Um gegen den von Kreml-Herrscher Wladimir Putin befohlenen Angriff zu demonstrieren und Solidarität mit der Not leidenden Ukraine zu zeigen, haben sich am Samstagnachmittag schätzungsweise 500 Menschen auf dem Münzplatz versammelt.
Unter ihnen waren auch Oberbürgermeister David Langner und Innenminister Roger Lewentz. Zu der Kundgebung hatten die Jusos sowie die Jugendorganisationen der Grünen, der FDP, der CDU, die Landes-Schüler*innen-Vertretung, der Landesverband der Sozialistischen Jugend Deutschlands, „Die Falken“ sowie die Linksjugend Solid Koblenz aufgerufen.
Die unerträgliche Grausamkeit des Krieges zeigt sich besonders in den Erlebnissen der Kinder. Er habe seine Oma in der Ukraine gestern angerufen, da seien im Hintergrund plötzlich Explosionen zu hören gewesen, erzählt ein achtjähriger Junge, bis ihm die Stimme bricht. Kein Einzelfall. Der zehnjährige Dennis aus dem vorderen Westerwald berichtet Ähnliches. „Jeden Morgen wache ich auf und habe Angst, dass den Großeltern etwas passiert ist.“
Die Angst um die Verwandten, Freunde, die Tag und Nacht den Bomben ausgesetzt sind, sie ist an diesem Samstagnachmittag mit Händen zu greifen. „Ich bin in Kiew geboren, und es zerreißt mir das Herz, wenn ich die Bilder von den Zerstörungen sehe. Ich hab einfach nur noch Angst um meine Oma, meine Familie“, betont Alona, eine Mittdreißigerin, die seit ihrem sechsten Lebensjahr in Deutschland lebt und in einer traditionellen Tracht der Ukraine bei der Kundgebung erschien.
Neben der Angst und der Trauer ist unter den Ukrainern aber auch der Wille zur Verteidigung ihres Landes und von dessen Selbstständigkeit zu spüren. „Viele meiner Verwandten sind in den Krieg gezogen, es gibt keinen anderen Ausweg, um sein Land zu retten“, sagt ein Teilnehmer am Mikrofon.
Solidarität mit der Ukraine zeigen aber auch viele Menschen aus Koblenz und der Region, deren Wurzeln nicht in dem flächenmäßig zweitgrößten europäischen Staat liegen. OB Langner betonte, dass die Stadt Koblenz solidarisch an der Seite der Ukraine stehe und dass man einen Staat nicht im Stich lassen dürfe, der sich vor Jahren ganz bewusst auf den Weg der Demokratie gemacht habe.
„Dazu gehört auch, dass alle Sanktionen eingesetzt werden“, so David Langner wohl mit Blick auf das Bankenzahlungssystem „Swift“. Als kurz später jemand die Meldung verkündet, dass Russland nun von „Swift“ ausgeschlossen werden soll, gibt es großen Applaus.
Gleichzeitig betont Langner, dass der Krieg kein Krieg zwischen Russen und Ukrainern sei, sondern Putins Krieg gegen die Ukraine. Vielen Demonstranten spricht er damit aus dem Herzen. So auch Elena und ihrem Mann.
Beide stammen aus Russland, leben aber seit gut zwei Jahrzehnten in Deutschland. Man schäme sich zurzeit, Russe zu sein, haben beide in kyrillischen Buchstaben auf ein Transparent geschrieben. In der Ukraine haben sie viele Freunde. „Wir haben ständig Angst um sie, es ist schrecklich“, erzählt Elena.
An die mutmaßlich mehr als 1700 Russen, die in Moskau und anderswo bereits am ersten Tag des Krieges gegen den Angriff auf die Ukraine protestiert haben und dafür festgenommen wurden, erinnert Gordon Gniewosz, Stadtratsmitglied der Grünen. Um ein Zeichen der Solidarität zu setzen, regte er an, ein städtisches Gebäude in den Nationalfarben der Ukraine, blau und gelb, anzuleuchten.
Auch der SPD-Generalsekretär Marc Ruland hob hervor, dass Putin der Verbrecher sei und nicht das russische Volk. Auch die mitgebrachten Schilder der Demonstranten gingen in diese Richtung, so war zum Beispiel zu lesen: „Don‘t Blame Russians, Blame Putin“, was man mit „Beschuldigt nicht die Russen, beschuldigt Putin“ übersetzen könnte.
Scharf verurteilten auch die Vertreter der Jugendorganisationen den Angriff der russischen Armee auf die Ukraine. Unter anderem forderte Marie-Christin Schlüter, Vorsitzende der Jusos Rheinland-Pfalz, eine schrittweise Erhöhung der Sanktionen, wenn der Krieg nicht sofort beendet wird und die Truppen abziehen.
Sebastian Gratzfeld, Vorsitzender der Jungen Union Koblenz, erinnerte an den Mut der ukrainischen Bürger, die für ihr Land einstehen, und warnte vor der Propagandamaschinerie Putins, dessen Medien auch in Deutschland ihr Spiel trieben.
Luca Lichtenthäler, Vorsitzender der Jungen Liberalen Rheinland-Pfalz, betonte mit Blick auf die Politik der vergangenen Jahre, dass man es in der Vergangenheit leider versäumt habe, die Ukraine in die Europäische Union aufzunehmen.
Auch die Vertreter und Vertreterinnen der Grünen, verschiedener politisch links stehender Organisationen sowie die Landesschüler*innen-Vertretung verurteilten den Krieg. Nach rund zwei Stunden endete die Kundgebung auf dem Münzplatz – und viele, die des Ukrainischen mächtig sind, singen die Nationalhymne des Landes.