Projektierer und später Betreiber ist in beiden Fällen die Vattenfall-Gruppe, die sich zu 100 Prozent in Besitz des schwedischen Staats befindet. Sie hatte in getrennten Ausschreibungsverfahren den Zuschlag für beide Projekte erhalten.
Es gab in beiden Veranstaltungen in einer sachlichen Atmosphäre inhaltliche, manchmal kritische Fragen, aber keinen grundsätzlichen Widerstand gegen die Vorhaben. Die Referenten der Firma Vattenfall erhielten beides mal am Ende Beifall. Die Bürgermeister Wolfgang Heitmann (Vallendar, SPD) und Jochen Währ hatten in ihren Eingangs-Statements besonders auf die einstimmigen Beschlüsse in ihren Räten hingewiesen. Die Fragen drehten sich in beiden Veranstaltungen vorwiegend um die Themen Dimension der Anlagen, Flächeninanspruchnahme, Rückbau und finanzielle Aspekte.
Mögliche Standorte: Unter Berücksichtigung einer Reihe von Ausschlusskriterien wie unter anderem Abstände zur Bebauung oder ausreichende Windgeschwindigkeit hatten sich drei sogenannte Potenzialflächen rauskristallisiert.
In Vallendar ist es der Umkreis des Waldgebiets Pedel, das ist mit 284 Meter die höchste Erhebung der Stadt. Hier geht es um vier Anlagen. Weitere vier Anlagen könnten im hinteren Teil des Bergs Schönstatt in Richtung der Tongrube „Höhrer Löcher“ um den 272 Meter hohen „Reitert“ herum errichtet werden. Hier läge eine Anlage auf einer privaten Fläche. Die sieben anderen Standorte wären auf städtischem Areal.
Auch die Weitersburger Potenzialfläche befindet sich im Besitz der Gemeinde. Sie liegt in dem Waldgebiet zwischen dem „Schauinsland“ und der Gemarkungsgrenze zu Höhr-Grenzhausen.
Die Dimension der Anlagen: Errichtet werden sollen Windräder der neuesten Generation mit einer Nabenhöhe von 165 Metern und einer Rotorlänge von 85 Metern. Visualisierungen, wie sich die Anlagen in ihrer Umgebung abbilden, wurden nicht gezeigt. Nach den Worten der Vattenfall-Vertreter handelt es sich bei den jetzt genannten um „sehr vorläufige Standorte“ innerhalb der weitgehend festliegenden Potenzialflächen. Visualisierungen würden erst gefertigt, wenn die einzelnen Standorte genauer festliegen.
Pro Anlage wird dauerhaft eine Fläche von rund 5000 Quadratmetern benötigt, darunter 500 Quadratmeter für das drei Meter hohe Fundament. Die gesamte Fläche muss an anderer Stelle ausgeglichen werden. Der elektrische Anschluss an das Stromnetz erfolgt über ein Erdkabel.
Nach deutschem Recht wird eine Genehmigung für eine Laufzeit von 20 Jahren erteilt, die zweimal um je fünf Jahre verlängert werden kann. Danach muss die Anlage komplett zurückgebaut und die Fläche renaturiert werden. Für die Kosten müssen zu Beginn Rücklagen gebildet werden.
Finanzielle Aspekte: Die Finanzierung erfolgt zu 100 Prozent aus Eigenmitteln von Vattenfall. Über verschiedene Modelle sollen die Bürger der Standortgemeinden profitieren. Sie können Bürgerstrom erhalten, dessen Preis unter dem des jetzigen Hauptversorgers liegt. Vattenfall will in den beiden Orten eine Reihe von E-Ladestationen errichten. Außerdem können sich Bürger Anteile erwerben. „Wann kann ich zeichnen?“, fragte ein Besucher. Die Antwort: „In rund vier Jahren, wenn wir wissen, was die Anlagen kosten.“ Mit rund 30.000 bis 40.000 Euro pro Anlage werden Kommunen im Umkreis von 2,5 Kilometern anteilig der in den Radius fallenden Ortsfläche beteiligt.
Vallendars Bürgermeister Wolfgang Heitmann erklärte, für die Kommune ergäbe sich aus Pacht, Einspeisevergütung und Gewerbesteuer eine jährliche Einnahme von mindestens rund 300.000 Euro pro Anlage. Auf die Frage eines Bürgers, ob dann die Steuern wieder sinken, sagte Heitmann. „Wenn wir den finanziellen Spielraum haben, wäre das eventuell möglich.“
Die zeitliche Perspektive: Im Februar haben beide Kommunen mit Vattenfall den Pachtvertrag unterzeichnet und damit das Projekt begonnen. Rund zwei Jahre soll die Planung in Anspruch nehmen. Für das Genehmigungsverfahren rechnet man mit bis zu zwei Jahren. Hierbei werden von externen Fachbüros die geschützte Tier- und Pflanzenwelt untersucht, mindestens über eine Vegetationsperiode.
Wie die Referenten betonten, gibt es allein 15 windkraftsensible Vogelarten. Inzwischen gibt es technische Einrichtungen, die Fledermäuse und den besonders relevanten Rotmilan im Anflug erkennen, was dann zur Abschaltung der Anlage führt. Verzögerungen könnten sich durch Klagen ergeben. Im Moment rechnet man damit, dass sich in fünf bis sechs Jahren das erste Windrad dreht.