In der sogenannten Kindertagesstätten-Bedarfsplanung versuchen die Verantwortlichen, möglichst passgenau Kinder und Betreuungsplätze aufeinander abzustimmen. Der Plan wird jedes Jahr fortgeschrieben, erläutern Lothar Mohr und Daniela Machein vom Jugendamt im Gespräch mit der Rhein-Zeitung. Im Vorfeld gibt es etliche Gespräche mit Kita-Trägern und -Leitungen und vielen anderen. Denn im Kitabedarfs-Plan geht es nicht nur um die reine Zahl der Plätze, sondern auch um deren Ausgestaltung. So gibt es beispielsweise seit vielen Jahren einen verstärkten Bedarf an Ganztagsplätzen. Das ist aber nicht in jedem Bundesland so, erklärt Daniela Machein. Denn da, wo die Kita-Plätze nicht ab dem zweiten Geburtstag beitragsfrei sind wie bei uns, nehmen die Eltern meist nur genau die Zeit in Anspruch, die sie zum Beispiel für ihre eigene Berufstätigkeit dringend benötigen. Wir beantworten wichtige Fragen:
1 Wo werden derzeit neue Kitas geplant und gebaut? Nachdem die Stadt vor etwa drei Jahren mit der Kita auf dem Oberwerth, der auf dem Gelände der Boelcke-Kaserne und der Aufstockung der Gülser Kita geglaubt hatte, erst einmal eine Weile Ruhe zu haben, stehen jetzt wieder Neubauten an: Auf dem Asterstein (oberhalb der neuen Schulsporthalle), auf der Karthause (Standort Am Löwentor) und in Neuendorf (nahe der Kita Pusteblume) entstehen zusätzliche Plätze für etwa 115 Kinder. Zudem wird auf der Horchheimer Höhe neu gebaut, aber das ist ein reiner Ersatz für die dort wegfallenden Plätze in der maroden Kita. Die Plätze sind schon in den Bedarfsplan als vorhandene Plätze eingearbeitet, obwohl es sie noch nicht gibt. Neu geplant wird derzeit außerdem eine weitere Kita im Bereich Goldgrube/Rauental für 75 Kinder, weil es hier einen unerwartet hohen Bedarf gibt.
2 Wie ist die Versorgungssituation in Koblenz? Während nahezu alle Eltern von Drei- bis Sechsjährigen einen Betreuungsplatz wünschen, sieht es bei den jüngeren Kindern anders aus. Die Fachleute machen fundierte Vorausschätzungen, wie viele Kinder in Kitas, Krippen oder zu Tagesmüttern gehen sollen – aber es bleiben trotzdem Prognosen. Koblenz hat sich dabei ehrgeizige Ziele gesetzt, wie viele Plätze angeboten werden sollen: So liegt die prognostizierte Quote der Kinder, die in Einrichtungen betreut werden sollen, in Koblenz beispielsweise bei den Ein- bis Zweijährigen bei 60 Prozent, in Mainz dagegen nur bei 55 und in Ludwigshafen sogar nur bei 32.
3 Warum können Kinder nicht aufgenommen werden, obwohl Plätze frei sind? Die Situation ist oft komplizierter, als Eltern sie wahrnehmen. Zum Beispiel kann man ja meinen, wenn jetzt nach den Sommerferien viele Kinder in die Schule gegangen sind, können ebenso viele Kinder neu aufgenommen werden. Das ist aber nicht so.
Zum Einen legt die Betriebserlaubnis einer Kita genau fest, wie die Altersmischung sein soll, so dass ein zweijähriges Kind nicht automatisch den Platz eines Sechsjährigen übernehmen kann. Und: Die Kinder werden über einen längeren Zeitraum eingewöhnt, sodass nicht einfach acht oder zehn neue Kinder in eine Gruppe kommen können. Wenn es dann auch noch beispielsweise Krankheitsfälle bei den Erziehern gibt, verzögert sich alles – für die Eltern oft ein Riesenproblem.
4 Warum dauert es so lang, bis die Stadt auf Entwicklungen reagieren kann? Wenn Kinder geboren werden, haben sie ein Jahr später schon den Anspruch auf einen Betreuungsplatz. So schnell aber kann die Stadt gar nicht reagieren. Selbst wenn sich abzeichnet, dass mehr Kinder in einem Stadtteil leben, als es Kita-Plätze gibt, muss erst noch geprüft werden, ob die Entwicklung anhält. Denn sonst würden eventuell Plätze geschaffen, die wenige Jahre später überflüssig sind.
Und wenn der Bedarf gesehen wird, muss erst nach einem guten Standort möglichst auf städtischem Gelände geschaut werden, um den Bau zu vereinfachen. All das dauert. Im Übrigen werden die Kitas heute schon meist so gebaut, dass zumindest ein Teil auch von Vereinen nutzbar wäre, wenn es mal weniger Kinder werden. Und es gibt auch viele Plätze bei Tagesmüttern, für die die Stadt keine Neubauten benötigt.
5 Warum ist so unklar, wie hoch der Bedarf genau ist? Bisher melden Eltern ihre Kinder meist an mehreren Kitas an – und wenn das Kind einen Platz hat, bleibt es meist bei den anderen auf der Warteliste. Ende des Jahres soll nun die Software bereitstehen, um dies zu verhindern. Eltern können dann auch weiterhin an mehreren Kitas anmelden, aber wenn sie einen Platz haben, dann verschwindet das Kind automatisch aus den Wartelisten. Dann wird das Bild eindeutiger.