Die vielleicht wichtigsten Sätze, zumindest aus wahltaktischer Sicht, sagt David Langner zum Ende seines gut choreografierten Wahlauftaktabends hin. Der amtierende Koblenzer Oberbürgermeister, der erneut antritt, ruft seine Unterstützer eindringlich dazu auf, zur Urne zu gehen. Man solle nicht denken: „Ach, der Langner wird das doch eh schaffen.“ Es komme auf jede einzelne Stimme an, sagt der Sozialdemokrat.
Man kennt diesen Hillary-Clinton-Effekt: Wenn eine Wahl als bereits entschieden gilt, bleibt manch einer, der seinen Favoriten sicher im Amt wähnt, lieber auf dem Sofa. So kann es unerwartet knapp werden. Mit seinen Worten will Langner wohl einer solch bitteren Wahlpointe im Herbst vorbeugen.
Wohlchoreografierte Auftaktveranstaltung im Café Hahn
Denn ja – generell lässt sich bei der wohlchoreografierten Auftaktveranstaltung am Montagabend im Gülser Café Hahn durchaus der Eindruck gewinnen, das Ding sei schon so quasi durch. Das Wahlkampfmotto „Gemeinsam.Weiter.Denken“ wird vorgestellt, ebenso ein Logo, das Langners „Schängel-Qualität“ hervorhebt. Wichtige Teile der Politik- und Verwaltungsszene finden sich zusammen, darunter Vertreter der Grünen, die Langner unterstützen, die Landtagsabgeordnete Anna Köbberling (SPD), der Abgeordnete und frühere rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz (SPD), die drei Koblenzer Dezernenten Ulrike Mohrs (CDU), Andreas Lukas (Grüne) und Ingo Schneider (SPD). Der Freie-Wähler-Fraktionschef im Stadtrat und MdL Stephan Wefelscheid ist ebenfalls dabei, erst am Wochenende hatte er seine Unterstützung für Langner bekannt gegeben. Sein Fraktionskollege Edgar Kühlenthal bemerkt am Rande der Veranstaltung, auch er sei für den amtierenden OB. So lassen sich viele Namen durchdeklinieren.

Am wuchtigsten ist sicherlich der Auftritt des SPD-Ministerpräsidenten Alexander Schweitzer, der aus dem Nähkästchen darüber plaudert, dass er und „der David“ sich schon viele Jahre gut kennen, dieser unter ihm Staatssekretär war. Er bedenkt den Oberbürgermeister mit vielen schmückenden Adjektiven, als „fleißig“, als „inhaltlich führend“, beschreibt ihn als jemanden, der die Koblenzer Interessen gut vertritt, auch wenn er das nicht laut tue.
Mit den Bürgern auf Augenhöhe sprechen
Langner wirbt in seiner eigenen Rede für politische und verwaltungsseitig erreichte Erfolge (Koveb-Gründung, Radwegeausbau, Kita- und Feuerwehrneubauten, Corona-Management) und rückt Punkte in den Fokus, die er künftig angehen will. Dass dringend Wohnraum geschaffen werden müsse, ist in Koblenz fast schon ein Allgemeinplatz. Langner betont auch, dass man die Rahmenbedingungen entsprechend gestalten müsse. Fehler der Vergangenheit in Sachen Immobilien sollten nicht wiederholt werden, die Stadt will eher mal die Hand mit drauf halten, die Alte Burg dient hier als Beispiel. Langner will mit den Bürgern auf Augenhöhe sprechen, sieht die Verwaltung als Dienstleister, will den Buga-Schwung nutzen, das Ehrenamt stärken. Und vieles mehr.

Die Band Heyer Vibes spielt noch einmal smooth auf, sodann folgt eine kurze Talkrunde, moderiert von Ulrike Piel-Schilling, die durch den Abend führt. Vertreter verschiedener gesellschaftlicher Gruppen äußern Gedanken, Wünsche, Kritik, und stärken Langner den Rücken. So etwa Annette Lehnigk-Emden, die Präsidentin des Bundesamtes für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw), Koblenz’ größter Arbeitgeber. Sie sagt: „Wir pflegen ein sehr gutes Verhältnis zu unserem derzeitigen und hoffentlich dem kommenden OB.“ Und sie weist darauf hin, dass ihre Beschäftigten Wohnraum benötigten.

Ebenfalls zu Wort kommen Markus Rudolf (Inhaber des Lehrstuhls für Finanzwirtschaft an der WHU) und der IG-Metall-Geschäftsführer Ali Yener. Letzterer wirbt dafür, der Oberbürgermeister solle auf Unternehmen einwirken, innerbetriebliche Demokratie zu stärken. Mit auf dem Podium sitzen zudem die Künstlerin Eva Maria Enders, Felicitas Flöthner von der katholischen Familienbildungsstätte Koblenz, Tom Schilling (Vorsitzender der Buga-Freunde) sowie Lena Adams, die jüngste in der Runde, ehemalige Vorsitzende des Jugendrats und Trägerin der Ehrennadel für soziales Engagement.

Koblenzer Stadtpolitik: Grüne und SPD schmieden Bündnis
SPD und Gründe finden sich in Koblenz erneut zum Bündnis zusammen, davon profitiert auch David Langner, der nun von beiden Parteien im Wahlkampf unterstützt wird. Für die CDU wird es derweil schwieriger, ihren Führungsanspruch im Stadtrat umzusetzen.
„Ideen weiterverfolgen, Anforderungen für die Zukunft mitnehmen“, fasst Langner zusammen. Es gibt viel Applaus für ihn, schon nach seiner Rede am Anfang folgten teils stehende Ovationen. Trotz alledem, die Wahl im September – oder die Stichwahl im Oktober – will erst einmal gewonnen werden. Der weitgehend unbekannte Markus Meixner von der AfD und der stellvertretende CDU-Fraktionschef Ernst Knopp treten gegen Langner an. Letzterer trifft sich am Freitag mit geladenen Unterstützern. „Um uns auf den Wahlkampf einzustimmen“, sagt Knopp auf Nachfrage. Das werde allerdings etwas anders ablaufen. Ergo: Ministerpräsidenten werden wohl keine anwesend sein. Dafür gibt es – neben einer kleinen Oldtimershow – beste Grillwürstchen.
Hinweis der Redaktion: Wir haben ein Zitat im Text von Annette Lehnigk-Emden nachträglich angepasst.