Kanonen-Verdacht in Koblenz
Froschkonzert führt zu märchenhaftem Polizeieinsatz
Ein Pärchen Moorfrösche (Symbolbild).
Sebastian Willnow/picture-alliance. picture alliance / dpa

Nächtlicher Kanonendonner in Koblenz? Die Polizei rückt aus – und findet statt Schwarzpulver ein Froschkonzert im Teich. Es war ein märchenhaft angehauchter Einsatz. Ohne Prinzessin. Dafür mit viel Quack, Witz und Goldgrube-Romantik. Eine Glosse.

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In der Nacht auf Dienstag kam es mitten in Koblenz zu einem Ereignis, das die Pressestelle des Polizeipräsidiums vor eine knifflige Entscheidung gestellt haben dürfte. Die medienaffinen Beamtinnen und Beamten dort beschlossen am Ende, eine recht normale, wenn auch sympathisch formulierte Presseinformation herauszugeben. Sie hätten aber auch einfach aus den Bestandteilen der Geschehnisse eine Neuinterpretation des klassischen Grimmmärchens vom Froschkönig vornehmen können. Die Elemente waren fast allesamt da, man hätte sie nur in die richtige Reihenfolge bringen und etwa anpassen müssen. Da gab es geheimnisvolle Kugeln, Kanonenkugeln gar. Das Ganze spielt in einem einen güldenen Stadtteil. Und vor allem sind da: Amphibien.

Ein extrem lautes Geräusch

Dieses Märchen hätte wie so viele Geschichten mit Kampfgetöse begonnen. Um drei Uhr in der Nacht berichteten Anwohner der Polizei von einem „extrem lauten Geräusch“ in der Goldgrube. Dieses habe sich wie eine Kanone angehört, war zu vernehmen, und noch dazu eine, die mehrfach in kurzer Folge abgefeuert worden sei. Natürlich rückten die tapferen Einsatzkräfte der Koblenzer Polizei sodann aus. Man darf sich hier galoppierende Hufe und Hörner vorstellen, die durch die Nacht schallen, auch wenn vielleicht – aber recherchieren wir unser kleines Märchen nicht kaputt – Autos zum Einsatz kamen. Gegen kurz nach drei kamen die blau gewandeten Reiter in der Goldgrube an, um den Dingen auf den Grund zu gehen. Nicht bekannt ist, ob zeitgleich Einsatzteams der Polizei zur Festung Ehrenbreitstein ausrückten, um den dortigen Bestand neuzeitlicher Kanonen zu überprüfen.

Causa klärt sich

Die Causa klärte sich in der Folge schnell: Ein „nahegelegener Teich“ war laut Polizei der Ursprung der Geräusche. Da er recht offensichtlich zu klein ist für beispielsweise eine Fregatte aus dem 18. Jahrhundert, fanden die findigen Beamten schnell heraus, dass nicht wirklich eine Kanone abgefeuert wurde. Urheber der donnernden Salven war eine Schwadron Frösche. „Deren Quaken“ habe das „täuschend echte ’Kanonenfeuer’“ erzeugt, heißt es von der Polizei weiter. Die Beamten ergänzen: „Schnelle Entwarnung! Manchmal führt uns die Natur eben zu den unerwartetsten Lösungen ...“

Kein Märchen, aber märchenhaft

Also keine Kanone, keine Kugel, kein Märchen. Nur ein laut quakendes Missverständnis. Das dennoch ernst zu nehmen ist, wie die Polizei betont – bei ungewöhnlichen Geräuschen und Unsicherheiten gilt es, die Polizei zu rufen, und die klärt dann, klar.

Ohnehin hätte für den echten Froschkönig noch eine wichtige Figur gefehlt. Denn eine Prinzessin kommt in der ursprünglichen Polizeimeldung leider nicht vor. Andererseits lässt sich festhalten: Unter den zahlreichen charmanten Einwohnerinnen und Einwohnern der Goldgrube (ja, auch Männer dürfen heute Prinzessin sein) hätte sich gewiss jemand für diese Prinzenrolle gefunden, oder? Oder vielleicht auch mehrere. Schließlich saß ein ganzes Froschorchester zum Abknutschen bereit.

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