Durch das Innenstadtkonzept soll sich Koblenz in den nächsten Jahren massiv verändern; die Förderung des Landes ist auf zwölf Jahre ausgelegt. Die Innenstadt soll gestärkt und belebt werden. Ihre „zentralen Versorgungsbereiche sollen als attraktive Standorte für Wohnen, Arbeiten, Wirtschaft und Kultur erhalten und weiterentwickelt werden“, so sieht es das Land vor. In Koblenz soll ein Vor-Ort-Büro für das Innenstadtmanagement eingerichtet werden, dazu beginnen vorbereitende Untersuchungen.
Lange Liste an Ideen für die Innenstadt
Das Konzept besteht aus einer beachtlichen wie umfangreichen Liste an Ideen und Wünschen. Die Liste ist nach vielen Workshops, Infoveranstaltungen, Beratungsrunden und Ortsbegehungen entstanden. Die Ergebnisse haben Stadtverwaltung und das Dortmunder Büro Stadt + Handel auf 150 Seiten zusammengetragen. Auf der Liste stehen in neun definierten Quartieren verschiedene Straßen, Plätze und Gassen, für die eine Veränderung vorgesehen ist, samt Kostenschätzung. Die Liste ist im Internet öffentlich einsehbar und wird auch in der Politik grundsätzlich sehr begrüßt.
Schon vor einem Jahr haben die Stadtratsfraktionen der Debatte einigen Ärger entzogen, indem sie signalisierten, dass die Obere Löhr und das Peter-Altmeier-Ufer wahrscheinlich nicht für Autos und Co. gesperrt werden sollen. Im Konzept selbst tauchen mögliche Sperrungen für Autos et cetera nur als Option auf. Über jede einzelne der vielen Maßnahmen muss beraten und abgestimmt werden, bevor sie umgesetzt werden können.
Koblenz. Die Koblenzer Innenstadt könnte sich in den nächsten Jahren massiv verändern. Doch bevor es mit dem neuen Innenstadtkonzept richtig losgegangen ist, gibt es starke Kritik von Einzelhändlern.Mögliche Sperrung der Oberen Löhr in Koblenz: Politik sendet Signale an Einzelhändler
In der jüngsten Sitzung des Stadtrats sagte Edgar Kühlenthal (Freie Wähler): „Die Kernaufgabe ist es, die Zustimmung, das Einvernehmen und die Mitnahme der Leute in den Geschäftsstraßen sicherzustellen. So schaffen wir eine vitale Innenstadt.“ Er mahnte: „Das Drama um die absurden Vorschläge, etwa zur Sperrung der Oberen Löhr, darf sich nicht wiederholen.“
Joachim Paul (AfD) befand: „Mittlerweile sind Innenstädte Brennpunkte, es gibt immer weniger Einzelhändler, immer mehr Leerstände und immer mehr Ketten, bei denen man sich fragt, wo sie versteuert werden.“ Zudem mache es die Verkehrspolitik Autofahrern „sehr schwer. Ich höre immer wieder von Familien aus den Mittelgebirgen, für die eine Fahrt nach Koblenz zu beschwerlich ist wegen hoher Parkgebühren und immer weniger Parkplätzen.“
Leerstände bleiben Thema
Marion Lipinski-Naumann (SPD) sagte: „Es ist ein Konzept, das wir heute brauchen. Der Leerstand wird uns immer mehr begleiten, aber wir müssen ja nicht die erste Stadt sein, die den größten Leerstand hat.“ Ferner müsse man bei den einzelnen lokalen Bereichen genau hinsehen, was man dort verändern könne. Stephan Otto (CDU) meinte: „Ich bin sehr froh, dass wir das Konzept nach einigen Startschwierigkeiten beschließen. Mit der Einrichtung eines Fördergebiets haben wir die große Chance, das Ganze nach vorne zu treiben.“
Patrick Zwiernik (Grüne) sagte: „In der Innenstadt gibt es große Herausforderungen: etwa Einzelhandel, Wohnen und Leerstände.“ Zudem gebe es einige Straßenzüge wie den Entenpfuhl, die sich „bereits auf den Weg gemacht haben. Es ist gut, dass einzelne Akteure aus Einzelhandel, Kultur und Nachtleben zusammenkommen.“ Oberbürgermeister David Langner (SPD) sagte: „Wir erleben in einem hohen Maß, dass sich die Menschen in der Innenstadt engagieren. Der Bereich ist nach wie vor erfolgreich, das wollen wir ausbauen.“ Innenstädte der Zukunft seien „sehr vielfältig. Es geht nicht nur um Einzelhandel und Gastronomie.“ Der Gewerbepark in Mülheim-Kärlich sei „nicht gut zu erreichen. Es versursacht Stress, dort unterwegs zu sein.“
Wenn man sich andere Städte in ähnlicher Größe wie Siegen anschaut, stehen wir gut da.
Christoph Schöll (FDP)
Christian Altmaier (Freie Wähler) sagte: „Es gibt keinen Grund, unsere schöne Stadt schlechtzureden. Aber wir müssen mit dem Kommunalen Vollzugsdienst immer wieder schauen, dass die Aufenthaltsqualität gut bleibt.“ Er wies (erneut) auf „organisiertes Betteln und Trinker“ in der Löhrstraße hin. Detlev Pilger (SPD) sagte: „Es gibt Defizite und Leerstände, aber wir haben viel Handel und Gastronomie und ein gutes kulturelles Angebot.“ Die Obere Löhr dürfe nicht als verkehrsberuhigt ausgewiesen werden: „Das wäre fatal, dort gibt es viele familiengeführte Betriebe.“ Christoph Schöll (FDP) meinte: „Wenn man sich andere Städte in ähnlicher Größe wie Siegen anschaut, stehen wir gut da. Das eine und andere können wir noch optimieren.“