1 Was heißt das, eine Fahrradstraße? Auf der Casinostraße haben nun die Radfahrer Vorfahrt. Sie dürfen nebeneinander fahren, sie dürfen in beide Richtungen fahren. Auf einer Fahrradstraße gilt generell Tempo 30 – wenn der Verkehr es zulässt. Kraftfahrzeuge dürfen grundsätzlich eigentlich nicht auf einer Fahrradstraße fahren – auf der Casinostraße ist es aber abschnittsweise mit dem Zusatzschild „Anlieger frei“ erlaubt, weil hier auch Geschäfte, Betriebe und eine Behörde liegen. Die Radfahrerinnen und Radfahrer haben auch an den Kreuzungen mit der Luisenstraße und der Stegemann-/Friedrichstraße Vorfahrt.
Die Welt hat sich nicht grundlegend verändert durch das 450 Meter lange Stück der Casinostraße, das jetzt eine Fahrradstraße ist. Aber ein wenig dreht sie sich doch in eine andere Richtung.Kommentar zur neuen Fahrradstraße: Im Prinzip prima, aber ...
2 Was ändert sich für die Autofahrer? Zunächst einmal: Für den Durchgangsverkehr ist die Straße nicht vorgesehen, sie ist nur in einzelnen Abschnitten für Anlieger zugelassen, kenntlich durch das Zusatzschild „Anlieger frei“. Eigentlich ist nur der ein Anlieger, der wirklich ein Anliegen in der Straße hat, zum Beispiel zu einem Geschäft zu gehen oder seinen Parkplatz zu erreichen. Durchzufahren ist kein echtes Anliegen. Autos dürfen auf der Straße zudem nicht halten und nur in markierten Bereichen parken. Die Radfahrer dürfen nicht behindert werden, notfalls gilt Schrittgeschwindigkeit. Und: Eine Ausfahrt zum Friedrich-Ebert-Ring ist nicht erlaubt. Außerdem ist die Einbahnrichtung in der Stegemannstraße gedreht worden, auch das wissen noch nicht alle.
3 Was ändert sich für die Fußgänger? In dem Abschnitt zwischen Friedrich-Ebert-Ring und Schlossstraße bekommen sie den Platz des ehemaligen Radweges dazu, sodass sie komfortabel schlendern können. Das ist gerade am Morgen und um die Mittagszeit angesichts der vielen Schüler gut.
4 Wo ist es im Moment noch brenzlig? Eine ganz typische Szene ereignet sich vermutlich täglich dutzend- wenn nicht gar hundertfach: An der Ecke Schlossstraße/Casinostraße biegt ein Auto in die Casinostraße in Richtung Süden ein. Zum Teil aus alter Gewohnheit, weil die Einbahnregelung vorher in diese Richtung war. Zum Teil deswegen, weil das Schild „Fahrradstraße“ nicht so verstanden wird, dass die Zufahrt für Kfz damit verboten ist. Das bedeutet dieses Schild aber automatisch. Wenn dann ein Wagen entgegenkommt – das ist nämlich in diesem Teilstück für Anlieger zugelassen –, dann wird geschimpft und das Lenkrad gekurbelt, um in der schmalen Straße zu drehen.
Oder Autofahrer merken an der Ecke der Apotheke rechtzeitig, dass sie hier nicht reinfahren dürfen, und wenden, während hinter ihnen weitere Autos und Radfahrer sind. Nahezu minütlich beobachtet man hier Situationen, die gefährlich werden können. Aber warum wird nicht mit einem Zusatzschild auf das Verbot der Einfahrt in die Straße hingewiesen? Der Radverkehrsbeauftragte argumentiert: Es muss ein Lernprozess einsetzen – und das Verbotsschild wäre doppelt gemoppelt, weil die Fahrradstraße dies eben schon bedeutet.
5 Wie kann man diese Situation entschärfen? Baudezernent Bert Flöck und Radverkehrsbeauftragter Tobias Weiß-Bollin sind überzeugt, dass ein Lernprozess bei den Autofahrern einsetzen wird. Die Polizei hat kürzlich etliche Kontrollen gemacht und Autofahrer belehrt, nicht bestraft, auch das Ordnungsamt ist häufig vor Ort. Für Geschäftsinhaber und andere Anlieger gab es Informationsfaltblätter, die sie ihren Kunden oder Mitarbeitern weitergeben können. Und gemeinsam mit der Polizei ist ein Aktionstag geplant, um die Verkehrsteilnehmer weiter zu sensibilisieren.
6 Was ist noch verändert worden? Auf der Mittelinsel des Friedrich-Ebert-Rings sind breite Querungen für Radfahrer und Fußgänger entstanden, die Ampelanlagen sind modernisiert und auf LED-Technik umgestellt worden. Die Grünzeiten sind verbessert worden, es muss auch kein Knopf mehr gedrückt werden. „Es ist nicht mit ein paar Piktogrammen und Schildern getan“, sagt Baudezernent Bert Flöck und nennt die Investitionssumme von 260.000 Euro für die Fahrradstraße.
7 Was gibt es noch für Verbesserungen für den Radverkehr? Vor zwei, drei Jahren hätte noch niemand an eine Art Radweg auf der Trierer Straße gedacht, sagt Baudezernent Bert Flöck und nennt außerdem die Mainzer Straße, die Karthause und einige andere Verbesserungen der jüngsten Zeit. Thema in der nächsten Ratssitzung soll zudem eine erste Änderung in der Rizzastraße sein, um die wichtige Ost-West-Verbindung zu stärken: Der viel zu schmale Rad- und Fußweg soll dann von der Kurfürstenstraße bis zur Löhrstraße in diese Richtung nicht mehr benutzungspflichtig sein. Dafür müssen einige Änderungen an den Kreuzungspunkten vorgenommen werden, damit die Radfahrer hier nicht gefährdet werden.