Schulhof soll zum Ort für alle Einheimischen werden - Initiative des Einwohners Volker Cornet von Music Live findet breite Unterstützung
Erstes Jugend- und Stadtteilfest: Rübenacher Volker Cornet setzt mit anderen Idee um
Das Rockmobil ist vielseitig nutzbar – als Bühne und als Soundsystem. Beim Jugend- und Stadtteilfest wird es am Samstag für Scratch-Workshops bereitstehen. Als es 2021 die ersten Male auf den Schulhof kam, versuchten sich auch diese Mädchen an den Turntables. DJ Daniel Wittig steht den Kindern dabei zur Seite.
Katrin Steinert (Archiv)

Rübenach stand schon oft wegen Vandalismus und problematischen jungen Leuten in den Schlagzeilen. Doch zuletzt nehmen die positiven Entwicklungen Fahrt auf. Dazu gehört auch das erste Jugend- und Stadtteilfest, das ein Rübenacher als gemeinsinnstiftende Begegnung initiiert hat.

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Der Schulhof des Koblenzer Stadtteils Rübenach ist ein familienfreundlicher und leidgeplagter Ort: Schultags wird er von Jungen und Mädchen belebt, nachmittags lernen hier Kinder mit ihren Eltern Radfahren, spielen Basketball oder tauschen sich aus – abends treffen sich in der Nähe Jugendliche. In den vergangenen Jahren wurde der Schulhof auch häufiger Zielscheibe von Vandalismus, sodass er phasenweise videoüberwacht und geschlossen wurde.

Es braucht immer einen, der das in die Hand nimmt und sich den Hut aufsetzt.

Volker Cornet, Rübenacher und Geschäftsführer von Music Live

Nun könnte eine neue Zeitrechnung beginnen: Das Gelände soll von Samstag an, 15. Juni, zum Symbol einer breiten Stadtteilgemeinschaft werden. Dann findet zum ersten Mal ein Jugend- und Stadtteilfest statt, und zwar von 14 bis 20 Uhr. Alle Rübenacher sind dazu eingeladen.

Volker Cornet, Rübenacher und Initiator des Festes Foto: Kai Myller
Kai Myller

Initiator ist der Rübenacher Volker Cornet: „Es braucht immer einen, der das in die Hand nimmt und sich den Hut aufsetzt“, sagt er gegenüber unserer Zeitung. Denn den Wunsch und die Idee zu einem Fest gab es unter den Einheimischen schon länger, schildert der Pädagoge, Musiker und Geschäftsführer von Music Live. Dass es ausgerechnet jetzt veranstaltet wird, hat verschiedene Gründe.

Music Live wird 40 – das Rockmobil 30

Die Musikerinitiative Music Live feiert 2024 ihren 40. Geburtstag. Der Verein ist als anerkannter, jugendfördernder Verein im Sinne des Kinder- und Jugendhilfegesetzes in Koblenz aktiv. „Grundidee war und ist ein Zusammenschluss von Musikern, insbesondere im populären Musikbereich, zur Lösung anstehender Probleme wie z.B. der Proberaumsituation, Auftrittsmöglichkeiten, Kontakten zu Veranstaltern, Beratung in verschiedenen Bandfragen“, heißt es auf der Internetseite. Im Januar 1994 kam das Projekt Rockmobil dazu. Seitdem betreibt der Verein im Auftrag der Stadt Koblenz und des Landes mobile, aufsuchende Jugendarbeit mit Musik. Als 2021 Corona-Lockerungen es ermöglichten, wurde es als Treffpunkt nach Rübenach geschickt. kst

Zum einen feiert die Musikerinitiative in diesem Jahr ihren 40. Geburtstag – „und wir wollten diesmal keine große Feier, sondern mehrere kleine Sachen machen“, berichtet der Familienvater. Dazu zählt beispielsweise auch der Musikflohmarkt. Und es wird am Sonntag, 18. August, 15 bis 17 Uhr, eine Music-Live-Talent-Stage geben mit Jugendkonzerten von Poprock- und Hip-Hop-Gruppen. Und jetzt eben auch das Stadtteilfest, „das wir einfach mal raushauen und schauen, was passiert“. Es gehe darum, „mal etwas Gemeinsinnstiftendes zu machen und zu sagen: Wir verbringen alle zusammen eine gute Zeit.“

Selbst erst vor zehn Jahren hergezogen

Cornet selbst ist erst vor zehn Jahren von Bonn nach Rübenach gezogen und findet, dass es dort kein richtiges Zentrum gibt. Der gefühlte Ortsmittelpunkt sei rund um die Schule, Spielplatz und Fußballplatz. Und dadurch, dass Music Live mit dem Rockmobil und den Musikworkshops schon seit 2021 in Rübenach auf dem Schulhof Station macht, und jedes Mal Menschen anzieht, lag die Idee nahe, das Sommerfest dort zu gestalten.

Der Vater eines Grundschulkindes rannte mit seiner Idee zum gemeinschaftsstärkenden Fest offene Türen ein bei Vereinen, Schule, Ortsvorsteher und der mobilen Jugendarbeit, die hier bei dem Sozialpädagogen Jörg Kress liegt (wir berichteten). Auch das Rockmobil zählt seit 2001 zur aufsuchenden Jugendarbeit im Stadtteil. Cornet sprach mit dem Fußballverein, der sich um die Getränke kümmert, mit dem TV Rübenach, der ein Kaffee- und Kuchenbüffet anbietet – „obwohl wir uns nicht kannten, sagten die alle zu, richtig toll“.

Von Kinderschminken über Spiele bis hin zu Bands

Die Rübenacherin Hanna Jones von Jobs for Moms bietet Kinderschminken und Infos zu ihrer Serviceplattform an, es gibt Torwandschießen, das Spielmobil Kowelix ist am Ort, Peyman Neinavaei von der Eiszeit steht mit Pizza bereit für die Gäste, „und ab 16 Uhr beginnt dann das Bühnenprogramm mit Musik“ von jungen Bands aus der regionalen Szene und DJ-Musik.

Der Sozialpädagoge Jörg Kress nutzt das Fest dazu, um mit den Jugendlichen kreativ zu werden – falls sie mögen. Seine Erfahrungen als Tischler kommen ihm dabei zugute: Er beginnt ab Donnerstag, eine Torwand zu zimmern – und freut sich, wenn Jugendliche ihm dabei helfen. Sein mittelfristiges Ziel ist es, einen Jugendtreff in den beiden blauen Containern auf dem Schulhof einzurichten. Kress freut sich auf Samstag:

Ähnlich wie Essen ist Musik die sanfteste Form, Menschen miteinander in Verbindung zu bringen.

Jörg Kress, Sozialpädagoge von der mobilen Jugendarbeit der Stadt Koblenz

Für ihn als Sozialpädagoge sei das Fest ein wichtiger Schritt, um weiter in den Stadtteil hineinzuwachsen. Kress betont, dass Music Live und die mobile Jugendarbeit der Stadt eine jahrzehntelang gewachsene Kooperation verbindet.

Ortschef ist stolz auf Rübenacher

Der frisch bestätigte Ortsvorsteher Thomas Roos sagt begeistert: „Ich finde es unglaublich toll, dass dieses Fest von einem Bürger ausgehend entsteht, und viele mitziehen.“ Roos bat Hilfe an, falls es etwas mit der Stadt zu klären gibt. „Aber das läuft erstaunlich ruhig und in Eigenregie.“ Volker Cornet betont, dass auch der Schulleiter direkt bereit war, den Schulhof für das Fest zu öffnen. Zudem zeigten sich Ordnungsamt und Gebäudemanagement der Stadt sehr kooperativ, berichtet er.

Schulleiter David Janser sagt auf Anfrage: „Der Schulhof ist ein besonders wertvoller Ort mitten in Rübenach und sollte von allen auch geschätzt werden.“ Deshalb freue er sich sehr darüber, „möglichst viele Rübenacher Jugendliche auf dem Schulhof begrüßen zu dürfen, und wünscht allen ein unterhaltsames und schönes Fest“. Aus pädagogischer und väterlicher Sicht erklärt Cornet, dass die nun heranwachsenden Kinder als Jugendliche davon profitieren werden, dass sich aktuell viele Seiten darum kümmern, für Jugendliche eine nachhaltige Jugendarbeit und Angebote aufzubauen. Das Stadtteilfest darf somit als weiteres Steinchen in diesem Mosaik gelten.

Von Katrin Steinert

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