Debeka, Compugroup, ZF, Canyon und Sparkasse befürchten negative Folgen für Koblenz
Firmen warnen vor Klimanotstand: Unternehmen fürchten negative Folgen für Koblenz
Koblenzer Firmen wie die Debeka sind besorgt.
Sascha Ditscher

Koblenz. Einige der namhaftesten und größten Koblenzer Arbeitgeber machen mobil gegen einen möglichen Klimanotstand in Koblenz. Debeka, Compugroup, ZF, Sparkasse und Canyon haben am Standort rund 9700 Arbeitsplätze. Wird auch für Koblenz der Klimanotstand verhängt, befürchten die Großarbeitgeber negative Folgen für den hiesigen Wirtschaftsstandort und warnen vor einem Schnellschuss, wie sie gegenüber der RZ sagten.

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Koblenzer Firmen wie die Debeka sind besorgt.
Sascha Ditscher

Mehr als 50 deutsche Städte haben bereits den Klimanotstand ausgerufen. Ende September könnte es auch in Koblenz so weit sein: Dann könnte im Stadtrat eine Mehrheit von Grünen, SPD und Linken dafür sorgen, dass auch hier der Klimanotstand ausgerufen wird. Die genauen Auswirkungen sind noch unklar.

Debeka-Vorstandschef Thomas Brahm schließt jedenfalls nicht aus, dass Firmen durch einen Klimanotstand in Koblenz künftig von Investitionen abgehalten werden könnten: „Wenn es so ist, dass einzelne Städte einen Klimanotstand ausgerufen haben und andere nicht, ist es durchaus denkbar, dass potenzielle Investoren einen bestehenden Notstand bei ihren Entscheidungen berücksichtigen.“

Die Compugroup wächst stetig und sieht einen Klimanotstand kritisch.
Sascha Ditscher

Frank Gotthardt, Vorstandsvorsitzender der Compugroup Medical SE, betont, dass ein Unternehmen vor allem Planungssicherheit braucht. Er stellt klar: „Die diffuse Situation eines ungeregelten sogenannten Klimanotstands ist Gift für die Unternehmen und eine Belastung des Standorts unserer attraktiven Stadt.“

Auch bei der Sparkasse ist man skeptisch.
Sascha Ditscher

Matthias Nester, Vorstandschef der Koblenzer Sparkasse, sagt: „Der Begriff ,Klimanotstand' wirkt emotional negativ. Er weckt Ängste, und Angst ist ein schlechter Ratgeber.“ Die Konsequenzen eines Klimanotstands seien heute nicht absehbar. Dennoch sei zu befürchten, dass sich dieser negativ auswirke auf die Bereitschaft, in Firmen zu investieren, auf Arbeitsplätze und Innovation.

Die Unternehmen befürchten negative Folgen für Koblenz. Auch ZF.
Sascha Ditscher

Manfred Meyer (ZF Friedrichshafen AG) befürchtet, dass der Weg zu den auch von ZF angestrebten Klimazielen durch ein Ausrufen des ,Klimanotstands' „steiniger, bürokratischer und abstimmungsintensiver wird, als dies den Unternehmen der Region gut tut“. Meyer meint: „Klimaschutz lässt sich auf anderen Wegen effizienter erreichen.“

Die vier Großfirmen betonen, dass Klimaschutz und Nachhaltigkeit für sie schon lange eine große Bedeutung haben und sie seit Jahren verschiedene Maßnahmen umsetzen. Debeka und Sparkasse etwa setzen bei der Versorgung ihrer Gebäude laut eigenen Angaben auf 100 Prozent Ökostrom. Dazu hat der Versicherungskonzern seine Zentrale in Koblenz für mehrere Millionen Euro energetisch saniert. 2018 sei der Stromverbrauch dadurch im Vergleich zu 2017 um mehr als 20 Prozent gesunken. Autozulieferer ZF betont, dass er die Ziele Klimaschutz, Umweltfreundlichkeit und Nachhaltigkeit, die mit dem Ausrufen des Klimanotstands verbunden werden, mit seiner „Produktstrategie seit Jahrzehnten selbst verfolgt“.

Lothar Arnold, Finanzchef und Geschäftsführer bei Fahrradhersteller Canyon, sagt: „Der Begriff des Klimanotstands klingt drastisch und negativ. Eher müssen zur Verbesserung der Klimasituation umgehend positive Initiativen entwickelt werden.“

Von unserem Redakteur Jan Lindner

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