Koblenz/Region
Es hapert bei Konzentration und Sprache - MYK-Gesundheitsamt stellt hohen Förderbedarf bei Schulanfängern fest
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Koblenz/Region - Sie haben Sprachprobleme, sind unkonzentriert, das soziale Verhalten ist auffällig: Bei etwa jedem vierten Kind, das zum Schuljahr 2013/2014 eingeschult werden sollte, hat das MYK-Gesundheitsamt (zuständig für Stadt und Kreis) Defizite in der Entwicklung festgestellt.

Von unserer Mitarbeiterin Annette Hoppen

Sie haben Sprachprobleme, sind unkonzentriert, das soziale Verhalten ist auffällig – und manche können noch nicht einmal einen Bleistift richtig halten: Bei etwa jedem vierten Kind, das zum Schuljahr 2013/2014 eingeschult werden sollte, hat das MYK-Gesundheitsamt (zuständig für Stadt und Kreis) Defizite in der altersgemäßen Entwicklung festgestellt. Insbesondere bei Konzentrationsfähigkeit und Verhalten zeigt sich im Vergleich zu den Vorjahren eine negative Tendenz.

Dabei gibt es einen deutlichen Geschlechterunterschied: Jungen schneiden in allen Untersuchungsbereichen schlechter ab als Mädchen. Aber auch ein leicht positiver Trend ist zu verzeichnen: Die Zahl der übergewichtigen Kinder geht seit einigen Jahren leicht zurück, lag aber 2013/2014 im Durschnitt immer noch bei 10,4 Prozent.

858 Kinder wurden 2013 im Koblenzer Stadtgebiet untersucht, 1836 Kinder im Kreis. Für die Stadt empfahl das Gesundheitsamt bei rund 22 Kindern (umgerechnet aus den Prozentwerten), die Einschulung zurückzustellen, im Kreis wurde diese Empfehlung für etwa 70 Kinder ausgesprochen. Rund 24 der 858 auf Stadtebene untersuchten Kindern empfahl das Gesundheitsamt den Besuch einer anderen schulischen Einrichtung (zum Beispiel einer Förderschule). Für den Kreis wurde diese Empfehlung für etwa 54 aller 1836 untersuchten Kinder ausgesprochen.

Die Untersuchung zeigt teils alarmierende Ergebnisse. So geht der Anteil der Kinder, deren Verhalten als unauffällig beurteilt werden kann, seit 2009 deutlich zurück: Waren es zum Schuljahr 2009/2010 noch 81,25 Prozent Kinder, die als verhaltensunauffällig eingestuft wurden, sank dieser Prozentsatz zum Einschulungsjahr 2013/14 auf 75,9 Prozent. Gleichzeitig ist der Anteil der Kinder mit Konzentrationsproblemen im gleichen Zeitraum von 11,01 Prozent auf 17,6 Prozent angestiegen.

Sprachverständnis, Sprachkompetenz und Informationsverarbeitung: In Koblenz sah das Gesundheitsamt bei 24,2 Prozent aller Jungen und bei 16,6 Prozent aller Mädchen einen Förderbedarf. Im Kreisgebiet wurde ein Förderbedarf für 20,5 Prozent der untersuchten Jungen festgestellt sowie für 16 Prozent der Mädchen.

Aussprache: Mehr als 30 Prozent der Jungen in der Stadt hatten hier Probleme, dazu 17,5 Prozent der Mädchen. Ähnlich verhält es sich im Kreis, wo rund 30 Prozent der Jungen Auffälligkeiten zeigten. Bei den Mädchen waren es hingegen „nur“ knapp 20 Prozent. Der Förderbedarf ist entsprechend geschlechtsspezifisch unterschiedlich, liegt nach den Empfehlungen des Gesundheitsamtes bei den Jungen bei etwa 20 Prozent, bei den Mädchen bei rund 11 Prozent. Ob die Ergebnisse der Sprachuntersuchung in Verbindung mit einem Migrationshintergrund gebracht werden können, lässt sich aus der Statistik nicht herauslesen. Zwar bestand bei 6,9 Prozent aller untersuchten Kinder eine Mehrsprachigkeit. Nur 1,4 Prozent verfügten aber über unzureichende Deutschkenntnisse.

Verhalten: Ein Viertel aller untersuchten Kinder zeigte Verhaltensauffälligkeiten, insbesondere Konzentrationsschwächen. Förderbedarf bei der Konzentrationsfähigkeit bestand stadtkreisübergreifend bei rund 22 Prozent der Jungen, bei den Mädchen auf Stadtebene bei 11,2 Prozent, auf Kreisebene bei 8,5 Prozent.

Feinmotorik/Grobmotorik: Hier zeigten rund 25 Prozent der Kinder Defizite, insbesondere bei der „Grafomotorik“, also bei der Stifthaltung, Strichführung und Kraftdosierung. Grobmotorisch zeigten sich Probleme bei etwa 20 Prozent aller untersuchten Kinder, vor allem beim Einbeinhüpfen. Auch hier wird ein Geschlechterunterschied sichtbar: Der Förderbedarf bei den Jungen war mehr als doppelt so hoch wie bei den Mädchen.

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