Derzeit werden verschiedene Optionen geprüft - Wird der Bau dadurch noch teurer?
Gaskrise ist Ursache: Das lang ersehnte Koblenzer Hallenbad muss umgeplant werden
Der Bau des Hallenbads liegt so weit im Plan – zeitlich gesehen. Durch die Gaskrise und die enorme Verteuerung der Energie allgemein muss aber nun noch einmal umgeplant werden – und keine der Optionen scheint derzeit perfekt oder zumindest einfach. Foto: Sascha Ditscher
Sascha Ditscher

Koblenz. Die rasant steigenden Gaspreise machen auch vor einer der prominentesten Baustellen von Koblenz nicht Halt, dem lang ersehnten Hallenbad: Der 41-Millionen-Bau muss deshalb bei der vorgesehenen Energieversorgung für Pumpen, Lüfter, Badewassertemperatur oder Fußbodenheizung im laufenden Baubetrieb umgeplant werden. Weg vom Gas bis zur Eröffnung im Oktober 2023, heißt die Devise. Eine Art Operation am offenen Herzen.

„Gas war bisher einfach die wirtschaftlichste Lösung.“ Albert Diehl, Technischer Geschäftsführer der Koblenz Bäder GmbH, einer Tochtergesellschaft der Stadtwerke Koblenz und so mittelbar auch der Stadt Koblenz, muss seit der Gesellschafterversammlung der Stadtwerke am 21. Mai umdenken. Denn seitdem weiß er: Was sicher war, ist es jeden Tag weniger. Am besten wird der Energieträger zum Betrieb des Hallenbad-Neubaus am Moselbogen im Rauental bis Oktober 2023, dem Starttermin, alles andere sein als Erdgas, oder zumindest möglichst wenig davon.

Hoffnung auf der Abwärme

Bis zum 21. Oktober, wenn die Gesellschafterversammlung der Stadtwerke Koblenz erneut zusammentritt, soll Diehl deshalb Prüfergebnisse vorlegen können: Was ist alternativ zur Gasversorgung des 21.000 Quadratmeter großen Bades mit seinen rund 1000 Quadratmetern reiner Beckenfläche machbar, kostenmäßig kalkulierbar, was bis zur Eröffnung in dann weniger als einem Jahr überhaupt umsetzbar?

Hoffnungen setzt Diehl derzeit zum Beispiel auf die aus der Reinigung von 25 bis 28 Grad warmen 12.000 Kubikmetern Beckenwasser entstehende Abwärme. Das Brauchwasser, das bisher über die Zuführung zu den beiden geplanten Regenwasserzisternen als Bewässerung der Grünanlagen verplant ist, könnte – auf 5 Grad heruntergekühlt – für die Stromerzeugung genutzt werden.

Eine weitere Prüfoption betrifft den aus Kostengründen bisher nicht weiter verfolgten Einsatz von Erdwärmepumpen. Vier Bohrungen in 1500 Metern Tiefe wären für die Sonden nötig. Macht das aber jetzt Sinn? Diehl ist aus grundsätzlichen Überlegungen skeptisch: „Es bleibt abzuwarten, wie die Erdschichtenbeschaffenheit im sensiblen Gebiet des Neuwieder Beckens aussieht.“ Zudem seien nötige Gutachten, schließlich auch die Anbindung der Erdwärme ans Energienetz des Hallenbades zeitaufwendig. Möglicherweise also nur eine Option für eine spätere Nachrüstung.

Energieausbeute aus größeren Fotovoltaikmodulen soll geprüft werden

Bliebe als dritte Option eine Überprüfung der möglichen Energieausbeute aus größer als geplant dimensionierten Fotovoltaikmodulen auf den Hallendächern, wodurch geplante Gründachanteile wegfallen würden. Doch ob der Zusatzaufwand sich mit den berechneten durchschnittlichen Jahressonnenstunden wirtschaftlich zusammenbringen lässt, ist offen.

Knackpunkt bei allen Überlegungen ist sozusagen der Antrieb des Motors der komplexen Heizungs- und Lüftungstechnik, der Stromerzeugung für Pumpen oder die in zwei Becken derzeit eingeplanten hydraulisch zu hebenden Böden. „Wo kommt die Energie her, die wir zur Erzeugung der 1500 kW benötigen, die unsere beiden Heizkessel und das Blockkraftheizwerk bringen können?“, fragt sich Albert Diehl. Klar ist: idealerweise nicht vom Erdgas.

Ingenieurprüfungen, neue Pläne zum Energiekonzept, neue Technik werden zudem nicht umsonst zu haben sein. Eine erneute Kostensteigerung des aktuell 41 Millionen Euro teuren Neubaus kann auch Albert Diehl nicht ausschließen.

Grundsätzlich ist ja ohnehin wenig energie- und energiekostenintensiver als ein Hallenbad. In Koblenz warten die Bürgerinnen und Bürger seit dem Abriss des alten Stadtbades vor sieben Jahren auf ihr neues Bad, geschlossen wurde das alte in der Weißer Gasse schon vor mehr als zehn Jahren. Große und kleine Badefreunde müssen sich in der kalten Jahreszeit seitdem mit den eigentlich ausschließlich für den Vereins- und Schulsport vorgesehenen Bädern auf der Kartause, dem Beatusbad in der Goldgrube und dem im Bienhorntal zufriedengeben. Für eine fast 114.000-Einwohner-Stadt ist das eher unterdimensioniert.

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