Direkt an der Mosel in Koblenz
Frank Gotthardt will exklusive Wohnanlage bauen
Unternehmensgründer Frank Gotthardt baute die heutige CompuGroup Medical (CGM) mit Sitz in Koblenz seit 1987 zu einem Global Player aus, der Software für das Gesundheitswesen entwickelt und anbietet.
Jens Weber

Exklusive Lage an der Mosel, sicher vor Hochwasser: Der Koblenzer IT-Unternehmer Frank Gotthardt will in Metternich eine noble Wohnanlage mit 14 Einheiten bauen – direkt neben seinem Vier-Sterne-Hotel. Auf die Sozialwohnungsquote will er verzichten.

Vor sechs Jahren hat sich das Hotel Fährhaus am Metternicher Moselufer etabliert. Finanzier des Vier-Sterne-Superior-Hotels samt Sternerestaurant ist Frank Gotthardt, bekannter und schwerreicher Koblenzer IT-Unternehmer und Gründer der Compugroup. Direkt neben seinem Hotel will er nun eine exklusive Wohnanlage bauen. Auf die in Koblenz übliche Sozialwohnungsquote von 30 Prozent möchte Gotthardt allerdings verzichten.

Der Koblenzer Stadtrat sagt Ja: Frank Gotthardt darf am Metternicher Moselufer eine exklusive Wohnanlage bauen.
Visualisierung: Fries Architekten

In der Koblenzer Politik stößt das luxuriöse Projekt mit 14 Wohneinheiten auf Zustimmung, wie in der jüngsten Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses deutlich wurde. Allerdings gibt es auch Gegenwind von Grünen und Linken, weil Gotthardt (74 Jahre) keinen sozialen Wohnungsbau zulassen will.

Die Planung übernimmt das renommierte Büro Fries Architekten

Für die Planung der viergeschossigen Wohnanlage zeichnet das renommierte Büro Fries Architekten aus Vallendar verantwortlich. Guido Fries und seine Kollegen haben schon das Fährhaus realisiert, dazu verschiedene andere Hotel- und Großprojekte in Koblenz und der Region: etwa das Super-8-Hotel im C32 mitten in der Koblenzer Innenstadt und die Sanierung des Seehotels Maria Laach, um nur einige wenige zu nennen. 

Am Metternicher Moselufer sind „z wei elegante schwebende Wohnkuben“ geplant, wie Architekt Guido Fries auf Anfrage unserer Zeitung mitteilt. In den beiden freistehenden Gebäuden sollen je sieben Wohneinheiten entstehen auf einer gesamten Wohnfläche von rund 2296 Quadratmetern. Dabei soll die „Architektursprache des benachbarten Hotels Fährhaus aufgegriffen und zugleich neu interpretiert werden“. Die 14 Wohnungen sollen zunächst vermietet werden; ein späterer Verkauf sei möglich.

So sieht das Metternicher Moselufer derzeit aus, rechts das Hotel Fährhaus.
Rico Rossival

Fries teilt weiter mit: „Weichere Formen und abgerundete Ecken verleihen den Baukörpern eine leichte und elegante Anmutung.“ Besonders „markant“ seien die „großzügigen, weit auskragenden Balkon- und Terrassenflächen, die das Gesamtbild der beiden Baukörper prägen und einen fließenden Übergang zwischen Innen- und Außenraum schaffen“.

Ein „besonderes Augenmerk“ liege jeweils auf dem „organisch geformten, zurückspringenden Eingangsbereich, über dem die beiden Wohngebäude scheinbar schweben“; darunter sind Parkplätze geplant. Dadurch werde sichergestellt, dass die beiden Wohnhäuser – auf ähnliche Weise wie das Hotel – vor Hochwasser geschützt sind. Die beiden Häuser, die derzeit in dem Bereich stehen, sollen abgerissen werden.

Anfang 2028 soll die exklusive Wohnanlage bezugsfertig sein

Verläuft alles nach Plan, könnte die exklusive Anlage Anfang 2028 bezugsfertig sein. Die Bewohner sollen Leistungen des Hotels Fährhaus zubuchen können: etwa Frühstück, Mittag- und Abendessen sowie einen Aufenthalt im Wellness-, Sport- und Spa-Bereich.

Ursprünglich hatte Gotthardt drei solcher Gebäude bauen wollen. Allerdings legte die Bauverwaltung großen Wert auf einen größeren Abstand zum Moselufer: wegen des Hochwasserschutzes und des besseren städtebaulichen Erscheinungsbilds. So war nur Platz für zwei Gebäude. Dazu sagte Baudezernent Andreas Lukas (Grüne) unserer Zeitung: „Wir sind sehr froh, dass Herr Gotthardt dem zugestimmt hat, weil er ein Investor ist, der sein Wort hält und die Projekte vorantreibt, sodass dort nach Abschluss des Planverfahrens auch tatsächlich Wohnraum entstehen wird.“

In der jüngsten Ausschusssitzung indes sagte Anne Plato (WGS): „Es ist ein sehr wertvolles Gebiet, aber es soll auf Sozialwohnungen verzichtet werden.“ Über höhere Mieteinnahmen erhalte der Investor mehr Geld: „Deshalb kann man doch verlangen, dass er einen Sozialbeitrag bezahlt.“ Dazu sagte Lukas: „Bei einem städtebaulichen Vertrag, den wir schließen werden, gibt es ein Kopplungsverbot.“ Bei einem derart gehobenen Projekt sei es gerechtfertigt, dass man auf eine Sozialwohnungsbauquote verzichte, da es sich „konzeptionell nicht verträgt“. Zudem sei das Vorhaben bei zwei Wohnhäusern wirtschaftlich nicht mehr ganz so attraktiv, wie bei eigentlich geplanten drei Gebäuden.

Oliver Antpöhler-Zwiernik (Linke) befürchtete, dass der Verzicht einer Sozialwohnungsbauquote einen „Vorbildcharakter hat, den andere Investoren auch sehen. Wir haben eine Grundquote, daran sollten wir nicht nur festhalten, sie hat auch Strahlkraft.“ Anna Köbberling (SPD) meinte: „Damit haben wir nicht so große Probleme, da die Zahl der Bauten abgenommen hat.“ Es sei auch wirtschaftlich für Investoren, komplette Gebäude sozialverträglich zu bauen.

„Es handelt sich um eine Millionen-Investition, die auch den Handwerkern guttut. Es gibt in jeder Stadt exklusive Wohnprojekte.“
Christoph Schöll (FDP)

Rudolf Kalenberg (CDU) befand: „Die Schwierigkeit ist, dass dieses Bauprojekt mit Premiumwohnungen mit einer Quote von 30 Prozent so nicht realisiert werden kann.“ Die Quote müsse grundsätzlich angestrebt werden. Allerdings sei es „durchaus geboten und sinnvoll, dass auch solche Projekte in der Stadt platziert werden können“. Auch Marion Lipinski-Naumann (SPD) sprach sich für den Verzicht der Sozialwohnungsbauquote in diesem Fall aus: „Einige kleinere Projekte sind deshalb nie umgesetzt worden.“ Aber bei größeren Projekte stehe außer Frage, dass sie eingehalten werde. Christoph Schöll (FDP) sagte: „Es handelt sich um eine Millionen-Investition, die auch den Handwerkern guttut. Es gibt in jeder Stadt exklusive Wohnprojekte.“

Die drei Grünen-Ausschussmitglieder sowie Antpöhler-Zwiernik stimmten gegen die notwendige Aufstellung des Bebauungsplans. Die Entscheidung fällt der Stadtrat am 8. Mai.

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