Keine schnelle Lösung für den Florinsmarkt und die Alte Burg ins Sicht - Uni hat andere Pläne
Florinsmarkt und Co.: Für Altstadtprojekte gibt es viele Ideen, aber wenig Konkretes
Die Arbeiten am Rohbau sind weitgehend erledigt, doch steht dem weiteren Ausbau am Florinsmarkt eine Finanzierungslücke entgegen.
Reinhard Kallenbach

Gleich fünf große historische Gebäude in der Altstadt haben eines gemeinsam: Sie sind Baustellen, für die es weder einen Zeitplan noch eine sichere Nutzungsperspektive gibt. Das gilt für Altes Kaufhaus, Bürresheimer Hof und Schöffenhaus am Florinsmarkt ebenso wie für die Alte Burg und das Münzmeisterhaus.

Immerhin wird vor und hinter den Kulissen nach einer Lösung gesucht. Die Vorschläge häufen sich. Klar dürfte bereits sein, dass ein oft geäußerter Wunsch nicht in Erfüllung gehen wird: im Herzen der Stadt Flächen für die Universität zu schaffen.

Wie mehrfach berichtet, arbeitet die Universitätsleitung an einer Strategie für die Zeit nach der Trennung der Universität Koblenz-Landau zum 1. Januar 2023. Dazu gehört auch eine Lösung der gravierenden räumlichen Probleme der rund 9000 Studenten der künftigen Universität Koblenz.

Aktuell, so Unipräsidentin Prof. Dr. May-Britt Kallenrode, analysiert die Genossenschaft Hochschul-Informationssysteme (HIS) mit Sitz in Hannover die Kapazitäten in Koblenz und Landau. Es geht also zunächst um die Frage, die aktuell tatsächlich zur Verfügung stehenden Räumlichkeiten möglichst optimal zu nutzen. Die Ergebnisse werden im Frühjahr vorliegen. Sie bilden also die Grundlage für weitere Gespräche mit dem Wissenschaftsministerium.

Hintergrund: Die Universität muss exakt nachweisen, welchen Bedarf sie wirklich hat. Klar ist jedoch bereits, dass die bisherigen Kapazitäten erhalten bleiben. Davon, dass die Studentenzahlen auf lange Sicht sinken, geht in der Landeshauptstadt niemand aus.

Auch wenn derzeit noch alles offen ist, ließ die Unipräsidentin kürzlich im Pressegespräch durchblicken, dass sie eines nach Möglichkeit nicht will: eine Universität, deren Standorte über die Stadt verteilt sind. Sie begründet dies vor allem damit, dass Lehramtsstudenten und diejenigen, die einen doppelten Abschluss anstreben, an unterschiedlichen Fachbereichen und Instituten studieren.

Eine dezentrale Lösung würde aus ihrer Sicht logistische Probleme mit sich bringen, weil die Studenten dann von Standort zu Standort „wandern“ müssten. Auch deshalb will die Uni aus dem Bereich Anmietung herauskommen und Erweiterungsmöglichkeiten auf dem oder in der Nähe des Campus in Metternich suchen. Das heißt aber auch: Veranstaltungen im Bürresheimer Hof oder im Alten Kaufhaus dürften nur im Rahmen von Gemeinschaftsprojekten mit dem von Martin Görlitz gegründeten interdisziplinären Institut Isso möglich sein. Doch klafft dort derzeit eine Finanzierungslücke von rund 13 Millionen Euro. Das weckt Begehrlichkeiten.

Aktuell stehen drei Alternativvorschläge im Raum: die Ansiedlung eines hydrologischen Instituts unter Federführung der Hochschule Koblenz und der Bundesanstalt für Gewässerkunde sowie der Umbau des Bürresheimer Hofs zur Synagoge oder alternativ zum Stadtarchiv. Eine vierte Variante wird trotz der eindeutigen Eigentumsverhältnisse oft und gern vergessen. Dass es Martin Görlitz gelingt, weitere Mitstreiter für Stiftung oder Institut zu finden und alles wie geplant zu einem erfolgreichen Ende geführt werden kann.

Zu allem Überfluss gibt es in unmittelbarer Nachbarschaft eine weitere Großbaustelle: die Alte Burg. Erst kürzlich folgte der Stadtrat dem Vorstoß der CDU, die Probleme mit der Ausweisung eines neuen Sanierungsgebietes besser in den Griff zu bekommen. Die Verwaltung lotet derzeit Möglichkeiten aus, wenn alles klappt, könnten Zuschüsse aus Mainz fließen. Der Nachteil: Der Zeitplan ist völlig offen. Gut für die Substanz ist das nicht, auch im Fall der Alten Burg besteht dringender Handlungsbedarf.

Aber: Zunächst müsste das Stadtarchiv umziehen. Doch wohin? Hatte ursprünglich die SPD die Debatte angeschoben, erhöhen aktuell die Freien Wähler den Druck. „Bekanntlich hält nichts länger als ein Provisorium. Die Alte Burg ist ein Beispiel hierfür, denn für das dort untergebrachte Stadtarchiv sollte das historische Gemäuer nur ein Zwischenstopp sein, bevor ein fachgerechtes Gebäude hierfür entsteht“, heißt es in einer Pressemitteilung, in der die Freien Wähler auch andeuten, dass dieses Provisorium mittlerweile seit gut vier Jahrzehnten hält.

Besser als für die Alte Burg sieht es für das Münzmeisterhaus aus. Hier sind sich Stadt und Investor grundsätzlich einig. Näheres ist allerdings noch nicht bekannt.

Eine Analyse von Reinhard Kallenbach

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