So werden Prognosen erstellt
Ganz Deutschland schaut (auch) auf Lützel
Jochen Fink ist für Infratest dimap als Interviewer in Lützel
Doris Schneider

Woher wissen die eigentlich im Fernsehen immer schon um 18 Uhr, wie die Wahlen ausgegangen sind – oder zumindest schon fast genau? Ganz einfach: weil Wähler wie die in einem Koblenzer Stimmbezirk quasi zweimal wählen. So läuft das ab.

Wie die Menschen im Wahllokal in der Koblenzer Karl-Russell-Straße abstimmen, das wird ab 18 Uhr Teil der ersten Hochrechnungen und Prognosen sein, die man in der ARD sieht. Denn das Meinungsforschungsinstitut Infratest dimap hat Interviewer Jochen Fink in das Wahllokal in Lützel entsandt. „Können Sie bitte den Wahlzettel ein zweites Mal ausfüllen, so wie Sie eben gewählt haben?“, spricht der Interviewer die Lützeler an, die aus dem Wahllokal kommen. Zusätzlich sind Geschlecht, Alter und Schulabschluss anzukreuzen. „Das machen fast alle Leute bereitwillig mit“, sagt Fink.

Bei jedem fünften Wähler werden zusätzlich mehr Fragen gestellt – alles natürlich anonym, absolut freiwillig und geheim. „Sind Sie berufstätig?“, wird gefragt. „Wie ist Ihre persönliche Situation?“ Was war für die Wahl entscheidend, Spitzenkandidat oder Wahlprogramm? Welche Koalition bevorzugen die Wähler, wie fänden sie eine Beteiligung der AfD oder des Bündnisses Sahra Wagenknecht an der Regierung und andere Fragen stehen auf dem Blatt. Und: Welche Partei hat man 2021 gewählt?

Die Lützeler wählen sozusagen zweimal.
Doris Schneider

„Damit werden Strömungen wie Wechselwähler verdeutlicht“, sagt Interviewer Jochen Fink, „oder in den Analysen weiß man dann, welche Koalition sich die Wähler einer bestimmten Partei wünschen.“ Lauter Daten, die an dem Abend wichtig werden. Siebenmal gibt Fink tagsüber seine Daten an die Zentrale von Infratest dimap weiter, aus allen Daten aller 560 ausgewählten Stimmbezirke werden die allerersten Prognosen um 18 Uhr errechnet. Im Lauf des Abends verfeinern sich die Daten, denn die Interviewer geben auch nach der Zählung das Ergebnis durch.

Übrigens ist der ausgewählte Stimmbezirk keinesfalls repräsentativ, sagt Infratest-dimap-Pressesprecherin Irina Roth. Im Gegenteil: Bei der Statistik spielt der Zufall eine große Rolle bei der Auswahl. Natürlich werden Faktoren wie Stadt oder Land hinzugezogen, aber wichtig ist nur, dass die Summe der 560 ausgewählten Stimmbezirke das Ergebnis gut abbildet, nicht jeder einzelne.

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