Beim Flohmarkt des Stadttheaters rücken Kostüme und Requisiten ins Rampenlicht
Flohmarkt des Stadttheaters: Schlange stehen für prunkvolle Kostüme und Masken
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Emma Pilz (links) und Karoline Standop sind extra aus Bonn angereist. Die beiden jungen Frauen schauen sich in der Kostümabteilung um.
Alexander Thieme-Garmann

Koblenz. Riesiger Menschenandrang herrscht am Samstag beim Theaterflohmarkt im Herzen der Deinhard-Passage. Früh hat sich eine Schlange gebildet, in der man nur allmählich vorankommt. Zu viert und fünft nebeneinander stehen die Menschen vom Eingang zur Probebühne 4 bis weit zum Platz vor dem Theater an. Vier Stunden lang bietet das Stadttheater Kostüme, Requisiten und Ausstattungsteile vergangener Spielzeiten zu einem günstigen Preis an.

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Während die Bühnenkleider auf endlosen Stangen farbenfroh aneinandergereiht sind, ragt andernorts manche Requisite aus dem Fundus hervor. Frauke Fritscher hat sich für eine Pinguinmaske mit einem riesigen Schnabel in Knallorange entschieden. Diese war vor fünf Spielzeiten der Star im Puppenstück „Welcome to Paradise Lost“. Mit dem Bundesarchiv hatte man damals einen entsprechend exotischen Aufführungsort gefunden. „Eigentlich habe ich nichts Spezielles gesucht. Es sollte einfach nur schön aussehen“, kommentiert die Maskierte lapidar ihren Fang.

Überhaupt scheinen Vogelmotive hoch im Kurs zu liegen. So präsentieren Ursula Grenzhäuser und Andrea Müller neben einem von Pfingstrosen dominierten Damenoberteil auch zwei Masken schwarzer Schwäne. Die anmutigen Wasservögel dienten womöglich als Kopfschmuck einer vergangenen Lohengrin-Inszenierung unter der Regie von Marcus Dietze, damals wie heute Intendant des Stadttheaters.

Tolle Schätze zu erwerben

Nicht immer kann das zum Kostüm korrespondierende Bühnenstück direkt benannt werden. Denn der Fundus speist sich auch aus Produktionen älterer Spielzeiten. Ein stummer Protagonist hingegen dürfte vielen Theaterbesuchern noch in guter Erinnerung sein. Schließlich stammt der Kamerad, den Arina Horre und Viktor Lee mit sich führen, aus der Oper „Nixon in China“ von John Adams. Anlässlich ihrer bildgewaltigen Aufführung in der CGM-Arena vor gut einem Jahr hatte die Theaterwerkstatt Pappsoldaten en masse produziert. Horre, künstlerische Interimsleiterin der Städtischen Bühne Lahnstein, und ihr Ensemblemitglied versichern, das Exemplar gratis bekommen zu haben.

Etwas mehr musste das Duo für ein Werbeplakat von Schauspielikone Raphaela Crossey hinblättern. Möglicherweise findet das 15 Euro teure Konterfei der am Koblenzer Stadttheater wirkenden Mimin ein dauerhaftes Zuhause in der von Horre geleiteten Schauspielschule in Ehrenbreitstein.

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Ursula Grenzhäuser (links) und Andrea Müller haben unter anderem zwei Masken schwarzer Schwäne ergattert.
Alexander Thieme-Garmann

Kritik gobt es an der räumlichen Aufteilung

Ottmar Sonnenberg hat die Warteschlange verlassen, um es sich auf der Requisitenrampe gemütlich zu machen. Seine vier Sitznachbarn sind überdimensionale Schachfiguren, die zur Ausstattung des Musicals „Chess“ zählten, das vor fünf Jahren auf der Festung gezeigt wurde. „Ich warte hier auf meine Frau, die noch ein Karnevalskostüm sucht“, erklärt der geduldige Gatte die Wahl seines prominenten Platzes.

Nicht alle Besucher finden die Aufteilung in die beiden Bereiche Requisiten und Kostüme im Übrigen gut: Eine Familie hat sich nach längerem Warten bei den Requisiten umgeschaut und müsste jetzt wieder ganz ans Ende der Schlange zurück, um zu den Kostümen zu kommen. „Das machen wir nicht, wir fahren heim“, sagt einer aus der Gruppe ein wenig enttäuscht.

Auf der Suche nach ausgefallener Partykleidung

Währenddessen suchen Emma Pilz und Karoline Standop in der Kostümabteilung ausgefallene Partykleider. Die beiden sind Anfang 20 und eigens aus Bonn angereist, um im Theaterfundus fündig zu werden. Zumindest mit einem Kleid in Grau – Bühnenproduktion unbekannt – werden sie die Rückreise rheinabwärts antreten.

Yasmin Reifer, Assistentin in der Kostümabteilung, kommt derweil zu folgendem Zwischenergebnis: „Wir haben bereits 80 große Verkaufstüten mit Kleidung befüllt. Ein Ende ist noch nicht in Sicht.“ Auch in der Requisitenhalle haben die Fundusliebhaber ordentlich zugeschlagen. „Wir wurden förmlich überrannt!“, schildert Ausstattungsassistentin Teresa Müller den willkommenen Ansturm unmittelbar nach Öffnung der Tore.

„Die alten Theaterstühle für 40 Euro gingen weg wie warme Semmeln“, verrät sie. Überhaupt sind sämtliche Verkaufsobjekte mit moderaten Preisen ausgezeichnet. Und so ist auch das meiste schnell verkauft – und im Außenlager am Koblenzer Rheinhafen ist nun wieder Platz für Neues.

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