Bollwerk in Koblenz
Feste Kaiser Franz wird zum Besuchermagneten
Projektleiter Michael Karkosch, Koblenzer Eigenbetrieb Grünflächen- und Bestattungswesen, erklärt die Baumaßnahme.
Wolfgang Lucke

Einige spielten hier als Kinder – vor mehr als 50 Jahren –, andere tranken damals Kaffee im Café mitten im Volkspark. Seit Jahren nun laufen Bauarbeiten am Areal der Feste Franz in Koblenz. Eine Baustellenführung gewährte Einblicke für Neugierige.

Lesezeit 3 Minuten

Manche Juwelen schlummern jahrzehntelang hinter Bauzäunen, bis sie zum Leben erweckt werden. Mit Sicherheit gehört auch das Gebiet der Feste Franz in Lützel zu dieser Kategorie. Und so war es nachvollziehbar, dass die Gelegenheit, an einer geführten Besichtigung teilzunehmen, auf großes Interesse stieß. Den äußeren Rahmen bildete der bundesweite Tag der Städtebauförderung. Für diese Art der Förderung gilt die Feste Franz als ein passgenaues Beispiel, übernimmt der Bund doch 5 Millionen Euro von der Gesamtsumme von 6,7 Millionen Euro. Nachdem der Festungspark Feste Kaiser Franz bereits im Jahr 2022 eröffnet werden konnte, finden im zweiten Bauabschnitt, der 2024 begonnen wurde, derzeit die Arbeiten im Festungsbereich selbst statt.

Die Projektleitung liegt beim Koblenzer Eigenbetrieb Grünflächen- und Bestattungswesen, der bei der Maßnahme von den Büros Schmitt & Pauken aus Cochem und Reschke Landschaftsarchitektur aus Berlin unterstützt wird. Die öffentlichen Führungen organisierten der Eigenbetrieb und der Verein Feste Kaiser Franz.

Eindrucksvoller Blick über Koblenz von der Feste Franz aus
Wolfgang Lucke

Nachdem die Baustelle aufgesperrt war, strömten die Teilnehmer gleich in Richtung Außenkanten, denn der sich bietende Panoramablick gehört sicherlich zu den beeindruckendsten der Region. Eine Besucherin rief begeistert:„Stellen Sie sich vor, von hier aus Rhein in Flammen zu gucken.” Der Lützeler Wolfgang Weger erinnerte sich während des Rundgangs an vergangene Zeiten: „Hier haben wir als Kinder immer gespielt.” Es war eine sehr schöne Gegend, erzählt er, „mit einem Café im Volkspark”. Dass mehr als 50 Jahre alles brach lag, empfinde er als ein Trauerspiel.

Bis Ende des Jahres soll die bauliche Wiederbelebung der Feste Franz abgeschlossen sein, erklärte Projektleiter Michael Karkosch vom Eigenbetrieb. Dabei gilt es, eine gewaltige Aufgabe zu stemmen, berichtete Karkosch: „Der Festungsgraben war voll mit Erde, teilweise kontaminiert, die erst mal weggeschafft werden musste.”

Nun soll wieder Leben in die alten Gemäuer einziehen. Unter anderem ist der Bau einer kleinen Bühne geplant, in den Hang sollen einige Sitzstufen eingebracht werden. Neue Wegeverbindungen werden geschaffen, die Infosysteme optimiert. Die Unterscheidung zwischen den alten Ruinenbauten und den neuen Bauteilen soll optisch erkennbar bleiben, verdeutlichte der Projektleiter.

Die Führung über die Feste Kaiser Franz weckt großes Interesse.
Wolfgang Lucke

Während der erste Teil der Führung den Blick aufs obere Festungsgelände erlaubte, ging es in der zweiten Runde in den unteren Bereich, wo der Zugang in der Bodelschwinghstraße liegt. Matthias Kellermann vom Verein Feste Kaiser Franz sagte: „Ich hätte mir nie träumen lassen, dass die Feste Franz in dieser Weise renoviert wird.”

Im Eingangsbereich sei zum Beispiel das Hauptportal erhalten geblieben, das den einzigen Zugang der Feste darstellt. Kellermann: „Hier marschierten die Soldaten durch. Aber auch möglichen Angreifern stand einzig dieser Zugang zur Verfügung.” So konnte die Verteidigung auf diesen Bereich konzentriert werden. Eine Zugbrücke diente hier zusätzlich der Abwehr. Hier sind auch noch der steinerne Reichsadler und Schießscharten deutlich zu erkennen.

Der sehr aufwendige Bau stellte in seiner Entstehungszeit eine sehr wichtige Investition dar, in wirtschaftlicher wie in militärischer Hinsicht. Kellermann erinnerte auch an die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, als in diesen Gemäuern Menschen wohnten, bis die Gebäude schließlich gesprengt wurden.

Großes Interesse herrschte bei der Führung durch die Feste Franz.
Wolfgang Lucke

Die Feste Kaiser Franz wurde 1822 fertiggestellt und war Teil der preußischen Festung Koblenz und Ehrenbreitstein, die einen Ring von Festungsanlagen um den Zusammenfluss von Rhein und Mosel bildete. Erhalten geblieben sind die beiden seitlichen Enden des Hauptreduits, dem inneren Verteidigungs- und Unterkunftsbau der Feste, sowie der Kehlturm, also der Geschütz- und Wohnturm im rückwärtigen Teil der Festungsanlage. Außerdem bestehen noch die Poterne, ein Tor mit gedecktem Tunnel, der gegen Beschuss sicherte, und Reste der Wallanlagen, die dem Reduit vorgelagert waren, sowie unterirdische Bauteile.

Top-News aus der Region