Es braucht, heute mehr denn je, junge Leute, die sich ins Feuer wagen. Das ist nicht nur sinnbildlich gemeint, sondern auch ganz wortwörtlich zu verstehen. Die Feuerwehren suchen landauf und landab händeringend nach Nachwuchs.
Aufgaben sind wichtiger und vielfältiger denn je
Früher, als es noch verbreitet war, Feuerwehrleute als „Floriansjünger“ zu bezeichnen (heute klingt das eher oldschool), da war diese Nachwuchssuche noch ein Selbstläufer. Der Staffelstab, pardon, der Schlauch, wurde vom Vater an den Sohn weitergereicht und, wenn auch seltener, von der Mutter an die Tochter. Als Werbemaßnahme reichte im Zweifel ein Aushang am örtlichen Rathaus. Feuerwehrmann (oder -frau) wollte der Nachwuchs sowieso oft von ganz alleine werden.
Mit einer kreativen Kampagne wirbt die Feuerwehr Bendorf derzeit um neue Ehrenamtliche. Das Social-Media-Team der Wehr nimmt dabei in Posts in verschiedenen sozialen Netzwerken Ausreden auf's Korn, die angeblich gegen eine Mitarbeit stehen – und widerlegt sie mit pfiffigen und auch ...Mit Instagram-Posts auf der Suche nach Freiwilligen: Feuerwehr Bendorf dreht den Ausreden das Wasser ab
Natürlich hat die Wehr nichts vom Hauch des Heroismus, der sie umweht, verloren. Ihre Aufgaben sind wichtiger und vielfältiger denn je. Doch erstens: Die jungen Leute haben heute alle keine Zeit mehr. Zweitens: Die haben wirklich (!) keine Zeit mehr. Und drittens: Die jungen Leute werden immer weniger. Demografische Fragen aber sind dem Feuer im Zweifel völlig egal und auch Katzen werden weiterhin auf Bäume klettern, wie sie es schon immer getan haben. Die Feuerwehren müssen sich deswegen etwas einfallen lassen, um an Nachwuchs zu kommen. Und, das muss man den PR-Experten (die das ja auch oft ehrenamtlich machen!) der Wehren rund um Koblenz lassen: Die tun das auch.
Bestes Beispiel sind die Bendorfer Brandbekämpfer. Wie bereits berichtet, zeigen die sich in sozialen Netzwerken angriffslustig. Statt den potenziellen Floriansjüngern (jetzt haben wir es auch gesagt) die typischen Werbesprüche anzutragen („Wir brennen für den Einsatz, alles andere können wir löschen...“), gehen die Bendorfer gleich noch einen Schritt weiter und parieren sofort per Werbebotschaft mögliche Ausreden.
Graffitti-hip-urban und neongrün
Zu unsportlich? „Das muss erst bewiesen werden!“ Kein Führerschein? „Na und? Ein Führerschein ist keine Voraussetzung.“ Nicht handwerklich begabt? „Wir zeigen dir die nötigen Handgriffe und machen aus dir einen Handwerker!“ Und so fort. Wer da nicht mitlöschen und sein „Nein“ argumentativ untermauern will, der muss sich einiges einfallen lassen.
Noch stärker in Richtung Guerilla-Marketing geht die Jugendfeuerwehr-Werbung, die kürzlich auf Koblenzer Straßen aufgetaucht ist. Die ist zwar nicht digital, aber dafür graffitti-hip-urban und noch dazu neongrün. „Wir brauchen dich, komm auch du zur Jugendfeuerwehr“, hat da We(h)r, auf Gehwege gesprüht, wie etwa an der Waisenhausstraße. Gleich neben diesem Satz ist das stilisierte Konterfei einer Feuerwehrperson in vollster Atemschutzausrüstung zu sehen.
Man darf annehmen, dass derlei Wirkung zeigt und junge Menschen zur Feuerwehr bringt. Immerhin löscht man dort nicht nur, man sprüht offenbar auch. Wenn auch die Koblenzer Stadtverwaltung für die eigene Feuerwehr betont, man habe nichts mit dem Gesprühe auf dem Gehweg zu tun – das lehne man ab, so Sprecher Thomas Knaak. Die Aktion sei nicht bekannt, Nachwuchs finde die Feuerwehr durch gezielte Ansprache junger Menschen in den jeweiligen Stadtteilen.