Über fehlende Unterstützung durch die Kommunalpolitik können sich die betroffenen Anlieger nicht beklagen. Erst hatten sich die Ortsverbände mit dem gefährlichen Mix aus Lärm, Schmutz und Gewalt befasst. Erst kürzlich gab es einen Ortstermin mit der SPD-Fraktion, und am Freitag folgte wieder die CDU. Und der Bundestagsabgeordnete Josef Oster nahm einige Vorschläge mit, mit denen sich auch der Rat zeitnah auseinandersetzen soll. Bei den Gesprächen mit den Anliegern zeigte sich, dass eine alte Forderung der Betroffenen vom Tisch ist: die Umwandlung der unteren Rudolf-Breitscheid-Straße in eine reine Anliegerstraße. Ein solcher Schritt wäre nämlich mit umfassenden Rückbaumaßnahmen verbunden, und die Anlieger müssten mit einer erheblichen Kostenbeteiligung rechnen. Boris von Deringer vom CDU-Ortsverband Pfaffendorf/Asterstein macht deshalb einen Vorschlag, der aus seiner Sicht schnell und kostengünstig umzusetzen ist: die Einführung eines temporären absoluten Halteverbots in diesem Bereich. Dadurch würde verhindert, dass nachts alles zugestellt würde. Voraussetzung dafür wäre allerdings, dass das Ordnungsamt regelmäßig kontrolliert.
Aber auch ohne diese Maßnahme hat die Frequentierung deutlich abgenommen – auch wenn sich die Parkplatzsuche noch stärker in die Rudolf-Breitscheid-Straße verlagert hat. Rollten noch vor wenigen Wochen nachts zwischen 65 und 100 Autos – die sogar aus dem Rhein-Main-Gebiet kamen – an, haben inzwischen die provisorischen Poller Wirkung gezeigt, mit denen eine Sperrung des Bereichs ab 22 Uhr verbunden ist. Diese hatte die Stadt Anfang des Monats installieren lassen, nachdem es in sogar gewalttätige Auseinandersetzungen gegeben hatte. Und zur „Krönung“ wurde dann auch noch ein großer, schwerer Stein, der eigentlich wildes Parken verhindern sollte, die Böschung hinuntergerollt (wir berichteten).
Aktuell bleibt die Frage, ob wirklich alle Anlieger geschlossen hinter den Forderungen der direkt Betroffenen stehen. Offenbar nicht. So lehnt ein Anlieger, der anonym bleiben will, in einem Brief an die Redaktion Sonderregelungen im Sinne der Betreiber des Hotels Rheinkrone ab und weist darauf hin, dass sich der Aussichtspunkt in einem Naherholungsgebiet befindet und über eine öffentliche Straße angedient wird. Eine zeitlich begrenzte Sperrung, die von einer Privatperson vollzogen werde, widerspreche obendrein den Vorschriften. Dazu komme, dass es sehr oft die Gäste des Hotels seien, die das Areal zuparken. Ferner weist der Kritiker darauf hin, dass die Halteverbotsregelung für den Wendehammer aufgehoben wurde. Immerhin gibt es in einem Punkt Einigkeit mit anderen Anliegern: Mit einer entsprechenden Beschilderung wäre das Problem lösbar.
Aufwendiger ist es dagegen, eine dauerhafte Lösung für die temporäre Sperrung zu finden. Derzeit ist es nämlich wirklich so, dass ein Anlieger ehrenamtlich um 22 Uhr die Zufahrt schließt. Nicht nur aus Sicht der CDU kann das keine Dauerlösung sein. Deswegen stehen aktuell zwei Lösungen im Raum: die Anbringung einer Schranke oder ein elektronischer Poller. Die Schranke hat den Vorteil, dass sie schnell und preiswert zu realisieren ist, während für den versenkbaren, elektrischen Poller spricht, dass Hotelgäste jederzeit unkompliziert vom Gelände wegfahren können. Deswegen sind die Betreiber bereit, sich an den Wartungskosten zu beteiligen.
Reinhard Kallenbach