Brand in der Goldgrube: Ehepaar entgeht Drama nur knapp und fühlt sich zum Dank verpflichtet
Feuerwehr rettet das Zuhause einer Koblenzer Familie: „Was die Einsatzkräfte geleistet haben, ist bemerkenswert“
Wolfgang und Kornelia Grass im Garten ihres Hauses in der Koblenzer Fröbelstraße.
Matthias Kolk

Wolfgang und Kornelia Grass haben am vergangenen Samstag um alles gebangt, was ihnen lieb ist. Der Dachstuhl des Nachbarhauses in der Fröbelstraße in Koblenz brannte lichterloh. Durch die enge Bebauung drohte das Feuer überzugreifen. Doch das passierte nicht – weil die Feuerwehr in der Sommerhitze zur Höchstform auflief, sagt Wolfgang Grass. Er fühlt sich den Einsatzkräften zum Dank verpflichtet und ist sich sicher: Ohne ihr Kämpferherz wäre seins am Samstag gebrochen worden.

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Der Frühstückstisch ist bei den Grass‘ am Samstag gedeckt mit frischen Brötchen und Wurst. Sie haben sich gerade eine Tasse Kaffee eingegossen, als es plötzlich klingelte. Eine Joggerin stand vor der Haustür. „Ich glaube, bei Ihnen brennt es“, sagte sie. „Das kann ja nicht wahr sein“, reagierte Wolfgang Grass ungläubig. Der 69-Jährige ging nach draußen und schaute hoch zum Dach.

Aus dem Fenster im Dachstuhl des Nachbarn schlugen dunkelorange Flammen heraus. Es war der Moment, in dem ihm und seiner Frau die Tränen in die Augen schießen. Sie haben Angst um ihr eigenes Haus – und um all die Erinnerungen, die damit verbunden sind, erzählt Grass. „Hier sind unsere beiden Kinder aufgewachsen. Und seit wir das Haus vor 40 Jahren gekauft haben, haben wir hier alles selbst gemacht. All das geht jetzt in Asche auf? Unser Lebenswerk, an einem Tag vernichtet?“

Im Haus links neben den Grass' brennt der Dachstuhl am Samstag, 29. Juni, lichterloh. Personen bleiben glücklicherweise unverletzt.
Wolfgang Grass

Während der Rentner der RZ von den Eindrücken des Samstags berichtet, sitzt er am Küchentisch seines Hauses. Es riecht noch immer nach Rauch, aber nur noch ganz leicht. Der Geruch, Wasser in der Wand und ein paar Risse im Dachstuhl sind die einzigen Schäden, die durch die Flammen und die Löscharbeiten entstanden sind. „Nichts, was man nicht reparieren könnte“, sagt Grass.

Sein Glück: Zwischen seinem Haus und dem brennenden Dachstuhl liegen nicht nur eine, sondern gleich zwei Brandschutzmauern. Wobei das aus seiner Sicht nicht der Hauptgrund für den geringen Schaden ist. Grass hebt hervor: „Auf eine Feuerwehr mit so viel Fachkompetenz und so guter Ausstattung kann Koblenz stolz sein!“ Mehr als 60 Kräfte der Berufsfeuerwehr sowie der Freiwilligen Feuerwehr in Koblenz tun am Samstag alles dafür, dass das Feuer in der Goldgrube sich nicht auf die benachbarten Häuser ausbreitet.

Auf eine Feuerwehr mit so viel Fachkompetenz und so guter Ausstattung kann Koblenz stolz sein!

Wolfgang Grass

Grass erinnert sich, wie Einsatzkräfte ihn und seine Frau freundlich und in Ruhe baten, ihr Haus zu verlassen, wie ihnen ein Feuerwehrmann ganz ehrlich sagte, er wisse nicht, ob sie die Nacht in ihrem Haus verbringen könnten. Er erinnert sich auch an die Drohne, die den Dachstuhl nach Glutnestern absuchte und wie sich die Einsatzkräfte per Funk zuriefen, wo das Löschwasser am dringendsten gebraucht wird. „Wie besonnen und freundlich die Beteiligten gehandelt haben, wie sie sich reingehängt haben, um das Hab und Gut fremder Leute zu schützen, das ist wirklich bemerkenswert. Die Organisation war spitze! Wenn man selbst von so einer Situation betroffen ist, weiß man das alles viel mehr zu schätzen“, sagt Grass.

Für die Feuerwehrleute waren die Umstände am Samstag alles andere als einfach, nicht nur wegen der engen Bebauung. Vor allem das heiße Sommerwetter verbunden mit der schweren Feuerwehrmontur und der Hitze des Feuers erschwerten die Arbeiten. In der Fröbelstraße gab es extra eine Getränkestation für die Einsatzkräfte.

Direkt neben dem ausgebrannten Dachstuhl liegt das 5,50 Meter schmale Haus der Grass'. Dank des Einsatzes der Feuerwehr haben sich die Flammen nicht auf ihr Eigenheim ausgebreitet.
Matthias Kolk

Diese hätten alle bis zur Erschöpfung gekämpft, sagt Grass, der die Löscharbeiten über Stunden hoffend und bangend von der Straße aus verfolgte. Ihm ist es ein großes Anliegen, die Wertschätzung, die er empfindet, an die Feuerwehrleute weiterzugeben. „Wer ihre Einsatzbereitschaft gesehen und miterlebt hat, kann nicht verstehen und akzeptieren, dass Polizisten, Rettungskräfte oder Feuerwehrleute bei ihrer Arbeit behindert, beleidigt oder sogar angegriffen werden.“

Berichte von solchen Vorfällen würden ihn traurig machen, sagt Grass. Die Erlebnisse vom 29. Juni haben bei ihm Wirkung hinterlassen. „Gerade läuft ja die Europameisterschaft. Wenn unsere Mannschaft nach 90 Minuten gewinnt, sind sie unsere Helden. Aber die wahren Helden sind die, die sich 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr für das Allgemeinwohl einsetzen.“ Die Helden von Wolfgang Grass tragen kein Fußballtrikot, sondern Schutzhelm und feuerfeste Jacke.

Ermittlungen zum Brand dauern an

Die Kriminalpolizei Koblenz hat Ermittlungen zur Ursache des Dachstuhlbrandes in der Fröbelstraße aufgenommen. Diese dauern weiter an, weshalb derzeit keine Angaben zur Brandursache gemacht werden könnten, teilte eine Sprecherin des Polizeipräsidiums Koblenz auf Nachfrage unserer Zeitung am Dienstag mit.

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