Eigentlich war das Koblenzer Weindorf-Gelände ein Beitrag zum Thema 1000 Jahre Rheinland. Die vier Winzerhäuser sollten nach Ausstellungsende wieder abgebaut werden. Das war vor 100 Jahren. Das Ensemble war bei Touristen und Koblenzern aber so beliebt, dass es blieb. Doch ab Ende Oktober steht es ohne Pächter da. Einen Nachfolger will die Stadt mit einer Ausschreibung suchen und finden.
Über den Ausschreibungstext hat der Haupt- und Finanzausschuss in seiner jüngsten Sitzung beraten. Mit einem Interessenbekundungsverfahren soll das Weindorf neu ausgerichtet werden. Zunächst wird es nächstes Jahr umfangreich und für viel Geld von der Stadt Koblenz saniert. Deshalb hatte die Koblenz-Touristik als Eignerin den Vertrag mit dem aktuellen Pächter nicht verlängert.
Das Weindorf kann auch von mehreren Pächtern übernommen werden
In der Ausschreibung sucht die Stadt „engagierte und kreative Gastronominnen und Gastronomen“, die das „traditionsreiche Gastronomieensemble in bester Lage am Rheinufer“ mit neuem Leben füllen. Angesprochen seien nur „leistungsfähige, erfahrene Gastronomiebetriebe, die belegbar über die notwendige fachliche und wirtschaftliche Kompetenz verfügen, um einen Betrieb dieser Größe professionell und nachhaltig zu führen“. Es könne entweder von einem „starken Betreiber als Gesamtbetrieb geführt oder – falls das Konzept überzeugt – auf mehrere Pächter mit unterschiedlichen gastronomischen Schwerpunkten aufgeteilt werden“. Entscheidend sei ein stimmiges Gesamtkonzept.
Drei Betreibermodelle sind denkbar
Möglich sind drei Modelle: eine Marktgastronomie (Gesamtkonzept mit sechs bis sieben verschiedenen Anbietern beziehungsweise Gastronomen, zentralen Sitzplätzen sowie einer zentralen Spülküche); ein Einzelpächter (À-la-carte-Restaurant in einem Gebäude, restliche Gebäude für Events, Meetings und große Gruppen); eine Dorfgastronomie (separate Verpachtung der einzelnen Häuser, vier eigenständige Konzepte).
Interessenten sollten in jedem Fall die Tradition des Weindorfs bewahren, regionalen Weinen ein „angemessenes Forum bieten und eine qualitativ hochwertige, aber bodenständige regionale Küche in den Mittelpunkt“ stellen. Sie sollten „das Potenzial der Räumlichkeiten für Veranstaltungen wie Hochzeiten, Geburtstage und Feiern nutzen“, die „Attraktivität für Touristen und Gruppen weiter ausbauen“. Das Konzept solle zudem wirtschaftlich tragfähig sein und das Weindorf modern geführt werden. Und, womöglich der Knackpunkt, weil der Interessent Geld mitbringen soll: Gewünscht ist auch eine „Mitinvestition in den Innenausbau und in die gastronomische Ausstattung“.

Koblenzer Weindorf wird 100 – und schließt im Herbst
Kowelenzer treffen sich hier, Paare essen im baumbestandenen Innenhof, für viele Touristen ist es der Inbegriff der rheinischen Gastlichkeit: Das Koblenzer Weindorf wird in diesem Jahr 100 Jahre alt. Aber wird es auch noch älter werden?
Das notwendige Interessenbekundungsverfahren dürfte der Stadtrat in seiner nächsten Sitzung am Donnerstag, 26. Juni, auf den Weg bringen (Beginn: 15 Uhr, Historischer Rathaussaal). In der jüngsten Ausschusssitzung stieß die Ausschreibung auf große Zustimmung. Die CDU hätte gerne möglichst schnell Klarheit in Sachen Pächter und Konzept, damit möglichst zu den Haushaltsberatungen im November klar ist, welche Kosten für Planung und Sanierung auf die Stadt zukommen. Allerdings ist dieser Zeitrahmen sehr ambitioniert.
In einem ersten Schritt können interessierte Pächter eine kompakte Konzeptidee einreichen. Die Stadt will so möglichst früh in Kontakt mit potenziellen Betreibern treten, damit das „Traditionsprofil des Weindorfs mit innovativen Ansätzen und wirtschaftlichem Potenzial in ein stimmiges Gesamtkonzept überführt werden kann“, wie es in der Beschlussvorlage heißt. Die CDU will zudem beantragen, dass der Stadtrat nach „Vorstellung der drei (maximal) ,besten’ Bewerber entscheidet, mit welchem Interessenten das Verfahren weiter betrieben“ wird. Klar ist auch: Ohne einen geeigneten Pächter kann keines der drei Konzepte geplant werden.