Ein Luxus-Bordell neben der Florinskirche, ein Fastfood-Restaurant in der ehemaligen Stadtbibliothek oder eine Spielhalle in der früheren Synagoge? Um dies zu verhindern, hat die Stadt 2011 und 2012, bevor die Gebäude leer wurden, eine Lösung für alle drei Häuser gesucht und gefunden. Genau vor zehn Jahren wurde das Ensemble an den Unternehmer und Stiftungsgründer Martin Görlitz verkauft. Doch die Pläne des Koblenzers, ein Begegnungszentrum für Forschung, Wissenschaft und Bürger zu schaffen, sind gescheitert – zumindest für die beiden großen Gebäude am Florinsmarkt. Aber immerhin geht es jetzt wohl wieder weiter an dieser markanten Stelle in der Altstadt.
Denn Görlitz hat nun nach langer Suche einen Investor gefunden, der als Mitgesellschafter in die Immobiliengesellschaft mit einsteigt, die er für die Gebäude am Florinsmarkt gegründet hatte, berichtet er im Gespräch mit der RZ. Das Dreikönigenhaus an der Ecke Kornportstraße/„Auf der Danne“ ist raus, denn es hat schon lange seine Nutzung gefunden: Hier haben seit 2014/15 Vereine, kleine Unternehmen und nun auch die Hochschule für Gesellschaftsgestaltung ihre Heimat. „Das macht mich froh, da konnte ich meine Ideen wenigstens im Kleinen verwirklichen“, sagt Görlitz.
Ich verkaufe nicht und ziehe mich auch nicht aus dem Projekt raus.
Martin Görlitz
Mitte Oktober soll der Name des Mit-Investors öffentlich werden. Es sei ein Mensch mit Koblenzer Wurzeln, der im Immobiliengeschäft tätig ist, sagt Görlitz, „aber keiner von den üblichen Verdächtigen“. Und: „Ich verkaufe nicht und ziehe mich auch nicht aus dem Projekt raus“, stellt Görlitz klar.
Aber die Summe, die die Sanierung der Häuser erfordere, sei einfach zu groß (geworden), als dass er sie allein stemmen könnte. Bei der Vertragsunterzeichnung vor zehn Jahren, als er die Gebäude für 1,25 Millionen Euro gekauft habe, sei man von Sanierungskosten in Höhe von rund 10 Millionen ausgegangen. „Aber ich habe jetzt schon in die Sanierung brutto über 14 Millionen Euro investiert“, sagt er. „Durch Archäologie, Umplanungen, Baukosten- und Zinssteigerungen wird das Gesamtprojekt allerdings grob doppelt so teuer, was damals aus der Architektenplanung nicht ersichtlich sein konnte.“
Denn die Sanierung entpuppte sich als extrem aufwendig, beschreibt er: „Die aufwendige Stabilisierung der Gebäude, die Kernsanierung, eine vollständig neue innere Erschließung über mehr als 30 Meter Gebäudehöhe, fünf schwere Tore gegen mögliches Hochwasser, die aufwendige Herrichtung und Inszenierung der römischen Kastellmauer, all das sieht man von außen nicht. Es wartet auf die Fertigstellung, aber die zieht sich hin“, fasst Martin Görlitz zusammen.
Zu viel für einen allein, deshalb ist er jetzt sehr froh, nach langem Suchen einen Mitstreiter gefunden zu haben. Wie die Gebäude genutzt werden, wird allerdings auch mit dem Einstieg des Investors noch nicht beschlossen sein. Görlitz spricht von einer „kommerziellen Lösung“, und auf Nachfrage konkretisiert er: Es wird vermutlich ein Hotel und/oder Gastronomie in das Ensemble der beiden Gebäude am Florinsmarkt kommen. Denn nur so könnten die hohen Bau- und Sanierungskosten wieder reingeholt werden. Auf die Nachfrage, ob in irgendeiner Form – als Investor oder späterer Nutzer – der Groß-Gastronom Kenan Tayhus im Gespräch sei, winkt er ab. „Nein.“
Dass seine Idee des zentralen Orts in der Altstadt für Bildung, Wissenschaft und Kultur gescheitert ist, macht Görlitz nach wie vor traurig – und auch ein bisschen sauer. Er wollte seinerzeit eine hochschulübergreifende Einrichtung in den Gebäuden ansiedeln: Der Bürresheimer Hof (die ehemalige Synagoge, spätere Kinder- und Jugendbibliothek) sollte zu einem Gästehaus umgewandelt werden, das Alte Kaufhaus, über Jahrzehnte hinweg Heimat des Mittelrhein-Museums, für öffentliche Veranstaltungen genutzt werden. „Es wäre für Koblenz eine wunderbare Sache gewesen“, ist er noch immer überzeugt.
Aber es sei offenbar politisch nicht gewollt gewesen, sagt er. Das zeige sich auch daran, dass er niemals öffentliche Förderungen für das Mammutprojekt bekommen habe, mit dem er ja vor allem das historische Ensemble mitten in der Altstadt für Koblenz erhalten wollte. „Es wurde immer argumentiert, das Projekt laufe bereits, und deshalb könne es keine Zuschüsse geben“, sagt er. „Aber wenn man gewollt hätte, hätte man doch trotzdem einen Weg finden können, Zuschüsse zu bezahlen“, ist er sicher.
Dies ist auch ein Punkt, den die Freien Wähler in einer Pressemitteilung aufgreifen. Zwar sei Stephan Wefelscheid damals nicht für den Verkauf an Görlitz gewesen, berichtet er. Aber wenn es hätte ein Erfolg werden sollen, dann hätte man Görlitz viel stärker unterstützen müssen, argumentiert der Vorsitzende der Ratsfraktion und Landtagsabgeordnete. „Aus unserer Sicht hätte nämlich ein Forum für Wissenschaft und Kultur angesichts dieser Dimensionen nur gemeinsam von Stadt und Land entwickelt werden können. Doch dazu fehlte offenbar der Wille“, wird er in einer Presseimitteilung zitiert.
Wichtig ist Martin Görlitz nun, dass es wieder vorangeht. Die Beteiligten wollen den Sanierungsstau so schnell wie möglich beheben. So könne erreicht werden, dass es zur Bundesgartenschau 2029 keine Baustelle in diesem viel besuchten Teil der Altstadt mehr gebe.