Ergebnis im Ausschuss wirft Fragen auf
Erste Hürde genommen: Transfrau siegt in der Vorwahl für das Queeramt
Wahlvorschlag: Wer soll Queerbeauftragte:r werden?
Transfrau Patricia Pederzani (Grüne) hat die erste Hürde auf dem Weg zur Queerbeauftragten der Stadt Koblenz genommen.
Steinert Katrin. Katrin Steinert

Transfrau Partricia Pederzani hat die erste Hürde auf dem Weg zur Queerbeauftragten der Stadt Koblenz genommen: Die Grüne erhielt im Vorentscheid deutlich mehr Stimmen als ihr Konkurrent von der AfD.

Wahlvorschlag: Wer soll Queerbeauftragte:r werden?
Transfrau Patricia Pederzani (Grüne) hat die erste Hürde auf dem Weg zur Queerbeauftragten der Stadt Koblenz genommen.
Steinert Katrin. Katrin Steinert

Die Mitglieder des Gleichstellungsausschusses trafen damit in geheimer Wahl die Beschlussempfehlung für den Stadtrat. Der entscheidet am 25. Mai, ob Pederzani Queerbeauftragte für die Stadt Koblenz wird – oder nicht. Für die 33-Jährige bleibt es spannend, ob sie auch dort ausreichend Stimmen erhält. „Das hängt jetzt davon ab, welche politischen Mehrheiten organisiert werden können“, sagte die Koblenzerin nach der Empfehlungswahl in der Sondersitzung.N

Neun zu eins für die Transfrau

Wahlvorschlag: Wer soll Queerbeauftragte:r werden?
Im Gleichstellungsausschuss wird gewählt: Welche(r) Kandidat(in) die meisten Stimmen bekommt, wird dem Stadtrat vorgeschlagen, zu(m/r) Queerbeauftragten gewählt zu werden.
Steinert Katrin. Katrin Steinert

Das Ergebnis lautete: Neun zu eins für die Transfrau. Sicher ist, dass alle vier Grüne (einschließlich der Kandidatin) Pederzani wählten. Auch die Stimmen von SPD (4) und Linkspartei (1) dürften ihr sicher gewesen sein. Joachim Paul indes hat vermutlich als Einziger sich selbst gewählt. Spannend ist die Frage, warum es sechs Enthaltungen gab. Diese lassen sich auch als Vorbehalte gegen die Person Pederzani interpretieren, die vor allem aus dem Kreis der CDU zu erwarten sind. Neben den vier Christdemokratinnen dürften auch die FDP (1) und die Freien Wählern (1) sich ihrer Stimme enthalten haben.

Kaum Chancen ausgerechnet

AfD-Mann Joachim Paul hatte sich kaum Chancen ausgerechnet. Das äußerte er kurz vor der Wahl. Er hatte gehofft, bei der Sitzung ein paar Worte zu seiner Kandidatur sagen zu können. Bei der ersten Sitzung Mitte März, in der ursprünglich gewählt werden sollte, hatte er sich entschuldigen lassen. „Ich war verhindert. Der Besuch des ukrainischen Botschafters ist eine veritable Entschuldigung“, meinte er. Und fügte hinzu: „Man sollte mir der Fairness halber die Möglichkeit geben, mich hier auch vorzustellen.“ Was genau er als Queerbeauftragter vorgehabt hätte, blieb in diesem Gremium unausgesprochen.

Die Grünen beantragten zu Beginn, direkt zu wählen, um den AfD-Politiker kaltzustellen. Wobei jedem und jeder klar war, für welche Absichten der Koblenzer eintritt. Durch die Berichterstattung unserer Zeitung war öffentlich bekannt geworden, dass Joachim Paul in einem Videointerview gesagt hatte, dass er zeigen wolle, dass das Amt eines Queerbeauftragten überflüssig sei. Mehrheitlich wurde dem Antrag stattgegeben, bei vier Enthaltungen und zwei Gegenstimmen – Joachim Paul und David Josef Hennchen (FDP). Die Beschlussempfehlung hatte bereits in der Sitzung am 15. März stattfinden sollen. Perderzani hatte sich dort vorgestellt, Paul sich entschuldigen lassen.

Wahlvorschlag: Wer soll Queerbeauftragte:r werden?
Joachim Paul (AfD) gibt im Gleichstellungsausschuss seine Stimme ab.
Steinert Katrin. Katrin Steinert

Als abgestimmt werden sollte, meldete die CDU überraschend Beratungsbedarf an. Mithilfe der Stimmen von SPD (3), FDP (1) und AfD (1) wurde dem entsprochen und die Wahl für das Ehrenamt verschoben. Die CDU begründete dies mit Krankheitsfällen in der Fraktion, sodass im Vorfeld keine Beratung möglich gewesen sei. Auf Nachfrage, ob die CDU erwäge, dem AfD-Kandidaten die Stimme zu geben, betonte CDU-Frau Monika Sauer: „Das ist keine Option.“

So verlief die erste Wahl 2020: Ruby Nilges gegen Udo Eulgem

Die erste Queerbeauftragte von Koblenz war die bisexuelle, damals 24-jährige Koblenzerin Ruby Nilges. Sie hatte sich in der Empfehlungswahl des Gleichstellungsausschusses mit acht Stimmen knapp gegen ihren Mitbewerber Udo Eulgem, bekannt durch seine Rolle als Dörthe Dutt, durchgesetzt. Im Stadtrat wurde Nilges mehrheitlich bei 23
Ja-Stimmen, 18 Gegenstimmen und einer Stimmenthaltung in offener Abstimmung für die Amtszeit der verbleibenden Wahlperiode bis 2024 gewählt. Im August 2022 legte sie aus gesundheitlichen Gründen überraschend das Amt nieder. kst

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