Rote-Bete-Spaghetti mit Zitronensoße und Süßwassergarnelen. Laut Thomas Anders ist das der kulinarische Tipp für den Sommer 2024, sagt er auf RZ-Nachfrage auf der Dachterrasse der Firma Hartkorn. Doch was macht der international bekannte Sänger hoch oben über dem Mülheim-Kärlicher Gewerbepark, wo der Gewürzhersteller seine neue Firmenzentrale aufgebaut hat? Grillen natürlich. Das Wetter passt, die Gäste sind schon da, ein Caterer übernimmt das Zubereiten der Gerichte. Und da schließt sich der Kreis: Die Rezepte für die Gerichte stammen von Anders, gewürzt werden sie mit den neuen Gewürzmischungen des Koblenzer Familienunternehmens Hartkorn Gewürzmühle: „Anders würzen“.
Geschäftsführer Andreas Hartkorn ist die mittlerweile dritte Generation, die die Geschäfte des Unternehmens leitet. Als er 2008 übernahm habe man rund 35 Angestellte gehabt, sagt er zur Begrüßung der Gäste, die teils aus Hamburg, Frankfurt oder München gekommen sind, um sich die mediterranen Gewürze – und natürlich Thomas Anders – anzuschauen. Heute sind es nahezu 200 Mitarbeiter, man mache mehr oder weniger alles selbst, „inhouse“. Von Produkttests über Verpackungsdesign bis zur Logistik in Supermärkte. Ein Vorteil, auch wenn einen Anfragen ereilen wie die von Anders.
Er meinte: ,Es ist eine Idee, aber ich weiß nicht, ob es laufen wird'
Andreas Hartkorn über Thomas Anders
Nicht etwa die Gewürzhersteller sind auf den Prominenten zugekommen, um nach einer Zusammenarbeit zu fragen. Sondern Anders hat bei Hartkorn angefragt, ob man sich eine Gewürzlinie vorstellen könnte. Dabei trat Anders im Mai 2023 nicht als großer Star mit ebenso großen Allüren auf, sondern fast bescheiden. Hartkorn war beeindruckt: „Er meinte: ,Es ist eine Idee, aber ich weiß nicht, ob es laufen wird'“. Für Hartkorn der Grundstein zu einer erfolgreichen Zusammenarbeit: den Erwartungsdruck rausnehmen. Was folgte waren Marktanalysen, was fehlt im Markt überhaupt? Was passt zu Anders? Produktentwicklung mit Bio-Zutaten, Design der nachhaltigen Verpackungen, teils mit Rohstoffen aus der Region wie Keramikdöschen aus dem Kannenbäckerland. Hartkorn macht allerdings klar: Man wolle keine Discounter beliefern, der Margendruck sei zu groß, das beiße sich mit dem Qualitätsanspruch.
Er sei Genussmensch, sagt Anders über sich selbst, zwei Kochbücher hat er verfasst, eigene Weine herausgebracht. Bei einem Glas Wein meinte seine Frau im vergangenen Jahr, dass eigentlich noch Gewürze fehlten. Es folgte die Anfrage vonseiten der Familie Anders, dann Teamscalls, Brainstorming, Meetings – und am 1. April standen um die 500 Displays in Märkten, bis heute sind 850 verkauft. Zwischen Anders und Hartkorn besteht eine partnerschaftliche Kooperation. Bedeutet: Er ist prozentual am Verkauf der Gewürze beteiligt. Details zur Höhe der Prozente wolle man nicht nach außen tragen, heißt es von Hartkorn auf RZ-Anfrage.
Zum Kochen selbst kam Anders in seiner Zeit bei Modern Talking. Er war Mitte 20, erzählt er im RZ-Gespräch, und Bekanntheit und Ruhm machten es unmöglich, mit Freunden auswärts essen zu gehen. Deswegen habe er angefangen zu kochen, Hähnchen mit Salat oder Gulasch mit Nudeln standen damals auf der Speisekarte. Heute geht's ausgefallener zu. Kochen habe etwas Meditatives, sagt er, da könne er ganz für sich sein, anders als etwa in der Musikbranche, in der man immer Leute um sich habe.
Gestern noch Südafrika, am Wochenende geht's weiter nach Kanada, Ende vergangener Woche ein kurzes Innehalten auf dem Dach der Firma in Mülheim-Kärlich: „Und Fachbach“, betont Anders, das stehe auch noch auf dem Programm.
Zu Modern-Talking-Zeiten hätte es den Sänger locker in größere Metropolen ziehen können, doch es blieb die Stadt an Rhein und Mosel: „Koblenz hat eine wunderbare Größe“, sagt Anders. Wer schon einmal in Großstädten gelebt hat, weiß, am Ende bleibt man eh nur in seinem Kiez,“ erklärt er. Hier habe er Freunde, die Menschen seien nett, Koblenz sei lebenswert.
So sieht es auch Mülheim-Kärlichs frisch wiedergewählter Bürgermeister Gerd Harner (FWG). Gerade durch seine kleinere Größe könne die Region mit anderen Gebieten wie Rhein-Main oder auch Köln-Bonn mithalten: „Mir wird von den Unternehmen oft gespiegelt, dass sie hier fast wie einer Familie ankommen können.“ Er selbst hat für den Wahlkampf ein Gewürzsalz namens Magic Spice als Wahlgeschenk von Hartkorn bekommen. Inklusive FWG-Logo und Harner-Konterfei.
Von Weltbühnen zu Gewürzgläsern, ob er da keinen Spott fürchte, fragen wir Anders. Solange es Qualität hat, nein, sagt er. Er müsse mit dem Verkauf der Gewürze nicht seinen Kühlschrank füllen, sondern habe immer das Privileg gehabt, Freude bei dem zu empfinden, was er macht. Sein Lieblingsgericht als Kind war übrigens der ortstypische Düppekoche, sagt Anders, der Klassiker. Oder noch „klassischer“: Püree mit Omelett sowie Erbsen und Möhrchen.