Wieder ist eine Etappe geschafft bei der Baustelle Pfaffendorfer Brücke: Die Arbeiten am Spundwandkasten auf der Pfaffendorfer Seite sind abgeschlossen. Er ist Voraussetzung dafür, dass der zweite und somit letzte Brückenpfeiler errichtet werden kann. Nun kann das Fundament des Pfeilers zeitnah gegossen werden, da die Arbeiter in der trockenen Grube arbeiten können.
Im Rahmen einer Führung durch die Baugrube am Grund des Rheins, die nur über ein System provisorischer Stege und Leiter zu erreichen ist, gab Kai Mifka, Leiter des Tiefbauamts, einen Einblick in den Stand der Arbeiten. Dabei schilderte er auch die Widrigkeiten im Laufe der bisherigen Umsetzung des Großprojekts. „Während der gesamten Bauzeit hatten wir es bisher mit stark schwankenden Wasserständen zu tun, wodurch die Arbeiten enorm erschwert werden", erklärt Mifka, ausgestattet mit Helm, Schutz- und Schwimmweste.
So verzeichnete man 2024 durchgängig hohe Wasserstände, was dazu führte, dass man teilweise gegen die starke Strömung ankämpfen musste. 2025 hingegen hat man es mit extrem niedrigen Wasserständen zu tun. „Dadurch muss der Rheingrund an manchen Bereichen abgebaggert werden, um den Schiffen den nötigen Tiefgang zu ermöglichen", erläutert Mifka.
Auch für die Montierung von sogenannten Schiffsabweisern musste in den Rheingrund gebaggert werden, weil sonst das Schiff nicht für Arbeiten von Norden her hätte herangeführt werden können. Bei den Schiffsabweisern handelt es sich um Vorrichtungen, die – wie Schutzplanken an einer Straße – den Anprall von Schiffen auf Brückenpfeiler verhindern oder so weit abmildern soll, dass die Brücke nicht beschädigt wird.
Zwei Bombenfunde im August letzten Jahres und im April 2025 sorgten ebenfalls für Verzögerungen. All dies sorgte dafür, dass der Einhub der Stahlbauteile mehrfach verschoben werden musste.
Mifka nennt Zahlen, die die Dimensionen der Baustelle verdeutlichen. Der Ponton, das tauchfähige Schwimmdock also, von dem aus die Stahlbauteile per Großkran eingezogen werden, hat demnach knapp drei Meter Tauchtiefe. Der Kran wiegt im zur Stabilisierung notwendigen ballastierten Zustand 650 Tonnen.
434 Tonnen wiegt das schwerste Stahlbauteil. Dies ergibt eine Gesamtlast von mehr als 1000 Tonnen. Zum Vergleich: Ein voll beladener Sattelschlepper wiegt „nur" rund 40 Tonnen. „ Das sind gewaltige Lasten, die bewegt werden müssen. Entsprechend aufwendig sind die Vorbereitungen", betont Mifka.
Eine falsche Bewegung auf der Arbeit kann bei den Männern des Kampfmittelräumdienstes großen Schaden anrichten. Bei der Entschärfung der 500-Kilo-Bombe in Koblenz lief alles nach Plan – und trotzdem ein bisschen anders als sonst.Bombenexperte: „Haben die Zünder einfach rausgedreht“
So erfordert der Aufbau des Pontons, auf dem der Kran steht, auch eine weitere Suche nach etwaigen Blindgängern aus dem Zweiten Weltkrieg. Nächste Woche wird noch mit Greifern im Wasser gegraben, um eventuell noch Bomben zu verifizieren. Solange bleibt der Kran darauf noch zusammengeklappt. „Unser Bestreben ist es, die neu aufgestellte Zeitschiene einzuhalten", versichert Mifka.
Dementsprechend ist der Verschub der Brücke kurz vor der Buga im Frühjahr 2029 vorgesehen. Danach kann der Rückbau der Baustellen entlang der Rheinanlagen erfolgen. Gleiches gilt für die provisorischen Pfeiler und Widerlager der Parallellage. Diese soll bereits im Frühjahr 2027 in den Verkehrsbetrieb gehen.
Durch Baggerarbeiten und Sperrungen haben sich die Arbeiten für den Neubau der Pfaffendorfer Brücke bisher bemerkbar gemacht. Nun sind auch erste Ergebnisse im Rhein zu sehen.Erste Teile der neuen Brücke sind bereits sichtbar
Denn bekanntlich wird unmittelbar neben der bestehenden die neue Brücke auf provisorischen Pfeilern errichtet. Wenn sie fertig ist, wird der Verkehr auf sie umgelegt und die alte Brücke abgerissen. Da, wo sie stand, werden die neuen endgültigen Pfeiler errichtet und dann der Oberbau der Brücke aus der Parallellage auf die neuen Pfeiler verschoben. „ Es ist unser Ziel, durch Öffnung der Rheinanlagen eine gewisse Buga-Verträglichkeit zu gewährleisten. Dafür haben wir uns mit den beteiligten Baufirmen abgesprochen", versichert Mifka.
Währenddessen laufen alle Vorbereitungen für den Einhub der Stahlbauteile nach Pfingsten auf Hochtouren. Das größte und schwerste Stahlelement mit seinem Gewicht von 434 Tonnen soll am Freitag, 13. Juni eingezogen werden. „Für Schaulustige lohnt es sich die ganze Woche, einen Blick auf die Arbeiten zu werfen", verspricht Mifka.
Zahlen zum Neubau
Auf der Homepage „Koblenz baut“ sind folgende Fakten zu finden:
Baubeginn der Rheinbrücke war im Januar 2023.
Geplant waren zunächst rund fünf Jahre Bauzeit, jetzt etwa ein halbes Jahr mehr.
Man geht davon aus, dass die Brücke rund 181 Millionen Euro kostet.
Das Land gibt circa 80 Millionen dazu.
Es geht nicht nur um eine Brücke, sondern insgesamt sind 17 Bauwerke betroffen.
Die Brücke ist 311 Meter lang.