Schiffsunternehmer aus Holland
Er hat die riesigen Brückenteile nach Koblenz gebracht
Harmjan van der Ham ist ein bisschen stolz auf seine besondere Fracht: Er hat die schweren Brückenteile nach Koblenz gebracht.
Alexej Zepik

Seit Samstagnachmittag liegt das große Güterschiff vor dem Schloss in Koblenz, ein Premiumplatz, den Kapitän Harmjan van der Ham nicht immer hat. Auch seine Ware ist etwas Besonderes.

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Drei riesige Stahlträger hatte der Koppelverband „Innovation/Innovation II,“ an Bord, der vor dem Koblenzer Schloss liegt. Immerhin rund 870 Tonnen, die Teile der Pfaffendorfer Brücke werden. Dagegen sieht das Häuschen vorn am Schiff fast zierlich aus. „Aber es ist nicht klein, wir haben vier Schlafzimmer und zwei Bäder“, sagt Schiffseigner Harmjan van der Ham ein bisschen stolz. „Wollen Sie mal drauf?“

Na klar! Eine steile Treppe geht es hinunter von der eigens errichteten Brücke, dann einen Schritt über den Rhein und am Schiff entlang auf einem ganz schmalen Weg bis zur Treppe auf dem Schiff, die zur Führerkabine leitet. „Jetzt ist es trocken und sonnig“, sagt der 43-Jährige in fast akzentfreiem Deutsch. „Aber im Winter, oder wenn es im Herbst regnet und stürmt, da ist es ganz schön rutschig.“ Man muss gut aufpassen an Bord eines solchen Schiffes, zumal, wenn man Kinder dabei hat.

Die Familie ist fast immer zusammen, nur zur Schule musste Hannah (links) ins Internat. Jetzt macht sie Ferien mit ihrer Schwester Rhodé und ihren Eltern Harmjan van der Ham und ihrer Mutter Willemieke.
Alexej Zepik

Und das haben van der Ham und seine Ehefrau Willemieke: Die fünfjährige Rhodé springt auf dem Schiff herum und hat auch eine Schaukel an Deck, sie kommt zum Gespräch mit unserer Zeitung und lacht fröhlich. Die 17-jährige Hannah genießt nun ebenfalls ihre freie Zeit: Sie hat die Schule beendet, will bald Grundschullehrerin werden. Ihr zu Ehren flattert auch die Fahne an Bord, mit dem niederländischen Wort für „geschafft“ – mit dem Transport der wichtigen Brückenteile hat das also gar nichts zu tun, wie Beobachter der Brückenbaustelle vermuten.

Auch eine Schaukel gibt es an Bord.
Stadt Koblenz/Andreas Egenolf

„Aber ja, es ist schon etwas Besonderes, die Teile zu transportieren“, sagt der Schiffer. Ende der vergangenen Woche wurden die drei Teile im Mannheimer Rheinau Hafen auf den unter niederländischer Flagge fahrenden Koppelverband verladen. Am Freitagabend legte das Schiff dann mit seiner schweren Fracht ab, um von Mannheim aus rheinabwärts seine Fahrt in Richtung Koblenz zu bewältigen, wo das Schiff am Samstagnachmittag ankam.

Auf diesem Schiff sind die drei 70, 27 und 28 Meter langen Stahlträger von Mannheim nach Koblenz gekommen.
Alexej Zepik

Harmjan van der Ham und seine Frau fahren alles, auch Sand, Raps, was grad so kommt. Schon seit 2003 haben sie das Schiff und sind ebenso lange unterwegs. „Aber es ist schwieriger geworden mit den Anlegestellen“, sagt van der Ham. In die Mosel kann er nicht, dafür ist sein Schiff wegen der Schleusen zu lang.

Und wenn beispielsweise die eine Anlegestelle in Horchheim belegt ist, ist die nächste in Bingen – das ist eine halbe Tagesreise mit dem Schiff. Zum Glück kann auch seine Frau fahren, sonst würde das gar nicht gehen. „Aber es wird wirklich immer schwieriger, sich zu versorgen und an Land zu kommen.“

„Wir machen alles zusammen.“
Der Schiffer ist froh über sein Leben.

Die 17-jährige Hannah hat ein Internat besucht, auch das geht gar nicht anders, ebenso wird es bei Rhodé sein. „Freitags haben wir sie dann immer geholt“, sagt der Vater, „mit dem Auto“. Das Wochenende hat die Familie zusammen verbracht. „Wir machen alles zusammen“, sagt der Schiffsführer ganz selbstverständlich. So wie andere Menschen es machen, dass sie tagsüber zum Arbeiten getrennt sind und sich nur am Abend sehen, das können er und seine Frau sich gar nicht vorstellen. „Die führen doch zwei Leben“, sagt er.

Tauschen möchte er auf keinen Fall, und den Rhein entlang zu fahren, findet er auch beim 1000. Mal noch schön. Jetzt besonders: Ihr momentaner Liegeplatz quasi vor dem Schloss, den sie jetzt seit Samstag haben, seitdem sie die Brückenteile aus Mannheim gebracht haben, ist toll. So einfach kommen sie selten an Land, und so lang liegen sie auch kaum irgendwo. Eine gute Gelegenheit, einmal ein Eis essen zu gehen und Koblenz zu genießen, sagt der Vater – und die drei anderen nicken dazu.

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