Im Unterschied zu einem relativ harmlosen, grippalen Infekt, tritt eine Influenzaerkrankung plötzlich und heftig auf: Hohes Fieber, Schwächegefühl sowie starke Muskel- und Kopfschmerzen sind die Folge – und legen die Patienten flach. Die hohe Zahl an Krankmeldungen führte zuletzt zu überfüllten Wartezimmern bei den Ärzten – und verwaisten Arbeitsplätzen in den Firmen. Doch jetzt ist langsam ein Ende der Grippewelle in Sicht.
Die Lage bei Ärzten und in den Krankenhäusern: „Die Situation bessert sich allmählich“, bestätigt die Pressestelle des Gemeinschaftsklinikums Mittelrhein, das Krankenhäuser in Koblenz, Mayen, Boppard und Nastätten betreibt. Zwar gebe es in den Häusern immer noch Influenza-Patienten, allerdings sei die Zahl der Erkrankungen zurückgegangen – wie übrigens auch bei den etwa 3900 Mitarbeitern. Das bestätigt auch die Kreisärzteschaft Koblenz: „Es gibt nur noch wenige Nachzügler mit schweren und langen Erkrankungen“, berichtet deren Vorsitzender Dr. Hans-Josef Müller. Zu den Patienten gehören hauptsächlich Menschen, die in Gemeinschaften leben oder in solchen arbeiten, beispielsweise in Großraumbüros, Kindergärten oder Schulen. „Auffällig ist vor allem die Anzahl junger Patienten, die durch die Bank weg nicht geimpft sind“, so Müller.
Die Lage in den Firmen und an den Arbeitsplätzen: „Gefühlt ist der Höhepunkt überschritten“, berichtet Christian Arns, Abteilungsleiter Kommunikation bei der Debeka. „Wir haben aber spürbare Ausfälle gehabt.“ Alleine in Koblenz sind rund 3800 Mitarbeiter bei der Versicherungsgruppe beschäftigt. Aufgrund der hohen Anzahl an Mitarbeitern sei die Situation jedoch leichter zu handhaben gewesen, als in kleineren Unternehmen, so Arns. Auch die Stadt Koblenz bestätigt, dass die Krankmeldungen zurückgehen, die Zahl der Ausfälle ist aber immer noch höher als zu dieser Jahreszeit üblich. „Besonders stark betroffen sind Ämter und Eigenbetriebe, die nur oder viel im Außendienst arbeiten“, so Pressesprecher Thomas Knaak. Ähnlich sieht es bei der EVM aus: Die Verkehrsgesellschaft kämpft zwar nach wie vor mit einem erhöhten Krankenstand. „Dadurch, dass die Urlaubszeit noch nicht begonnen hat, mussten aber noch keine Busse ausfallen“, erklärt Pressesprecher Marcelo Peerenboom. Schwierig werde es erst, wenn sich die Ausfälle in die Osterferien ziehen würden. Bei der Deutschen Post hat sich die Lage ebenfalls beruhigt. „Seit zwei Wochen ist es wieder gut, davor hat man es schon gemerkt“, erklärt Heinz-Jürgen Thomeczek der Pressestelle Rheinland-Pfalz. In allen Bereichen – Paket und Briefe – sind viele Kollegen ausgefallen: „Liegen bleiben darf natürlich nichts, die Sendungen brauchen dann einfach zwei bis drei Tage länger oder die Post wird später ausgetragen.“ Es seien Überstunden angefallen, allerdings im erlaubten Rahmen.
Die Gründe für die heftige Grippewelle – und wie die Fallzahlen einzuordnen sind: Theorien, warum die Influenza in diesem Jahr so aggressiv zugeschlagen hat, gibt es dazu viele, allerdings lässt sich keine davon bestätigen. Laut dem Landesuntersuchungsamt (LUA) Rheinland-Pfalz hat sich die Grippe-Saison in diesem Jahr jedenfalls verschoben: Sie begann verspätet und zog sich nach hinten. Im LUA ist man sich darüber im Klaren, dass die gemeldeten Fälle nur einen Teil der Fälle insgesamt ausmachen. Die Dunkelziffer sei riesig. Denn: „Ärzte, die eine Virusinfektion bei einem Patienten erkennen, verzichten häufig auf eine Laborbestätigung“, so Pressesprecherin Kerstin Stiefel, „diese Patienten erscheinen nicht in der Statistik.“ Hinzu kommt, dass längst nicht alle Menschen, die erkrankt sind, auch wirklich zum Arzt gehen.