Immerhin 2080 Handwerksbetriebe aus dem Kammerbezirk, zu dem nicht nur die Stadt Koblenz, sondern das gesamte nördliche Rheinland-Pfalz gehört, hatten sich an der Umfrage beteiligt. Aktuell schätzen rund 73 Prozent der Betriebe ihre Geschäftslage als gut oder befriedigend ein. Das sind 7 Prozent mehr als vor einem Jahr, als die Stimmung Corona-bedingt einen Tiefpunkt erreicht hatte.
Von Normalität kann man dennoch nicht sprechen. Noch 2019 hatten 94 Prozent der Befragten angegeben, mit ihrer Situation im Großen und Ganzen zufrieden zu sein. Aber: In vielen Betrieben hellen sich die Mienen wieder auf. Für den Zeitraum der kommenden drei Monate erwarten 86 Prozent der Betriebsinhaber eine bessere Geschäftsentwicklung. Im vergangenen Jahr lag der Anteil bei nur 35 Prozent. Das heißt: Die Handwerksunternehmen könnten weiter Boden gut machen.
Aktuell gibt es im HwK-Bezirk rund 20.300 eingetragene Handwerksbetriebe – das sind 38 Prozent der landesweit eingetragenen Handwerksbetriebe – mit höchst unterschiedlichen Strukturen und Geschäftsfeldern. Eine einheitliche Bewertung der Lage ist deshalb kaum möglich. Fest steht aber, dass es infolge der Corona-Krise auch im Handwerk Verlierer gab. „Am stärksten sind die Dienstleistungsbetriebe wie Friseure oder Kosmetiker betroffen. Auch Fotografen, Konditoren, Bäcker, Fleischer, die Kfz-Betriebe sowie die Betriebe der Gesundheitshandwerke mussten Einbußen hinnehmen“, fasst es HwK-Präsident Kurt Krautscheid zusammen.
Es gibt aber auch viele Handwerksbranchen, die sich in den vergangenen Monaten sehr gut behauptet haben. HwK-Hauptgeschäftsführer Ralf Hellrich nennt vor allem die Bau- und Ausbauhandwerke. Das zeigt sich auch in den Quoten: Von den Bauhandwerken wie Maurer und Betonbauer, Zimmerer, Dachdecker oder Straßenbauer verweisen 90 Prozent, und von den Betrieben der Ausbauhandwerke wie Tischler, Maler, Installateure und Heizungsbauer, Elektrotechniker oder Fliesenleger 84 Prozent auf eine gute oder zufriedenstellende Geschäftslage. Das dürfte unter anderem daran liegen, dass viele Immobilienbesitzer die Corona-Beschränkungen genutzt haben, die eigenen vier Wände auf Vordermann zu bringen.
Einen scharfen Kontrast zeichnen die Betriebe der personenbezogene Dienstleistungen wie Friseure, Kosmetiker oder Schumacher. Nur 28 Prozent der Befragten in diesem von Klein- und Kleinstbetrieben geprägten Bereich sind mit ihrer aktuellen Geschäftslage zufrieden. Kein Wunder: Sie waren viel schwerer von den Einschränkungen betroffen als ihre Kollegen in anderen Bereichen. Und auch für einen großen Teil der Betriebe im Nahrungsmittelhandwerk hätte es besser laufen können. Die „Zufriedenheitsquote“ liegt hier bei 57 Prozent.
Die durchwachsene Bilanz des Handwerks spiegelt sich auch in der Kapazitätsauslastung. Hatten 2019 noch 82 Prozent der Befragten angegeben, in ihren Betrieben eine Auslastung von mindestens 70 Prozent zu haben, sind es aktuell 64 Prozent. Das sind nur 3 Prozent mehr als 2020. Immerhin können etliche Betriebe mit einer leichten Verbesserung der Umsatzentwicklung rechnen: Aktuell geben – wie im Vorjahr – 15 Prozent (2019: 29 Prozent) der Befragten an, dass die Umsätze gestiegen sind, weitere 41 Prozent (Vorjahr 32 Prozent, 2019: 46 Prozent) geben gleich hohe Umsätze gegenüber dem Vorquartal an. Aber: 44 Prozent der Befragten mussten Umsatzeinbußen hinnehmen. Das waren zwar weniger als im ersten Krisenjahr (53 Prozent), aber deutlich mehr als im Vorkrisenjahr 2019, als der Anteil bei lediglich 25 Prozent lag.
Trotz der für viele unerfreulichen Entwicklungen setzen die meisten Handwerksunternehmen auf Kontinuität. So gaben 77 Prozent der Befragten an, im ersten Quartal dieses Jahres keine personellen Veränderungen vorgenommen zu haben. Weitere 10 Prozent gaben an, sogar Personal einstellen zu wollen. Dagegen liegt der Anteil derjenigen, die Personal entlassen mussten, bei aktuell 13 Prozent. Angesichts der kaum möglichen Prognosen gaben weitere 10 Prozent an, womöglich bis zum Ende des zweiten Quartals Personal entlassen zu müssen. Die unsichere Gesamtlage wirkt sich auch auf die Investitionsbereitschaft aus. Viele Betriebe verzichten deshalb auf Investitionen oder verschieben diese. Aber: Der Anteil investierender Betriebe liegt aktuell immer noch bei 46 Prozent. Das sind 4 Prozent weniger als im Vorjahr.
Trotz der uneinheitlichen Entwicklungen ist die Ausbildungsbereitschaft im Handwerk nach wie vor hoch: 8034 Lehrlinge werden momentan in den Handwerksbetrieben im HwK-Bezirk ausgebildet. Allein 2020 konnten 2868 neue Ausbildungsverhältnisse abgeschlossen werden. Der Trend für das laufende Jahr lässt sogar auf eine Steigerung der angebotenen Lehrstellenzahlen hoffen. ka