Brand in Ehrenbreitstein
Feuer in Koblenz: Zimmermänner retten Menschen per Kran
Mit einer Wanne an einem Kran retten zwei Zimmerleute in Koblenz Menschen aus einem brennenden Haus. Wenige Minuten später trifft die Feuerwehr ein und evakuiert mit zwei Drehleitern.
Finn Holitzka

Zwei junge Zimmerleute aus dem Westerwald haben bei einem Feuer in Koblenz Zivilcourage bewiesen: Louis Marx und Jan Vockel bemerkten während Dachstuhlarbeiten den Brand im Nachbarhaus – und retteten noch vor der Feuerwehr erste Bewohner per Kran. 

Es sind dramatische Minuten im Koblenzer Stadtteil Ehrenbreitstein am Dienstagmorgen, kurz vor neun Uhr: Flammen lodern aus zwei Fenstern im ersten Stock eines Mehrfamilienhauses in der Hofstraße. Schwarzer Rauch steigt auf. Auf der Straße schreit eine Frau vor Angst, jemand anderes brüllt: „Nicht springen!“ In den oberen Stockwerken des Brandhauses befinden sich noch mehrere Bewohner, darunter kleine Kinder.

Sie stehen an den geöffneten Fenstern hin zur kleinen Passage Friedrich-Wilhelm-Straße. Viele Anwohner sammeln sich in den Gassen des historischen Stadtteils, das Feuer ist in zentraler Wohnlage zwischen Kapuzinerplatz und Mutter-Beethoven-Haus ausgebrochen. Wenig später werden Feuerwehr und Rettungsdienst mit einem Großaufgebot anrücken, wie es Ehrenbreitstein seit Jahren nicht gesehen hat. Doch die ersten Betroffenen werden nicht von offiziellen Kräften gerettet. Sondern von zwei jungen Handwerkern, die nebenan gearbeitet haben.

Ein schwerer Brand in Koblenz-Ehrenbreitstein beschäftigt am Dienstagvormittag die Einsatzkräfte.
Finn Holitzka

„Wir machen gerade eine Dachstuhlsanierung im Haus gegenüber und haben oben bemerkt, dass es plötzlich komisch riecht“, sagt Louis Marx aus Siershahn. Der 23-jährige Zimmermann ist mit seinem Kollegen Jan Vockel im Dienst, als der Brand ausbricht. Die beiden Handwerker eilen nach unten und alarmieren die Feuerwehr. Dann schreiten sie selbst zur Tat: Da die ausführende Westerwälder Zimmerei Thomas Becker mit einem Kran vor Ort ist, entscheiden die jungen Mitarbeiter, eigenhändig die ersten Bewohner aus dem brennenden Haus zu befreien.

Dieses Foto einer Anwohnerin zeigt, wie zwei Menschen in einer Wanne aus dem brennenden Haus gerettet werden. Wenige Minuten später trifft die Feuerwehr ein und evakuiert mit zwei Drehleitern.
Sophia Rehorn

Feuerwehr lobt Hilfsbereitschaft

„Den Kran kann man von unten per Fernbedienung steuern“, erklärt Louis Marx, selbst Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Siershahn. Sein Kollege Jan Vockel habe gelenkt, er habe eingewiesen und Passanten aus dem Schwenkbereich entfernt. Mehrere Anwohner bestätigen unserer Zeitung die Schilderungen, teilweise sind sie auch auf Fotos dokumentiert. Den Bildern zufolge, die uns vorliegen, wurden mindestens zwei Personen in einer am Kran befestigten Baustellenwanne aus dem Gebäude geholt. Augenzeugen berichten sogar von vier bis sechs Personen in mehreren Fuhren.

Kurz nach 9 Uhr ist die Feuerwehr vor Ort und beginnt zu löschen.
Finn Holitzka

Die Feuerwehr Koblenz bestätigt auf Anfrage ebenfalls, dass schon vor ihrem Eintreffen mehrere Bewohner per Kran gerettet wurden. „Wir können froh sein, dass Menschen so schnell Hilfe leisten“, sagt Feuerwehrsprecher Christoph Kohlhaas gegenüber unserer Zeitung. Und auch Zimmermann Thomas Becker ist stolz auf seine Mitarbeiter: „Die Jungs haben genau richtig reagiert“, lobt der Chef. „Sie sind wohlauf. Und wenn sie noch eine Ruhepause brauchen, kriegen sie die auch.“

Die beiden Handwerker wollen mit ihrem spontanen Rettungseinsatz dagegen nicht im Mittelpunkt stehen: „Wir sind einfach froh, dass wir den Leuten helfen konnten. Und jetzt geht es weiter mit der Arbeit“, sagt Louis Marx nur wenige Stunden nach dem Brandausbruch.

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