Koblenz & Region
"Geldlehrer" kämpfen für finanzielle Bildung

Die Geldlehrer sind im gesamten Bundesgebiet aktiv. in Koblenz gibt es eine Zusammenarbeit mit der Goetheschule im Stadtteil Lützel, einer von vier Realschulen Plus in Koblenz.

Koblenz - Das Erwachsenenleben ist noch jung, das erste Geld verdient. Und schon lauern an allen Ecken die Versuchungen. Da werden schnell Mobilfunkverträge geschlossen oder Unterhaltungselektronik auf Pump gekauft. So mancher wird da leichtsinnig.

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Koblenz – Das Erwachsenenleben ist noch jung, das erste Geld verdient. Und schon lauern an allen Ecken die Versuchungen. Da werden schnell Mobilfunkverträge geschlossen oder Unterhaltungselektronik auf Pump gekauft. So mancher wird da leichtsinnig. Kam doch früher das Taschengeld automatisch. Und wenn es nicht reicht, springen Vater und Mutter ein. Heute ist traurige Realität: Viele Jugendliche haben dem Umgang mit Geld nicht gelernt. Die „Geldlehrer“ wollen das ändern. Mitglieder des eingetragenen Vereins mit Sitz in Koblenz sind bundesweit an Schulen im Einsatz.

„Es gibt den Spruch ,über Geld spricht man nicht'. Wir sprechen aber sehr wohl über Geld“, betont Vorstandsmitglied Dirk Runzheimer. Denn die Geldlehrer Deutschland e.V. haben ein Ziel: Sie wollen Jugendliche und junge Erwachsene davor bewahren, in Fallen zu tappen. Dabei geht es noch nicht einmal um Verschwendung der eigenen Ersparnisse. Kaum volljährig geworden, werden die jungen Frauen und Männer von Versicherungen und Banken gedrängt, ungünstige Vorsorgeverträge und überflüssige Policen abzuschließen. Und wenn man einmal unterschrieben hat, ist der Schritt zurück meist sehr schwer – und teuer. Vorsitzender Grischa Schulz wird deshalb nicht müde, zusätzlichen Unterricht im Kaufmännischen Rechnen zu fordern. Die mittlerweile 30 Geldlehrer gehen deswegen ganz gezielt an die Schulen, bieten freiwilligen Zusatzunterricht an und verteilen Materialien und Rechner. Mit ihrem Angebot, das sich besonders an Schüler der Abschlussklassen der Sekundarstufe I wendet, rennen die „Geldlehrer“ offene Türen ein. „Wir können der 10. Klasse im Wirtschaftslehreunterricht ein Angebot machen, das über den normalen Lehrplan hinausgeht“, sagt zum Beispiel Bernd Hutmacher. Der Konrektor der Lützeler Goetheschule ergänzt: „Überzeugt hat uns die Intention, den Schülern anhand von nachvollziehbaren Beispielen alltägliche Geldgeschäfte zu erklären, damit sie diese durchschauen und nachvollziehen können“. Zusätzlichen Anreiz zur Teilnahme am freiwilligen Angebot gibt ein spezieller Finanzrechner, der mit den Unterrichtsmaterialien gratis verteilt wird.

Der Rechner wurde übrigens unter Federführung von Dirk Runzheimer in Koblenz entwickelt. Der Unternehmer betont aber, dass er mit den Geräten keine Werbung betreiben will. Alle Materialien sind neutral gestaltet. Dadurch hebt sich der Verein etwa von Angeboten, die manche Unternehmen für Schulen bereit halten ab. Produktwerbung ist den Geldlehrern verboten. Das steht schon in der Satzung. Und wer sich nicht daran hält, ist draußen. So einfach ist. Was alle Mitglieder vereint ist der Wunsch, dass finanzielle Bildung als Grundbaustein in der Schulausbildung zu verankern. Die Berufe, aus denen die ehrenamtlich tätigen Geldlehrer kommen, sind unterschiedlich. Stark vertreten sind neben Pädagogen ganz besonders Kaufleute, die sich verantwortungsvolles Handeln auf die Fahnen geschrieben haben. Dafür sind sie sogar bereit, für Grundausbildung und Materialien vierstellige Beträge zu zahlen. Denn der Verein hat zwar Sponsoren, kann den hohen Aufwand aber nicht allein tragen.

Reinhard Kallenbach

Die Ziele des Koblenzer Vereins Geldlehrer e. V.

Mangelnde finanzielle Kompetenz hat für jede Volkswirtschaft schwerwiegende Auswirkungen: Beispiele sind Altersarmut und eine steigende Zahl von Privatinsolvenzen. Der Verein Geldlehrer Deutschland e.V., der seinen Sitz, in Koblenz hat, ist bundesweit tätig und wird von zahlreichen Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft nachhaltig unterstützt. Das ehrgeizige Ziel des Vereins ist es, in Kürze mehr als 1000 Geldlehrer einzusetzen. Dies bedeutet konkret, dass jedes Jahr 50 000 Schüler finanziell gebildet die Bildungseinrichtungen verlassen und damit die Voraussetzungen für ein selbstbestimmtes Leben in allen Finanzangelegenheiten erreichen. Die Geldlehrer führen dabei einen begleitenden Unterricht in weiterführenden Schulen – vorzugsweise in den zehnten Klassen über ein gesamtes Jahr durch. Die Schüler können danach Sparpläne, Darlehen, Ratenkredite, Inflation und sogar ihre eigene Altersvorsorge selbstständig berechnen. Schüler und Geldlehrer in spe können sich im Netz unter der Adresse www.geldlehrer.de über die Arbeit des Vereins informieren.

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