Kritik im Koblenzer Stadtrat
Frank Gotthardt darf Luxus-Wohnanlage bauen
Der Koblenzer Stadtrat sagt Ja: Frank Gotthardt darf am Metternicher Moselufer eine exklusive Wohnanlage bauen.
Visualisierung: Fries Architekten

Der schwerreiche Koblenzer IT-Unternehmer Frank Gotthardt darf direkt am Metternicher Moselufer eine Luxus-Wohnanlage bauen. Das hat der Koblenzer Stadtrat bei einigen Nein-Stimmen entschieden. An dem Vorhaben gibt es weiterhin Kritik.

14 Wohnungen in einer exklusiven Anlage direkt am Moselufer im Koblenzer Stadtteil Metternich: An diesem Vorhaben von Frank Gotthardt (74) gibt es auch Kritik. Denn: Der schwerreiche IT-Unternehmer will auf die sonst vorgeschriebene Sozialwohnungsquote von 30 verzichten. Der Koblenzer Stadtrat hat die Pläne in seiner jüngsten Sitzung mehrheitlich bewilligt (29 Ja- und 17 Nein-Stimmen). Verläuft alles nach Plan, könnte die Anlage Anfang 2028 bezugsfertig sein.

Das Luxusprojekt soll das renommierte Vallendarer Büro Fries Architekten realisieren. Es sind zwei viergeschossige Gebäude geplant. Zunächst waren es drei Häuser, allerdings legte die Koblenzer Bauverwaltung Wert auf einen größeren Abstand zum Moselufer: wegen des Hochwasserschutzes und des besseren städtebaulichen Erscheinungsbilds. Direkt daneben hat vor sechs Jahren das Hotel Fährhaus eröffnet, das auch dem Compu-Group-Gründer gehört.

Die 14 Wohnungen sollen zunächst vermietet, könnten aber später verkauft werden

Wie Architekt Guido Fries unserer Redaktion mitteilte, sollen direkt an der Mosel „zwei elegante schwebende Wohnkuben“ entstehen, freistehend und mit je sieben Wohneinheiten auf einer gesamten Wohnfläche von rund 2296 Quadratmetern. Dabei soll die „Architektursprache des benachbarten Hotels Fährhaus aufgegriffen und zugleich neu interpretiert werden“. Die 14 Wohnungen sollen zunächst vermietet, könnten aber später verkauft werden.

Besonders „markant“ sollen die „großzügigen, weit auskragenden Balkon- und Terrassenflächen sein, die das Gesamtbild der beiden Baukörper prägen und einen fließenden Übergang zwischen Innen- und Außenraum schaffen“. Ein „besonderes Augenmerk“ liege jeweils auf dem „organisch geformten, zurückspringenden Eingangsbereich, über dem die beiden Wohngebäude scheinbar schweben“; darunter sind Parkplätze geplant. So werde sichergestellt, dass die beiden Wohnhäuser – auf ähnliche Weise wie das Hotel – vor Hochwasser geschützt sind. Die Bewohner sollen Leistungen des Hotels Fährhaus zubuchen können: etwa Frühstück, Mittag- und Abendessen sowie einen Aufenthalt im Wellness-, Sport- und Spa-Bereich.

Neben dem Hotel Fährhaus in Metternich ist eine exklusive Wohnanlage mit 14 Einheiten geplant.
Rico Rossival

In der jüngsten Sitzung des Stadtrats sagte Anna Köbberling (SPD): „Die Entscheidung war für uns echt nicht einfach, es ist ein Dilemma. Wir haben die Wahl zwischen einem Gebäude, das gebaut wird oder nicht.“ Es sei in dem Fall „physisch nicht möglich“, dass Sozial- und exklusive Wohnungen entstünden. Die SPD hätte sich gewünscht, dass dafür an anderer Stelle Sozialwohnungen errichtet würden. Aber es gebe ein Kopplungsverbot: „Uns ist im Zweifel lieber, dass gebaut wird. Wir sind frei von Sozialneid.“ Für die Zukunft will die SPD eine Regelung, die „keine Tür für Nachahmer aufreißt. Damit müssen wir uns beschäftigen.“

Grünen-Fraktionschefin Kim Theisen meinte: „Wir haben aus gutem Grund eine Sozialwohnungsquote von 30 Prozent gefasst. Es ist nicht gut, eine Ausnahme zuzulassen. Das hätte Vorbildcharakter.“ Oliver Antpöhler-Zwiernik, Fraktionschef von Die Linke-Partei, befand: „Auch in der Vergangenheit wollten Investoren ohne Sozialwohnungen bauen, aber wir haben darauf bestanden.“ Es gehe auch um Gentrifizierung in Metternich, Baugrund sei endlich: „Und es gibt hervorragende Beispiele, in denen Sozial- und Exklusivwohnungen gebaut worden sind.“

Bert Flöck (CDU) sagte: „Wir reden von sehr, sehr wenigen Wohnungen im Hochpreissegment. Eine Ausnahme ist gerechtfertigt. Auch, weil der Eigentümer auch sonst viel für die Stadt tut.“ Es sei „völlig absurd, dort zwei Sozialwohnungen reinzubauen. Wir sehen keinen Vorbildcharakter.“

Christian Altmaier (Freie Wähler) meinte: „Wir sehen es ganz ohne Sozialneid. Man sollte aber bei Grundstücken der Stadt schauen, dass sie eher an die stadteigene Wohnbau verkauft werden.“ FDP-Fraktionschef Christoph Schöll sagte: „Ich kann mich nur wundern über das Gejammer mit zwei Sozialwohnungen in einer exklusiven Wohnanlage.“ Diese gebe es in jeder Stadt. Es sei ein Millionenprojekt, von dem in Koblenz viele Handwerker und Unternehmer profitieren würden.

Baudezernent Andreas Lukas (Grüne), der im jüngsten Stadtrat nicht anwesend war, hatte sich zuletzt für das Projekt ausgesprochen: „Wir sind sehr froh, dass Herr Gotthardt dem zugestimmt hat, weil er ein Investor ist, der sein Wort hält und die Projekte vorantreibt, sodass dort nach Abschluss des Planverfahrens auch tatsächlich Wohnraum entstehen wird.“

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