Was können Drohnen im Weinberg leisten? Das Thema wird heiß diskutiert, vor allem vor dem Hintergrund, dass die Flugkörper Pflanzenschutzmittel ausbringen können. Erprobt wird diese seit einigen Monaten. Im Dezember 2024 konnte ein Testflug im Wingert des Weingutes Dötsch-Haupt in Kobern-Gondorf starten – direkt vom Bürgersteig aus. Eine Drohne machte sich auf zu einem ersten Erkundungsflug über die Reben. Den Flug überwacht hat Maximilian Meinert, Fachbereichsleiter Innovation und Landwirtschaft von ZG Raiffeisen. Die Firma aus Karlsruhe macht im laufenden Jahr 2025 einige Probeflüge in der Moselregion.
Mit Meinert und Maximilian Hendgen (35), Weinbaureferent des Bauern- und Winzerverbandes und Geschäftsführer der Weinbauverbände Mosel und Mittelrhein, hat unsere Zeitung über den Einsatz von Drohnen und die Testflüge in Kobern-Gondorf gesprochen.

Welche Projekte laufen derzeit in der Region?
Hendgen: Aktuell läuft eine Zusammenarbeit in Kobern mit den ansässigen Winzern über eine Fläche von knapp 16 Hektar, in diesem Jahr testen wir dort mit der aktuellen Generation Drohnen. Mittelfristig wollen wir mit der Uni Koblenz, dem Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum und verschiedenen Winzerbetrieben in den Austausch und in die Vorbereitungen für ein Innovationsprojekt gehen. Hierzu haben wir Gelder von der EU beantragt. Sollten wir dort den Zuschlag bekommen, könnten wir hoffentlich schon 2026 an den Start gehen. Das Projekt ist dann auf drei Jahre ausgelegt. Ziel ist es, die nächste Generation Drohnen an der Mosel in den praktischen Einsatz zu bringen.
Sind die Winzer eher offen oder verschlossen der neuen Technik gegenüber?
Hendgen: Das lässt sich pauschal nicht sagen, aber gerade an der Terrassenmosel und wegen des Mosel-Apollofalters könnte die Drohne eine innovative Lösung sein.
Welche Vorteile könnte die Drohne bringen, welche Nachteile gibt es, vielleicht auch im Vergleich zum Hubschraubereinsatz?
Hendgen: Die Kritik am Hubschrauber ist ja, dadurch, dass er höher und schneller fliegt, er die Zielflächen nicht so genau trifft. Das heißt, es gibt auch Abdrift in andere Bereiche, was mit Blick auf den Umweltschutz als kritisch angesehen wird. Die Drohne fliegt tiefer und langsamer und ist auch deutlich genauer in der Ausbringung der Mittel. Das hilft beiden Seiten: dem Apollofalter und den Winzern, weil das Pflanzenschutzmittel genau dort ankommt, wo es benötigt wird.

Die Hubschrauber fliegen auch über Wohngebiete, wie sicher ist diese Methode eigentlich für Anwohner in Sachen Gesundheit?
Hendgen: Ich kann sagen, dass der Hubschrauber definitiv nicht über Bebauungen Pflanzenschutzmittel ausbringt, dafür hat er gar keine Genehmigung. Alle Mittel, die eingesetzt werden, durchlaufen zudem ein Zulassungsverfahren, eines der strengsten der Welt, an dem vier Bundesbehörden beteiligt sind. Durch die genauere Applikationstechnik der Drohnen wird eine Abdrift zudem bestmöglich minimiert.
Könnte man damit vielleicht auch die Bewässerung im Sommer regeln?
Meinert: Bewässerung wäre grundsätzlich möglich, ansonsten werden Drohnen speziell für Düngeeinbringung und die sogenannte „erste Gabe“, also eine Düngeausbringung zum Vegetationsbeginn in Flächenkulturen eingesetzt. Bei verschiedenen Pflanzenarten kann zudem eine Zwischenfrucht gesät werden – ohne schweres Gerät einsetzen zu müssen. Mit Drohnen kann man im bestehenden Bestand noch mal aussäen.
Hendgen: Im Steillagenweinbau ist als weiterer Einsatz von Drohnen das Einbringen von Bodenverbesserungsstoffen oder die Datenerfassung in der Fläche vorstellbar. Mit Sensoren kann man beispielsweise erkennen, welche Pflanzen stark- oder schwachwüchsig sind, wo Trockenstress herrscht. Damit kann man bei der Ernte schon eine Vorselektion vornehmen, beispielsweise, damit man für Premiumweine nur nicht gestresste Reben ernten kann.

Das klingt, als würde die Arbeit im Weinberg mittels Technik entromantisiert.
Hendgen: Die Kritik kommt ab und zu, aber wenn man über Jahrzehnte zurückblickt, haben Technologie und Innovation den Betrieben immer geholfen. Wenn man Winzer vor 30 Jahren gefragt hätte, ob sie das Internet brauchen, hätte wohl alle Nein gesagt – heute sind Onlineshops ein wichtiger Absatzkanal.
Meinert: Es ist auch ein Sicherheitsfaktor für Winzer, es braucht zeitgemäßes Arbeitsgerät, das auch den Winzer sichert, speziell in den Steillagen können Drohnen Abhilfe schaffen.

Im Weinberg kann man nicht heilen, nur vorbeugen
In Kobern-Gondorf laufen derzeit Testflüge für Drohnen: Winzer Martin Dötsch erklärt, warum die Drohne eine tragfähige Idee für die Zukunft ist und warum es ohne Pflanzenschutzmittel nicht geht.
Gibt es denn etwas, was Drohnen nicht leisten können?
Meinert: Die Drohne ist immer ein Nischenprodukt, eingesetzt kann sie eine Hilfe sein, aber es gibt viele Bereiche, in denen Drohnen keinen Sinn machen.
Hendgen: Die Drohne kann für den Winzer alles leisten, was mit einer gewissen Entfernung zur Rebe erfolgen kann, wie die Ausbringung von Pflanzenmitteln oder Datenerfassung. Was sie nicht leisten kann, ist alles direkt an der Pflanze oder dem Boden, das wird in den Steillagen Handarbeit bleiben. Der Wille zur Drohne ist da, befeuert durch den Schutz für den Apollofalter. Wir müssen aber festhalten: Weinbau ist ohne Pflanzenschutz nicht möglich.
Technische Daten zum Fluggerät
Die Drohnen eines namhaften chinesischen Herstellers sind akkubetrieben und wiegen unbeladen etwa 36 Kilogramm – zehn Kilogramm davon entfallen auf den Akku. Insgesamt wiegen sie befüllt etwa 80 Kilogramm, heißt es von Maximilian Meinert. Theoretisch können sie bei Wind und Wetter fliegen, eine Wasserfestigkeit macht’s möglich, bei Wind bis zu 36 Stundenkilometern ist ein Flug durchführbar. Pflanzenschutz dürfe allerdings nur bei Windgeschwindigkeiten bis maximal 18 Stundenkilometern ausgebracht werden. Von Propellerspitze bis Propellerspitze erreicht die Drohne eine Spannweite von drei Metern. Vom Boden aus ist sie 80 Zentimeter hoch. red
Der Weinbauverband zum Testflug in Kobern-Gondorf
Beim Testflug in Kobern-Gondorf waren zwei Drohnen des Typs DJI Agras T30 im Einsatz, wie der Weinbauverband Mosel und Weinbauverband Mittelrhein in einer Mitteilung bekannt gibt. Von 7 bis 16 Uhr flogen die beiden über 16 Hektar Rebfläche. Die Behandlung dauerte aufgrund der „geringeren Schlagkraft der Drohne“ deutlich länger, heißt es. Anspruchsvoll waren das „schwierige Gelände mit Mauern, Überhängen und einem relativen Höhenunterschied von bis zu 140 Metern“. Dennoch freue man sich über den geglückten Erstflug. Zudem konnten auch technische Probleme, die im Dezember bei Erprobungen aufgedeckt wurden, behoben werden, ebenso ein Pumpenausfall an einer Drohne. Hier kam ein Ersatzgerät ins Spiel. Im Mai habe das Wetter „einfach gepasst“, heißt es von Max Meinert, bei späteren Terminen werden Wärme und Thermik allerdings noch Herausforderungen bereithalten. „Aber auch hier werden wir Lösungen finden und sind dann auf das Einsatzgebiet eingespielt.“. Nun hoffe man darauf, nicht juristisch ausgebremst zu werden. fan