Albert Glöckner ist der neue Vorsitzende - Das hat die Organisation in 110 Jahren erreicht
Führungswechsel im Koblenzer Anwaltsverein: Das sind die Pläne des neuen Vorsitzenden
Albert Glöckner (Mitte), neuer Vorsitzender, will dem Verein eine neue Satzung geben und die Mitgliederzahl erhöhen. An seiner Seite: Vorgängerin Christine Theobald-Frick (rechts), die 16 Jahre im Amt gewesen ist, sowie André Imhäuser (stellvertretender Vorsitzender). Foto: Marc Thielen
Marc Thielen

Der Verein der Rechtsanwälte Koblenz hat nach 16 Jahren einen neuen Vorsitzenden: Albert Glöckner. Die RZ hat ihn und seine Vorgängerin zum Interview getroffen. Ein Gespräch über die Ziele Glöckners und einen leidenschaftlichen Protest auf dem Jesuitenplatz.

Fragt man Christine Theobald-Frick, bis vor Kurzem Vorsitzende des Koblenzer Anwaltsvereins, was ihr aus ihrer Amtszeit besonders im Gedächtnis geblieben ist, folgt die Antwort sofort: „Die OLG-Demo!“, sagt die 69-Jährige Justizrätin. Gemeint ist der Protest gegen die Schließung des Oberlandesgerichts am Standort Koblenz, die im Mai 2011 auf dem Jesuitenplatz stattgefunden hat.

„Koblenz stand damals Kopf“, erinnert sie sich. Und Theobald-Frick ist mittendrin, hält eine Rede aus dem Fester im ersten Stock über dem Möbelhaus Casero. Mehr als 3.000 Menschen haben sich an diesem Tag auf dem Platz eingefunden – angemeldet waren 300. Am Ende gelingt es bekanntermaßen, die Schließung des Gerichts zu verhindern.

Der Verein vertritt die Interessen der Anwaltschaft gegenüber Gesellschaft und Politik

André Imhäuser, stellvertretender Vorsitzender

Nun übergibt sie ihr Amt an Albert Glöckner, Koblenzer Rechtsanwalt und Fachanwalt für Familien- und Verwaltungsrecht. Der 58-Jährige, der im September von den Mitgliedern zum Vorsitzenden gewählt wurde, ist seit seiner Zulassung im Verein und war zuletzt Kassenprüfer. Welche Ziele hat er für seine zweijährige Amtszeit?

An erster Stelle, sagt Glöckner, steht eine neue Satzung. „Unsere Satzung ist in die Jahre gekommen und vor dem Hintergrund soll jetzt eine Reform stattfinden“. Und wie soll sich der Verein entwickeln? Es wäre schön, sagt Glöckner, wenn sich die Zahl der Mitglieder wieder in Richtung 500 bewegen würde. So viele hatte der Verein einst, heute sind es 425.

Vermittlung bei Problemen

Aber was macht ein Anwaltsverein eigentlich? „Der Verein vertritt die Interessen der Anwaltschaft gegenüber Gesellschaft und Politik“, erklärt André Imhäuser, stellvertretender Vorsitzender des Vereins. Auch versuche man zu vermitteln, sagt Glöckner, wenn es Probleme mit Mandanten oder zwischen Kollegen gebe.

Viele Kompetenzen liegen allerdings beim Dachverband, dem Deutschen Anwaltverein (DAV). „Die Mitgliedschaft im örtlichen Verein ist wichtig, damit der Deutsche Anwaltverein stärker wird. Denn je mehr örtliche Mitglieder Sie haben, desto mehr Mitglieder haben die in Berlin, und desto stärker ist deren Stimme“, sagt Theobald-Frick. Der DAV wird unter anderem zur Ausgestaltung der Anwaltszulassung angehört sowie bei geplanten Gesetzen.

Gründung im Weinzimmer vor 110 Jahren

Doch auch auf lokaler Ebene, sagt Theobald-Frick, konnte man Erfolge erzielen. Gegründet vor 110 Jahren, am 27. April 1912 im Weinzimmer der städtischen Festhalle – die befand sich dort, wo heute die Rhein-Mosel-Halle steht – habe sich der Verein nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgreich für die Altersversorgung der Rechtsanwälte in Rheinland-Pfalz eingesetzt. Damit, erklärt Albert Glöckner, habe man sicherstellen wollen, dass Anwälte unabhängig arbeiten, und nicht erpresst werden.

Unter dem ehemaligen Vorsitzenden Erich Klinge, sagt Imhäuser, sorgte der Verein zudem mit dafür, dass der Staat für Geringverdiener die Kosten trägt für die Beratung durch einen Anwalt abseits von Prozessen. Und: Seit ein paar Jahren organisiert der Verein zusätzlich eine offene Rechtsberatung in der Familienbildungsstätte in Koblenz.

Die kostenlose Rechtsberatung für Geringverdiener des Koblenzer Anwaltsvereins findet immer am vierten Donnerstag im Monat statt. Termine müssen vorab vereinbart werden unter Tel. 0261 356 79. Es ist ein Einkommensnachweis erforderlich.

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