Koblenz
Großbaustelle "Weißer Höfe": Waren es Mönche des Dominikanerklosters?

Außerdem entdeckten die Archäologen alte Senkgruben und 15 Gräber.

Reinhard Kallenbach

Koblenz. Die Ausgrabungen auf der Großbaustelle "Weißer Höfe" sind in eine entscheidende Phase getreten: Mitarbeiter der Landesarchäologie haben ihre Untersuchungen auf dem Gelände deutlich ausgedehnt. Außerdem hat die Koblenzer Außenstelle das Grabungsteam auf zehn Mitarbeiter verstärkt.

In der Weißer Gasse werden weiterhin Fundamente von Kellern freigelegt. Diese gehörten oft zu Nebengebäuden, die in den frühen Katasterplänen nicht eingezeichnet sind.

Reinhard Kallenbach

Von unserem Mitarbeiter Reinhard Kallenbach

Mit im Boot sind jetzt auch Studenten aus Köln, Bamberg und Erlangen. Sie können sich jetzt über die ersten spektakulären Funde freuen – Skelette. Erste menschliche Überreste waren bereits im August entdeckt worden (die RZ berichtete). Allerdings gestaltete sich die Zuordnung schwierig, sodass sich die Archäologen mit Interpretationen zurückhielten. Jetzt sieht die Sache anders aus. Insgesamt 15 Gräber wurden entdeckt, gut die Hälfte sind inzwischen freigelegt. „Der Chor des ehemaligen Dominikanerklosters war nur wenige Meter entfernt. Wir gehen deshalb davon aus, dass hier Angehörige des Klosters bestattet wurden“, erklärt Dr. Cliff Jost. Der wissenschaftliche Grabungsleiter weist darauf hin, dass die Skelette infolge späterer Baumaßnahmen stark beschädigt wurden. So sind die Schädel zum Teil zertrümmert – Teile fehlen ganz. „Die Gräber sind komplett beigabenfrei. Die Hände einiger Toter waren gefaltet“, so Cliff Jost weiter. Das ist ein weiteres Indiz dafür, dass es sich wohl um die sterblichen Überreste von Mönchen des Klosters handelt. Über das Alter der Gräber kann derzeit nur spekuliert werden. Fest steht, dass sie vor dem Verbot von Bestattungen im Stadtgebiet (siehe Kasten) angelegt wurden. Realistisch erscheint derzeit eine zeitliche Einordnung in das 17. oder frühe 18. Jahrhundert.

Außerdem entdeckten die Archäologen alte Senkgruben und 15 Gräber.

Reinhard Kallenbach

Die Archäologen warnen Fremde, das Grabungsgelände zu betreten. „Das ist richtig gefährlich. Außerdem werden wichtige Befunde zerstört“, betont Grabungstechniker Frank Brüninghaus. So sind bereits Jugendliche über das Areal gelaufen und haben unbewusst Schäden angerichtet, die nicht behoben werden können. Die Großbaustelle bleibt für Archäologen vor allem wegen einer möglichen Rekonstruktion des frühen Koblenzer Stadtbildes interessant. Wertvolle Einzelfunde gibt es nicht. Typisch sind Keramikfunde aus dem hohen Mittelalter und der frühen Neuzeit. „Wirklich interessant sind also die Befunde – also Fundamente von Kellern sowie Senkgruben und Gräber“, erklärt die technische Grabungsleiterin Jennifer Schampa.

Die vorbereitenden Arbeiten auf dem Gelände laufen übrigens nach Plan. Derzeit geht es Schicht für Schicht behutsam in die Tiefe. Das Bauunternehmen arbeitet deshalb so vorsichtig, weil weitere Kampfmittel im Boden zutage treten könnten. Eine Spezialfirma überwacht deshalb die Arbeiten.

Das Ende der Bestattungen in der Alt- und Innenstadt

Das Aus für Bestattungen in der heutigen Alt- und Innenstadt vollzog sich in mehreren Stufen. Um Platz für den Ausbau der Nordseite des Entenpfuhls zu schaffen, wurde bereits im Jahr 1767 das Beinhaus des Liebfrauenkirchhofs abgebrochen. Die Stadt war nun gezwungen, einen anderen Ort für die Unterbringung der Gebeine zu suchen. Der nächste Schritt folgte 1777. Am 10. Mai ordnete Kurfürst Clemens Wenzeslaus die Verlegung des Liebfrauenkirchhofes vor die Tore von Koblenz an.

Die Skelette werden sorgfältig freigelegt.

Reinhard Kallenbach

Diese Vorschrift dehnte der Landesherr am 30. März 1778 auf das gesamte Erzstift aus. Fortan war es verboten, die Toten im Außenbereich und im Inneren der Kirchen zu bestatten. Ab sofort sollten Bestattungen nur noch außerhalb der Stadtmauern oder in abgelegenen Gegenden, die von Hauptstraßen und Wohnhäusern weit genug entfernt waren, vorgenommen werden. Ausnahmen waren lediglich für Stiftsherren und Mönche sowie für Familiengrüfte möglich. Die Bestattungen am Dominikanerkloster, das in französischer Zeit aufgehoben wurde, endeten mit dem Verbot. ka

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