Das Grab des Generals ist verschwunden, aber Pfarrer Albrecht, der erst 1833 im Alter von 86 Jahren starb, besitzt auf Feld 6 eines der bedeutendsten Grabdenkmäler in Koblenz, ein Aushängeschild der Sayner Hütte zudem. Es ist ein Tabernakelgrabmal aus Gusseisen, mit einem neugotischen Baldachin, der ein Kreuz überragt.
Der „neue Friedhof“, wie er lange in Koblenz genannt wurde, bestand aus vier Feldern am Steinkaulsweg, der heutigen Beatusstraße. Dort, wo sich die vier Friedhofswege kreuzten, entstand bis 1822 nach Plänen des Stadt- und Kreisbaumeisters Johann Claudius von Lassaulx ein Leichenhaus. Dessen sechseckiger Grundriss und Laternenaufbau sind von der Koberner Matthiaskapelle inspiriert, die Lassaulx restaurierte. Für die Wegekreuzung entwarf Lassaulx das Hochkreuz. Vermehrt wurden die Toten nicht mehr zu Hause aufgebahrt, wo die dreitägige Aufbahrungspflicht zur Belastung werden konnte. Wer es sich leisten konnte, ließ die Toten im Leichenhaus aufbahren. Der Totengräber und Leichenwärter sah regelmäßig nach ihnen, um rechtzeitig zu erkennen, wenn jemand nur scheintot war. Bestand der Verdacht, dass jemand scheintot sein könnte, band man ihn an die Friedhofsglocke, damit der beim Aufwachen gleich Alarm schlug.
Bis wenige Jahre vor der Gründung des städtischen Garten- und Friedhofsamtes im Jahr 1917 kümmerten sich selbstständig Friedhofsaufseher und Totengräber um den Friedhof. Von 1849 bis 1914 waren dies Angehörige der Familie Kroth. Ein schlichter Kissenstein am Rand des Feldes 19 erinnert noch an den letzten selbstständigen Friedhofswärter Anton Kroth (1845–1918). Im Dienst hatte er genau gegenüber auf dem Friedhof gewohnt, nahe dem Leichenhaus.
Die heutigen Felder 3 bis 6 bildeten ab 1820 den Hauptfriedhof. Feld 6, das terrassenförmig in den Hang neben der Friedhofskapelle gelegt wurde, bot – was wegen der strengen Vorschriften für die Festungsstadt Koblenz ursprünglich nicht möglich war – die Möglichkeit, Familiengräber anzulegen. Hierher wurden auch einige Gräber vom Friedhof am Löhrtor verlegt. Als 1830 die Neubelegung der ersten Gräber anstand, zeigte sich offenbar, dass die Leichen darin nicht ausreichend verwest waren. Schon am 7. Juni 1834 weihte Pfarrer Carl Holzer von Liebfrauen die erste Erweiterung des Hauptfriedhofs. Die Möglichkeit, Familiengräber anzulegen, wurde ausgeweitet; Eigengräber umschlossen nun die alten Reihengrabfelder. In steter Auseinandersetzung mit dem Militär erfolgten weitere Ausbauten. Etwa ab der Zeit um 1860 stand auch größeren, massiveren Grabmälern nichts mehr im Wege, wenn auch Kissensteine noch bis um 1870 weit verbreitet waren. Reine Eigengräberfelder entstanden schon seit der Zeit um 1840. Vor allem die Felder 15 und 19 erinnern noch an diese Phase. Der Hauptfriedhof wuchs den Hang hinauf, erhielt Terrassen für die Gräber. Um 1860 wurden die Platanenallee gesetzt, die heute den ältesten Teil des Friedhofs prägt. Da Hangbereiche mit Eichen und Buchen bestehen blieben, entwickelte sich der Hauptfriedhof zu einer Art Waldfriedhof.
Der Friedhof wuchs mit der Stadt. Auch Kriege führten zu seiner Vergrößerung. Während des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71 starben französische Kriegsgefangene in den Gefangenenlagern in Lützel und auf der Karthause an Epidemien. Der Franzosenfriedhof in Lützel nahm 456 Tote auf, der Franzosenfriedhof auf der Karthause 369 Tote. Dieser ist als Teil des Alliiertenfriedhofs, auf dem auch Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene aus dem Zweiten Weltkrieg ruhen, erst Teil des Hauptfriedhofs, als dieser in den 1960er- und 1970er-Jahren zum letzten Mal erweitert wurde. Die Alliierten weihten dort 1927 ein Denkmal zu Ehren ihrer Gefallenen im Ersten Weltkrieg ein. In der Besatzungszeit von 1919 bis 1929 war Koblenz Sitz der Interalliierten Rheinlandkommission.
Soldaten, die im Ersten Weltkrieg im Festungslazarett Koblenz starben oder nach dem Krieg infolge eines Kriegsleidens starben, ruhen auf dem 1919 angelegten, 1960 umgestalteten Ehrenfriedhof Feld 38 und auf Feld 9. Die Gefallenen und die zivilen Toten des Zweiten Weltkrieges fanden ihre letzte Ruhe 1954 auf dem Ehrenfriedhof bei der Batterie Hübeling, einem ehemaligen für die Verteidigung nutzbaren Friedens-Pulver-Magazin der Feste Alexander.
Karl Stähle aus Heilbronn (1882-1921) übernahm 1917 die Leitung des frisch geründeten Garten- und Friedhofsamtes. Er trug wie seine Amtsnachfolger zur Gestaltung des Hauptfriedhofs bei, starb aber früh den Tod eines Gärtners, als er sich beim Okulieren von Rosen eine Blutvergiftung zuzog. Die Tätigkeit von Hans Wilhelm Mutzbauer in den Jahren 1950 bis 1968 führte zu einer Neustrukturierung des Hauptfriedhofs. Geordnete Raster in den Feldern, die Reduktion der komplexen Terrassierungen vor allem in Feld 6 und der Bau von Sandsteintreppen zeugen von seinem Wirken. In der Zeit von Gartenbaudirektor Wilhelm Wolf zogen exotische Gehölze ein, von denen viele das Arboretum bilden.
Wolfs Nachfolger Susanne Elnain, Rüdiger Dittmar und Andreas Drechsler (seit 2015) setzten als Werkleiter des 1998 gegründeten Koblenzer Eigenbetriebs Grünflächen- und Bestattungswesen nicht nur die Pflege des Bestandes fort, sondern sie reagierten auch auf den Wandel der Bestattungskultur. Verschiedene neue Urnengrabstätten sind inzwischen entstanden. Neben den Urnenfeldern gibt es verschiedene Baumfelder für Urnenbestattungen. Manfred Böckling