Seit Jahren, eigentlich Jahrzehnten schon werden jedes Jahr spätestens zur Freiluftsaison die Diskussionen geführt: Kann man Fußgänger und Radfahrer in den Anlagen trennen? Sollte man das Radfahren verbieten? Oder geht es auch irgendwie anders?
Es sollte auch anders gehen, meint Torsten Schupp und erläutert in der jüngsten Ratssitzung einen Antrag der Wählergruppe Schängel, deren Fraktionsvorsitzender er ist. Die Wählergruppe fordert die Verwaltung auf zu prüfen, ob in den Rheinanlagen mit Markierungen sogenannter Fairness-Zonen ein besseres Miteinander möglich sei. Denn immer wieder gebe es brenzlige Situationen, und die Wegtrennung, wie sie andernorts erfolgt, geht aufgrund der Platzverhältnisse in Koblenz nicht. Den Verkehrsteilnehmern werde mit den Markierungen verdeutlicht, dass eine besondere gegenseitige Rücksichtnahme geboten ist, so Schupp. Bei der Markierung handele es sich aber um kein offizielles Verkehrszeichen.
Für ein besseres Miteinander
Schupp berichtet von einem Besuch in Flensburg, wo er selbst gesehen habe, dass Radfahrer ihre Geschwindigkeit deutlich reduzierten, als sie in eine solche Zone hineinfuhren. „Man könnte solche Markierungen an den Eingängen zu den Anlagen anbringen“, schlägt er vor, also beispielsweise am Oberwerth, am Weindorf und am Deutschen Eck, und diese könnten nach der Auffassung seiner Fraktion dazu beitragen, dass Radfahrer und Fußgänger „im friedlichen Miteinander die schönen Anlagen genießen“ könnten.
Maßnahmen wie die angedachten Markierungen wären unnötig, wenn alle Menschen sich rücksichtsvoll verhalten würden, sagt Baudezernent Bert Flöck. Die Verwaltung wird den Antrag prüfen und dann erneut in den politischen Gremien berichten.
Wie sieht es der Radverkehrsbeauftragte?
Die „klassischen“ Konfliktsituationen in den Rheinanlagen haben sich baustellenbedingt etwas entschärft, bewertet der Radverkehrsbeauftragte Tobias Weiß-Bollin die Situation. „Sowohl die Sperrung der Rheinanlagen zwischen Weindorf und Stresemannstraße als auch die Umleitung des Radverkehrs über die Mainzer Straße infolge der Brückenarbeiten in der Mozartstraße haben zu einer Veränderung der Rad- und Fußverkehrsströme gesorgt.“
Eine Konfliktstelle sei entschärft, durch die neue Rampe zwischen Mozartstraße und Rheinanlagen, die erheblich breiter ist als die alte. Ob die schmalen Kopfsteinpflasterungen am Spielplatz das Tempo der Radler beeinflussen wie gehofft, sei schwer zu sagen. „Sicher nehmen die Fahrer der oftmals gut gefederten Räder die Änderungen im Untergrund nur wenig wahr.“ Den Antrag der Fairnesszonen bewertet Weiß-Bollin nicht, es werde seitens der Stadtverwaltung geprüft.
Passanten befragt: So sehen sie die Situation
Dass die Markierungen viel bringen, glauben bei einer zufälligen Befragung in den Anlagen an einem ruhigen Mittag die wenigsten Passanten. Aber sie halten sie auch nicht zwingend für nötig. Ja, ab und zu sind Radler hier sehr schnell unterwegs, aber wirklich gestört fühlen sie sich nicht, sagen die meisten. „Wenn der Hund von einer Seite auf die andere läuft, ist es manchmal ein bisschen schwierig“, sagt eine junge Frau, aber wenn die Radler klingeln, stören sie sie nicht.
Eine Mutter mit einem Kind gibt zu bedenken, dass die Markierung „Fairness-Zone“ sie gar nicht unbedingt zu dem Thema Radfahrer/Fußgänger bringe. Und eine 69-Jährige sagt: „Mit Rücksichtnahme von allen Seiten muss es hier gar keine Probleme geben.“ Die Markierung als Fairness-Zone hält sie nicht für zielführend: „Entweder ist das in einem drin oder nicht“, sagt sie achselzuckend.