Erst langsam gibt es wieder Aufträge: Nicht nur Einnahmen gehen verloren, sondern auch Wissen: Gästeführer ohne Gäste: Nur langsam gibt es wieder Aufträge
Erst langsam gibt es wieder Aufträge: Nicht nur Einnahmen gehen verloren, sondern auch Wissen
Gästeführer ohne Gäste: Nur langsam gibt es wieder Aufträge
Auch die beiden Bronzefiguren „Marktfrau und Schutzmann“ sind immer wieder Anlaufpunkt von Gästeführungen. Die Schutzmänner halfen früher den Marktfrauen beim Tragen der schweren Körbe und wurden dafür mit ihren Waren belohnt. Foto: Koblenz-Touristik GmbH/Herbert Piel Koblenz-Touristik GmbH/Herbert P
Langsam rollen die ersten Führungen wieder an, ganz langsam. Aber von einem normalen Leben sind die Koblenzer Gästeführer natürlich noch weit entfernt, allein schon deswegen, weil im Moment noch fast ausschließlich Individualreisende in Koblenz sind. Keine Busse, vor allem keine Schiffe. Und die machen den Großteil der Führungen aus.
Auch die beiden Bronzefiguren „Marktfrau und Schutzmann“ sind immer wieder Anlaufpunkt von Gästeführungen. Die Schutzmänner halfen früher den Marktfrauen beim Tragen der schweren Körbe und wurden dafür mit ihren Waren belohnt. Foto: Koblenz-Touristik GmbH/Herbert Piel Koblenz-Touristik GmbH/Herbert P
Normalerweise wäre der Terminkalender von Arthur Matyschock gerade in diesen Wochen gut gefüllt. Aber seit vielen Monaten stehen nur – wenige – private Termine im Kalender: Wenn keine Touristen kommen dürfen, gibt es für Gästeführer nichts zu tun. Und eventuell lange noch nicht, weil größere Gruppen verboten bleiben, fürchtet der 77-Jährige.
Arthur Matyschok freut sich, wenn wieder Gäste kommen. Foto: Schneider Doris Schneider
Finanziell trifft es ihn weniger hart als manche seiner Berufskollegen, denn die Einnahmen hat er vor allem verwendet, um schöne Urlaube mit Kindern und Enkeln zu finanzieren. Seinen Lebensunterhalt muss der Oberstleutnant a.D. so nicht bestreiten. „Fehlen tut es mir trotzdem“, sagt der Vorstädter beim Gespräch mit der RZ am Deutschen Eck. Und zwar sowohl finanziell als auch inhaltlich. Denn die Führungen – meist für Touristen von Kreuzfahrtschiffen, fast immer auf Englisch – machen ihm großen Spaß.
Heinz-Gerd Reis ist Vorsitzender des Vereins Koblenzer Gästeführer mit 103 Mitgliedern. „Sonntag hatte ich meine erste Führung wieder“, sagt er fröhlich. Das war gar nicht so einfach: Samstag und Sonntagmorgen hat er die Unterlagen noch mal durchgeschaut, am Abend taten ihm die Füße weh, weil es eine ungewohnte Belastung war. „Aber es lief gut! Und es tat wirklich auch wieder gut.“
Bis „normale“ Zeiten einkehren, das wird wohl noch dauern, sagt Reis. „Normal“ bedeutet für ihn rund 100 Führungen im Jahr, vor allem auf Englisch und Französisch, vor allem für Gäste von Kreuzfahrtschiffen. „Eins habe ich Anfang der Woche gesehen!“ Aber ob die Touristen aus dem Ausland wirklich schon wieder zahlreich kommen werden, das ist ungewiss.
Heinz-Gerd Reis ist Vorsitzender des Vereins der Gästeführer. Foto: privat
„Wenn man es nicht übt, vergisst man viel“, fürchtet Arthur Matyschock. Sowohl Faktenwissen, das er vor gut 20 Jahren bei der offiziellen Gästeführer-Ausbildung bei der Koblenz-Touristik erworben hat, als auch Englischkenntnisse. Um in Übung zu bleiben, hat er jetzt für sich eine Lösung gefunden: Er hat einen Muttersprachler gebucht, mit dem er spazieren geht und dem er die Stadt vorstellt. „Aber dass man all dies auf private Initiative und Kosten machen muss, das ist doch eigentlich nicht richtig“, sagt der Norddeutsche, der in Koblenz seine neue Heimat gefunden hat. Rund 150 Führungen stehen in normalen Jahren im Kalender des Vorstädters. Doch nun ist es das zweite Jahr in Folge, dass es nicht normal läuft. Dafür kann erst einmal keiner was, sagt Matyschock, vermisst aber trotzdem, dass überhaupt irgendjemand die Gästeführer im Blick hätte. „Die meisten bei uns sind berufstätig oder Rentner oder Pensionäre“, sagt Heinz-Gerd Reis, „insofern sind sie nicht auf das Geld angewiesen.“ Einige wenige Freiberufler aber habe es wirklich hart getroffen. Für sie könne man nur hoffen, dass es jetzt bald wieder richtig losgeht – bei aller Vorsicht.