Das Apartment ist nicht riesig, aber freundlich und zweckmäßig eingerichtet. Und es kann zu einem echten Schutzraum werden: Der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF), der verschiedene Unterstützungsmöglichkeiten für Frauen in Koblenz unterhält, die Opfer von Gewalt sind oder waren, hat nun ein Notfallzimmer eingerichtet. Dies ist beispielsweise in Zeiten wichtig, in denen das Frauenhaus nicht besetzt ist, nachts oder an Wochenenden.
Hier können Frauen mit bis zu drei Kindern rund um die Uhr untergebracht werden, wenn sie aus einer Gewaltsituation fliehen müssen. Die Unterbringung läuft über die Polizei.

Das Zimmer ist sonnig und hell. Ein kleiner Tisch mit weißen Stühlen steht im Raum, dazu zwei Stockbetten. Bunte Bettwäsche ist aufgezogen. Im Regal neben der kleinen Küchenzeile stehen Nudeln und Reis, Dosensuppen und Kaffee, Knäckebrot. In einem Umschlag ist ein wenig Bargeld, falls die Frau noch etwas anderes braucht. So ist gewährleistet, dass sie sich notfalls bis zum nächsten Werktag selbst versorgen kann, bis sie oder ihre Kollegin Ulli Goeth-Löhr das erste Gespräch mit der Frau führen, wie es weitergehen kann, berichtet Andrea Schlag vom SkF. Im Bad ist eine große Dusche, hier liegen auch Zahnbürsten und Hygieneartikel.

An der Wand hängt ein Telefon, so kann die Frau auch mit Freunden oder Familie sprechen, wenn sie ihr Handy ausschaltet, damit es nicht geortet werden kann. Daneben hängt eine Liste mit Notfallnummern wie der Telefonseelsorge: „Es ist wichtig, dass die Frau mit jemandem reden kann, wenn sie das möchte“, sagt Andrea Schlag. Denn wenn sie beispielsweise an einem Freitagabend hierherkommt, dann ist eine der SkF-Mitarbeiterinnen erst zwei Tage später, am Montag, für sie da. Natürlich darf die Frau das Apartment auch verlassen und raus- und reingehen, wenn sie sich sicher fühlt.

Das Notfallzimmer geht in diesen Tagen in Betrieb. Es wurde mit Unterstützung der Glücksspirale und aus Spenden, die der SkF bekommen hat, nun erst einmal für ein Jahr finanziert und soll die Hilfe für Frauen erleichtern, die aus einer gewalttätigen Situation fliehen wollen. Wie die Polizei auf die Frauen aufmerksam wird, ist unterschiedlich: Manchmal rufen Nachbarn die Polizei, weil sie Streit in einer Wohnung hören. Oder die Frau ruft selbst an und bittet um Hilfe.
Unterbringung im Hotel war nicht unbedingt sicher
„Bisher haben die Polizisten Frauen dann irgendwie untergebracht, wenn am Wochenende oder nachts das Frauenhaus nicht besetzt ist“, sagt Andrea Schlag. In Hotelzimmern beispielsweise – aber die Sicherheit und Anonymität, die das Notfallzimmer hat, sind dort nicht gewährleistet. Zudem ist im Notfallzimmer alles vorhanden, was die Frau braucht, von Lebensmitteln über Zahnbürsten, Windeln und Spielzeug und eine Mappe mit vielen Infos in verschiedenen Sprachen.
Die Unterbringung läuft nur über die Polizeiinspektion Koblenz 1, so kann auch gewährleistet werden, dass das Zimmer nicht zweimal belegt wird. In anderen Projekten läuft es anders, sagt Andrea Schlag, in einer anderen Stadt beispielsweise extrem niedrigschwellig über die Taxizentrale. Dann kann es aber sein, dass wohnungslose Frauen, alkoholisierte Frauen, Frauen mit extremen psychischen Problemen das Zimmer nutzen, die sich eventuell nicht selbst versorgen können.
Wie es weitergeht, wird mit der Frau gemeinsam besprochen
„Wir arbeiten ganz eng mit der Polizei zusammen, das funktioniert sehr gut“, sagt Andreas Schlag. Das Notfallzimmer ist für die Frauen nur eine erste Anlaufstelle: Am ersten Werktag nach ihrer Ankunft führen Andrea Schlag oder Ulli Goeth-Löhr ein Gespräch mit der Frau, arbeiten gemeinsam mit ihr heraus, ob sie zu Verwandten oder Freunden will oder kann, ob ein Platz in einem Frauenhaus das Richtige wäre oder Ähnliches. Nicht länger als drei Werktage soll die Frau in dem Notfallzimmer bleiben, wenn es geht. Wie oft das Zimmer belegt sein wird, kann keiner so genau vorhersagen.