Die Ermittlungen zum mutmaßlichen Mord in Koblenz offenbaren weitere Details - Angehörige befragt
Getötete Prostituierte aus Koblenz zahlte an Verdächtige: Waren bulgarische Landsleute ihre Zuhälter?
Baedekerstraße 15-17: Hier lebten die 31-jährige Bulgarin und ihre mutmaßlichen Mörder. Alle Drei bewegten sich im Rotlichtmilieu. Jetzt wird auf Nachfrage unserer Zeitung bekannt: Das Opfer, das als Prostituierte arbeitete, führte einen Teil der Einnahmen an die Beschuldigten ab. Foto: Katrin Steinert (Archiv)
Katrin Steinert

Die Ermittlungen zum grausamen mutmaßlichen Mord an einer 31-jährigen Bulgarin, die im Koblenzer Rauental lebte und als Prostituierte arbeitete, kommen voran. Jetzt werden weitere Details bekannt.

Im November 2023 wurde die 31-jährige Bulgarin aus dem Rauental getötet. Auf Anfrage unserer Zeitung erklärt Oberstaatsanwalt Thomas Büttinghaus, dass sie bis zu ihrem Tod als Prostituierte tätig war – und „hierbei erzielte Einnahmen jedenfalls zum Teil auch an die (...) Beschuldigten“ abführte. Damit gibt es erstmals einen Anhaltspunkt, in welchem Verhältnis das Opfer zu den als dringend tatverdächtig geltenden Landsleuten stand.

Die Tatverdächtigen wohnten im selben Haus wie die Getötete

Zu einem früheren Zeitpunkt hatte die Staatsanwaltschaft auf Anfrage lediglich erklärt, dass Opfer und Beschuldigte nicht verwandt sind.

Zur Klärung der Motivlage bedarf es auch aus diesem Grund noch ergänzender Ermittlungen.

Oberstaatsanwalt Thomas Büttinghaus

Die Tatverdächtigen, eine 40-jährige Bulgarin und ein 47-jähriger Bulgare, waren einen Tag nach dem Tod der 31-Jährigen im November in Koblenz und im Landkreis Mayen-Koblenz festgenommen worden. Die Ermittler ordnen beide ebenfalls dem Rotlichtmilieu zu. Laut Staatsanwaltschaft wohnten sie im selben Haus wie die Getötete. Nachbarn berichteten unserer Zeitung, dass alle drei sogar in derselben Wohnung gelebt haben sollen.

Waren die Tatverdächtigen Zuhälter oder Erpresser?

Die Beschuldigten sitzen in Untersuchungshaft und äußern sich auch weiterhin nicht zum Tatvorwurf, berichtet Strafverfolger Thomas Büttinghaus. Auf Nachfrage sagt er: „Zur Klärung der Motivlage bedarf es auch aus diesem Grund noch ergänzender Ermittlungen.“ Ob die Beschuldigten die Zuhälter der Getöteten waren, einen Teil ihrer Einnahmen erpressten oder diese beispielsweise regulär für die Mietkosten erhielten, muss vorerst offen bleiben. Büttinghaus hält sich dazu mit Blick auf die Ermittlungen bedeckt.

Klar ist aber nun, dass die Getötete bis zuletzt Sexdienste leistete. Das war bislang nicht bekannt – und auch eigentlich unvorstellbar. Denn laut Staatsanwaltschaft Koblenz war die 31-Jährige, als sie starb, in einem katastrophalen Gesamtzustand, sie hatte am ganzen Körper Verletzungen.

Opfer war menschenverachtender Gewalt ausgesetzt

Die Obduktionsergebnisse und gesichertes Bildmaterial weisen laut Strafverfolgern darauf hin, dass die Frau über längere Zeit immer wieder massiver und menschenverachtender Gewalt ausgesetzt war. Ob sie in ihrem Job durch Fetisch-/SM-Sex gequält wurde oder die Verletzungen ausschließlich von den Beschuldigten verübt wurden, bleibt nach wie vor offen. Auf erneute Nachfrage erklärt Oberstaatsanwalt Büttinghaus: „Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass ich Ihnen hierzu im derzeitigen Verfahrensstadium keine weitere Auskunft erteilen kann.“

Auch bleibt weiter unklar, ob die getötete Bulgarin ihre Sexdienste in ihrer Wohnung in der Baedekerstraße 15-17 leistete – dort erfolgte der Rettungseinsatz – oder in einem Bordell. Der Oberstaatsanwalt lässt dies ebenso unbeantwortet wie die Frage, ob das Opfer in seiner Wohnung oder an einem anderen Ort tödlich verletzt wurde.

Angehörige in Bulgarien als Zeugen vernommen

Die 31-Jährige hinterlässt Angehörige in Bulgarien. Wie es auf Nachfrage heißt, handelt es sich dabei um Eltern und Geschwister. Diese sind bereits als Zeugen vernommen worden.

Die Ermittlungen laufen aktuell noch, weshalb die Staatsanwaltschaft sich mit Auskünften zurückhält. Aber: Das Ende der Untersuchungen scheint in Sicht. Thomas Büttinghaus teilt auf Nachfrage unserer Zeitung mit: „Diese dürften in einigen Wochen abgeschlossen sein.“ Dann wird die Staatsanwaltschaft voraussichtlich in einer Pressemitteilung über das Ergebnis informieren, berichtet er.

So wurde die 31-Jährige im November aufgefunden

Rückblick: Als die 31-jährige Prostituierte am 22. November des vergangenen Jahres um 1.25 Uhr notärztlich erstversorgt wurde, war sie bewusstlos und mit Herzstillstand vorgefunden worden. Ein Nachbar hatte den Notruf abgesetzt. Im Laufe der Nacht starb sie im Krankenhaus. Am nächsten Tag wurden ihre mutmaßlichen Mörder festgenommen.

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