Der Anlass für die Kundgebung – organisiert von dem breiten Bündnis „Koblenz Nazifrei“ – war eine zeitgleich stattfindende Veranstaltung der AfD Koblenz in ihrem Büro. „Als Hauptredner ist dort ein Brandenburger AfD-Politiker angekündigt, der vom Verfassungsschutz als ‚gesichert rechtsextrem‘ eingestuft wird“, hieß es vorab vonseiten des Bündnisses.

Das breite Bündnis rief zunächst ab 18 Uhr zu einer Protestkundgebung unter dem Motto „Dat Kwartier zomache un fott damitt!“ auf. Die AfD-Veranstaltung wurde jedoch nach Informationen des Bündnisses vorverlegt, weshalb dieses daraufhin direkt reagierte: Die Protestkundgebung startete bereits um 16.30 Uhr. Für die Veranstaltung wurde die Fritz-Ludwig-Straße gesperrt.

Versammlungsleiter Sebastian Hebeisen organisierte die Kundgebung als Privatperson: „Es sind um die 500 Leute gewesen – in etwa das, was die Polizei auch vorab schon geschätzt hat.“ Darunter viele Familien, aber auch Einzelpersonen und Jugendliche, die gegen Rechtsextremismus demonstrierten. Zahlreiche Radfahrer kamen gemeinsam aus der Innenstadt nach Kesselheim gefahren, machten damit auf sich und die Kundgebung aufmerksam.

Für die Veranstaltung findet Hebeisen klare Worte: „Wir befürchten, dass sich da was zusammenbraut“, sagt er und verweist auf das Thema des Vortrags, das von dem Brandenburger AfD-Politiker gehalten werden sollte: Es ginge um den Aufbau rechtsextremer Zentren. Hebeisen sagt: „Nach unseren Analysen steckt hinter diesen Zentren eine faschistische Strategie, das sehen wir als gefährlich. Sowas wollen wir nicht in Koblenz.“
„Nach unseren Analysen steckt hinter diesen Zentren eine faschistische Strategie, das sehen wir als gefährlich. Sowas wollen wir nicht in Koblenz.“
Sebastian Hebeisen, Versammlungsleiter
Egbert Bialk, Vorstandsmitglied des Bund für Umwelt und Naturschutz DeutschlandLandesverband Rheinland-Pfalz (BUND RLP), warnte bereits vorab: „Wenn wir jetzt Demokratie und Klimagerechtigkeit sorglos über Bord werfen und Neonazis als wählbar ansehen, brauchen wir keine Anstrengungen für unseren Sozialstaat mehr zu unternehmen.“

Für die Reden gab es am Freitagabend tosenden Applaus in Kesselheim. Ausschreitungen hat es keine gegeben, „bis auf eine alkoholisierte Person, die sich verirrt hatte und die die Polizei zweimal von der Straße tragen musste“, erzählt Hebeisen.