Hinter den Kulissen des angeschlagenen GKM sprechen die Verantwortlichen wohl über Schließungen und harte Einschnitte
Gemeinschaftsklinikum Mittelrhein: Standorte in Nastätten und Boppard in Gefahr
Der Kemperhof: Die Diskussionen um die Zukunft des Gemeinschaftsklinikums Mittelrhein laufen auf Hochtouren. Foto: Kevin Rühle (Archiv)
Kevin Rühle

Die Verantwortlichen des Gemeinschafsklinikums Mittelrhein arbeiten mit Hochdruck an einem Sanierungskonzept für den finanziell schwer gebeutelten Klinikverbund. Wie unsere Zeitung erfuhr, könnten harte Einschnitte das Ergebnis sein. Die Schließung des Paulinenstifts in Nastätten und des Hospitals zum Heiligen Geist in Boppard sowie der Medizinischen Versorgungszentren (MZV) ist offenbar eine Option, die in Erwägung gezogen wird.

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Die Hauptgesellschafter des Gemeinschafsklinikums Mittelrhein (GKM) und die Geschäftsführung arbeiten an einem Sanierungskonzept für den finanziell schwer gebeutelten Klinikverbund. Auf Nachfrage unserer Zeitung bestätigte Martin Gasteyer, Pressesprecher des Kreises Mayen-Koblenz, eine „Sanierungsplanung“ sei in Arbeit, einen konkreten Fahrplan gebe es aber noch nicht. Ein Paket „großer und kleiner Maßnahmen“ sei denkbar. Aus der Pressestelle der Koblenzer Stadtverwaltung: „Es gibt noch keine beschlossene Sanierungsplanung“. Aber: „Man erstellt gerade ein tragfähiges Sanierungskonzept.“

Aus gut informierten Kreisen ist zu hören, dass die Verantwortlichen offenbar einen harten Sanierungskurs anstreben. Demnach könnten die Häuser in Nastätten (Paulinenstift) und Boppard (Hospital zum Heiligen Geist) geschlossen werden, auch die Medizinischen Versorgungszentren (MZV) stünden auf der Kippe. Im Krankenhaus St. Elisabeth in Mayen könnten Einschnitte erfolgen. Die Ein-Standort-Lösung auf dem Gelände des Kemperhofes könnte zudem schnell vorangetrieben werden. Hier würden das Evangelische Stift und der Kemperhof wie geplant zusammengelegt. Würde dieser Weg beschritten, bliebe vom GKM im Kern nur noch ein großes Koblenzer Klinikum übrig.

Viele Variablen

All das gilt natürlich noch unter Vorbehalt, hinter verschlossenen Türen ist vieles im Fluss. Verschiedene Variablen – was sagt der Betriebsrat, was das Land, finden sich neue Kooperationspartner? – beeinflussen den Prozess. Die Gesellschafter müssten sich auf einen gemeinsamen Weg einigen: Neben der Stadt Koblenz und dem Landkreis gehören vier Stiftungen zu diesem Kreis. Das Konstrukt steht unter Druck, denn die Stiftungen haben weitreichende Mitspracherechte, tragen aber nichts zur Finanzierung bei Verlusten oder Liquiditätsproblemen bei.

Ihr Rückzug wird deswegen immer wieder gefordert. Immerhin: Der Geldfluss scheint zumindest für einige Monate gesichert, auch die Banken ziehen wohl weiterhin mit – was zwischenzeitlich fraglich war. Die Liquidität des Klinikverbundes sei derzeit gesichert, heißt es von Stadt und Kreis.

So oder so: Manch ein Koblenzer Kommunalpolitiker könnte sich wohl mit einem starken GKM-Fokus auf die Rhein-Mosel-Stadt anfreunden. In Koblenz ist in der jüngeren Vergangenheit immer wieder Kritik laut geworden, dass die beiden Hauptgesellschafter Millionen zuschießen, obgleich der Klinikverbund auch die medizinische Versorgung in den Landkreisen Rhein-Hunsrück und Rhein-Lahn mit sicherstellt. Zumal bei den Koblenzer Häusern die schwarze Null meist steht, während die anderen Standorte als mehr oder wenige große Zuschussgeschäfte gelten.

Eigentlich hätte die Sana Kliniken GmbH das Gemeinschaftsklinikum als privater Mehrheitseigner übernehmen sollen, das Haus gegebenenfalls sanieren und die Ein-Standort-Lösung in Koblenz umsetzen sollen. Doch Anfang Februar wurde bekannt, dass der Deal geplatzt ist – unter anderem ungeklärt war die Frage, wer die Absicherung von Rentenansprüchen für Klinikmitarbeiter übernimmt.

Seitdem ist das Rätselraten um die Zukunft des Gemeinschaftsklinikums groß, auch eine Insolvenz war zuletzt kein Tabuthema. Mit der Unternehmensberatung Roland Berger holten sich die Gesellschafter Fachberatung ins Haus, die ebenfalls Sanierungsvorschläge machen soll. Wobei auch die aktuelle Geschäftsführung des Klinikums als beschlagen in diesem Bereich gilt: Sie kommt teils aus dem Umfeld von HMG (Hospital Management Group) und WMC Healthcare, zwei auf den Gesundheitsbereich und Kliniksanierungen spezialisierten Beratungsunternehmen. Letztere hat zuletzt die insolvente DRK-Krankenhausgesellschaft Rheinland-Pfalz saniert.

Mitfinanzierung möglich?

Auf die Frage zu einer möglichen Mitfinanzierung heißt es aus der Pressestelle des Rhein-Lahn-Kreises: „Zurzeit ist nach aktueller juristischer Bewertung keine finanzielle Beteiligung des Rhein-Lahn-Kreises am GKM Mittelrhein möglich.“ Der Standort Nastätten sei wichtiger Teil der Gesundheitsversorgung im Kreis. Deshalb habe Landrat Jörg Denninghoff „selbstverständlich“ großes Interesse daran, dass das Krankenhaus für die Region erhalten bleibe. „Er ist weiteren Gesprächen gegenüber jederzeit offen“. Ähnliches ist aus dem Rhein-Hunsrück-Kreis und mit Blick auf den Standort Boppard zu hören.

Gemeinsam mit Denninghoff habe der Rhein-Hunsrück-Landrat Volker Boch Ende Februar eine Anfrage zur aktuellen Situation, zur wirtschaftlichen und strukturellen Historie und zur Zukunftsperspektive des Klinikums an die Geschäftsführung gestellt, heißt es zudem aus dem Kreishaus in Simmern. Antworten stünden hier noch aus. Gesprächsbereitschaft indes auch im Hunsrück: „Landrat Boch würde eine Beantwortung der vorgenannten Fragen begrüßen und hat Offenheit für Gespräche signalisiert.“

Von Peter Meuer und Angela Kauer-Schöneich

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